Präsidium

Ein starkes Team: Das Präsidium ist der Kopf der IHK-Vollversammlung – und gibt die grundlegende Richtung vor.
Präsident und Präsidium leiten unsere IHK im Sinne der Entscheidungen und Vorgaben der Vollversammlung. Das Präsidium unterstützt die Arbeit der Vollversammlung, in dem es wichtige Themen oder erforderliche Beschlüsse der Vollversammlung inhaltlich vorbereitet. Die Führungsriege setzt sich im Moment aus elf Unternehmer*innen zusammen – der IHK-Präsident Andreas Kirschenmann und zehn Vizepräsident*innen.

Kurzporträts der Mitglieder des Präsidiums

IHK-Präsident Andreas Kirschenmann
Andreas Kirschenmann, Gastroback GmbH
Oft erreicht man IHKLW-Präsident Andreas Kirschenmann unterwegs – nicht selten irgendwo zwischen seinem Wohnort Deinste, dem Firmensitz in Hollenstedt und Lüneburg, wo er der IHK Lüneburg-Wolfsburg zum zweiten Mal als Präsident vorsteht. Manchmal auch im Wohnmobil auf dem Weg an die See oder zu einer Probe mit seiner Jazz-Band. „Ich bin ein Nomade“, sagt der 56-Jährige und meint es so – wie alles, was er ausspricht.
Als Mann der klaren Worte schätzen den Gastroback-Besitzer auch seine Mitstreiter*innen im Präsidium. Als verlässliche „Stimme der Vernunft“, die sich beharrlich und konstruktiv zu Wort meldet, die vieles abmildert und manches abwendet.
Als der Diplom-Kaufmann neu beim Premium-Anbieter für Küchentechnik war, damals noch Assistenz der Geschäftsleitung, war es seine Initiative, die die Gastroback GmbH zum Ausbildungsbetrieb machte. Und zuletzt machte er mit der 10-Punkte-Resolution „#GemeinsamBesseresSchaffen – jetzt!“ von sich reden. Adressiert an den Bundeskanzler zeigt das Papier auf, wie Deutschland schneller werden und wieder auf Wachstumskurs kommen kann. Andreas Kirschenmann ist überzeugt: „In den regionalen Kammern können wir über die DIHK Themen bis ganz nach oben durchspielen.“
Überregulierung, Energiepreise, Klimatransformation, Fachkräftemangel – unaufgeregt, aber mit Nachdruck spricht der gebürtige Stader über relevante Themen – auch wenn er die Politik dafür „nerven“ müsse. „Ich lebe in Ideen und Chancen, nicht in Bedenken.“ Erst kürzlich hat er eine Kampagne zur Europawahl angeregt, um für die Stimmabgabe zu motivieren. Das sei für die Zukunft jedes einzelnen Arbeitsplatzes und für unsere Sicherheit entscheidend: „Wir können die europäische Idee nicht leichtfertig verwerfen.“ Offen über alles reden, was einen bewegt – das sei essenziell für die Zukunft, aber leider für viele nicht selbstverständlich. Für den IHKLW-Präsidenten ist es das. „Ich habe immer ein offenes Ohr für die andere Seite am Tisch. Weil ich alle mitnehmen will.“

Dominic Frentzel, Allianz Generalvertretung D. Frentzel
Big Player oder Einzelkämpfer - wie breit das neue Präsidium aufgestellt ist, beweisen Mitglieder wie Dominic Frentzel. Der gelernte Kommunikationselektroniker arbeitet seit 2013 als Versicherungsexperte für die Allianz in Celle, nachdem er zuvor gleich drei verschiedene Fachausbildungen absolviert hatte.
Seit 2017 ist der heute 48-Jährige Teil der Vollversammlung. „Ich habe mich in der Vergangenheit zum Beispiel im regionalpolitischen Ausschuss engagiert, weil ich mitgestalten möchte, wie sich die Innenstädte entwickeln.“ Mit seiner Agentur in einem denkmalgeschützten Gebäude direkt an der Aller und unweit des Schlossparks beheimatet, ist es Dominic Frentzel wichtig, nah dran zu sein an den Bedürfnissen und Problemen, die seine Kund*innen bewegen. Immerhin rund 1400 Privatpersonen und mehr als 200 Unternehmen.
„Ich bin bekannt dafür, dass ich gern mit Weitblick agiere. Und ich habe festgestellt, dass dieser Anspruch Vertrauen schafft.“ Ein spezielles Thema, das den Selbstständigen vor allem umtreibt, sind Datenschutzvereinbarungen. „Leider glaubt man, den Verkauf mit Vorgaben zum Schutz der Kund*innen zu steuern. Nach meiner persönlichen Wahrnehmung werden jedoch Hürden aufgebaut: Niemand kann und will alles lesen, was vor Vertragsabschluss übergeben werden muss.“ Dabei könne es nicht gewollt sein, wenn Kund*innen wegen der Papierflut Produkte meiden würden. „Es hält im Arbeitsalltag nur auf, für alles Regeln zu schaffen. Man muss Datenschutz leben.“
Aline Henke, Hankensbütteler Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG
Wenn Aline Henke vom Unternehmen spricht, das ihr Vater quasi zeitgleich zu ihrer Geburt gegründet hat, dann vergleicht sie es gern mit einem „Geschwisterchen am Tisch“. „Ich bin mit der ,Hankensbütteler Kunststoffverarbeitung‘ zusammen groß geworden“, sagt die 51-Jährige, für die keinesfalls von vornherein klar gewesen sei, dass sie eines Tages den Staffelstab übernehmen würde.
Nach einer Ausbildung zur Industriekauffrau habe sie ein Wirtschaftsstudium begonnen und irgendwann den Vater dabei unterstützt, einen Betrieb in Mexiko aufzubauen. „Als er überlegte, das Unternehmen zu verkaufen und wir es für die Veräußerung vorbereiteten, war mir klar: Jetzt will ich!“ Und weil es Aline Henke schon immer gewurmt hat, dass sie in einer Gegend, die nicht gerade für Kunststoffverarbeitung bekannt ist, allzu häufig die angebotenen Lehrberufe erklären muss, war Ausbildung „immer ein Riesenthema“ für sie. „Mit unserem praxisnahen Azubitag ,Hallo Zukunft‘ haben wir in der Samtgemeinde auf die etablierte IHK-Initiative ,Moin Future‘ aufgesattelt und geben regelmäßig Einblicke in lebendige Werkstätten“, sagt Aline Henke, die seit 2007 in der IHK aktiv und nun zum zweiten Mal Präsidiumsmitglied ist – einmal sogar kurzzeitig als Oberhaupt.
„Meiner Meinung nach ist die IHK ein wirtschaftliches Multitool, man muss es nur nutzen. Ich bin jedenfalls schon mit vielen Lösungsansätzen nach Hause gefahren.“ Dem „Wissensdiamanten neue Facetten geben“, beschreibt Aline Henke, die auch im Arbeitgeberverband Lüneburg aktiv ist, ihr Engagement. Man müsse offen für Neues bleiben – dann stehe der Aufwand in keinem Verhältnis zum Gewinn.
Dr. Nina Lorea Kley, Geschäftsführerin der Feldbinder Spezialfahrzeugwerke GmbH, Winsen (Luhe):
„Ausbildung“ und „Pflichtmitgliedschaft“ – zwei Schlagworte, die auch Nina Kley sofort in den Sinn kommen, wenn sie beschreiben will, womit sie die IHK anfangs gedanklich verbunden hat. „Das hat sich jedoch bald geändert, als ich erkannt habe, dass die Mitglieder selbst den Ton angeben können.“
Aktuell in der zweiten Legislaturperiode aktiv, lobt die 47-jährige Geschäftsführerin der Winsener „Feldbinder Spezialfahrzeugwerke GmbH“ die besondere „Energie“, die vom IHK-Netzwerk ausgehe. „Gerade in Zeiten, in denen wir von einer Krise in die nächste geraten, ist dieses eine sichere und gut informierte Quelle.“
Die promovierte Juristin arbeitete nach dem Studium in einer Münchner Großkanzlei, bevor sie mit 32 in das Unternehmen eingestiegen ist, das ihr Vater 1975 zusammen mit einem Partner gegründet hatte. „Das war so nie klar, aber mich hat irgendwann die Personalsparte und der enge Bezug zu den Menschen gereizt.“ Heute spürt die Unternehmerin deutlich die Verantwortung für den Betrieb und die 830 Mitarbeitenden. Immer wieder nutzt sie die guten IHK-Kontakte, um Vertreter aus der Politik in den eigenen Betrieb einzuladen – um Einblicke zu gewähren und Betroffenheit zu erzeugen.
Als Vorsitzende im Berufsbildungsausschuss (BBA) legt Nina Kley größten Wert auf das Thema Ausbildung, und es ist ihr ein Anliegen, den Nachwuchs direkt anzusprechen. „Ich entsende zum Beispiel gern junge Frauen als ,IHK-Ausbildungsbotschafter*innen‘, damit sie erklären können, dass handwerkliche Berufe heutzutage nicht mit purer Körperkraft, sondern vor allem mit Talent zu tun haben.“ Die Zeit, die es braucht, um sich außerbetrieblich zu engagieren und eben jenes Netzwerk zu nutzen, das sie selbst als persönlichkeitsbildend erlebt hat, stellt Nina Kley ihren Mitarbeitenden bereitwillig zur Verfügung. „Wer gute Erfahrungen macht, der engagiert sich auch weiter.“
Dr. Rüdiger Kühl, DE-VAU-GE Gesundkostwerk Deutschland
Nach der Wahl zur Vollversammlung vor fünf Jahren zum ersten Mal direkt im Präsidium gelandet, ist Dr. Rüdiger Kühl nach eigener Aussage „sofort auf den Geschmack gekommen“. „Ich habe bald festgestellt, dass diese Gruppe Gleichgesinnter aus ganz unterschiedlichen Sparten gemeinsam viel bewegen kann“, sagt der 56-jährige Geschäftsführer der DE-VAU-GE Gesundkostwerk Deutschland GmbH, zu der Werke in Lüneburg und Tangermünde gehören. Rüdiger Kühl denkt dabei etwa an die Diskussion um das Energieeffizienzgesetz von Wirtschaftsminister Robert Habeck im vergangenen Jahr.
„Ich konnte erleben, dass Argumente, die ich eingebracht hatte, dank DIHK bis ganz nach oben weitergegeben wurden.“ Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler, dessen „erste Karriere“ in der Milchwirtschaft stattfand, kam 2011 als DE-VAU-GE-Entwicklungsleiter nach Lüneburg. „Eine herausfordernde Zeit, denn das Unternehmen wurde als inhabergeführtes Familienunternehmen komplett neu aufgestellt – ein bisschen wie bei einem Start-up.“ Erst vor rund fünf Jahren fand Rüdiger Kühl, mittlerweile Geschäftsführer, die Zeit, zusätzlich zum Tagesgeschäft auf internationaler Bühne auch noch Verantwortung für die Region wahrzunehmen. „Bei mehr als 900 Mitarbeitenden, die mit ihren Familien auf ein lebenswertes Umfeld angewiesen sind, fühlt man diese Verpflichtung sehr deutlich“, sagt der gebürtige Schleswig-Holsteiner, der noch immer unweit der Lübecker Bucht wohnt. Er ist überzeugt: „Es braucht Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Sonst kann Deutschland bei der aktuellen politischen Zerklüftung nicht bestehen.“

Armin Maus, Volkswagen Aktiengesellschaft
34 Jahre lang hat Armin Maus als Journalist gearbeitet, die Hälfte davon als Chefredakteur. Es brauchte schon eine ganz besondere Herausforderung, um den in Beirut als Sohn von Exportkaufleuten geborenen Zeitungsmacher „abzuwerben“. Die Autostadt in Wolfsburg hat es geschafft. „Uns verbindet die gemeinsame Leidenschaft für Mobilität, seit ich in Niedersachsen lebe“, sagt der 59-Jährige, und meint damit nicht nur das Automobilmuseum „ZeitHaus“, das er zusammen mit der Familie besonders gern besucht. Zuletzt hatte Armin Maus die Braunschweiger Zeitung geleitet, seit 2021 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der Autostadt.
„Ich war neugierig darauf, wie die Kommunikationsplattform eines Weltkonzerns von innen aussehen kann. Jetzt kann ich sagen: Es ist beeindruckend. In der Autostadt bin ich auf ein Team aus Menschen getroffen, die ihren Job mit Expertise und Herzblut machen.“ Dass er die Leitung eines Unternehmens, das unter anderem der größte außerschulische Lernort Niedersachsens ist, geöffnet an 363 Tagen im Jahr, als Ehre empfinde, sei keine Koketterie. Ebenso wenig die folgende Aussage: „Wenn man die Möglichkeit hat, etwas zum Gemeinwohl beizutragen, dann hat man auch die Pflicht dazu.“
Seit Jahren bekleidet Armin Maus mehrere ehrenamtliche Positionen – nun gehört auch ein Sitz im IHK-Präsidium dazu: „Die Kammer ist so relevant, weil sie eben nicht nur eine Branche vertritt, sondern eine große Bandbreite von Unternehmen und Unternehmerpersönlichkeiten mit starker regionaler Verankerung.“ Zusammen formten diese eine „unglaublich wichtige Stimme der deutschen Wirtschaft“, die definitiv gehört werde und noch stärker gehört werden sollte. Ein Thema, das ihn in besonderer Weise beschäftige, sei die Gewinnung von Fachkräften. „Auch diese Region benötigt Menschen von außen – aus Deutschland und der ganzen Welt. Deshalb müssen wir die Attraktivität des Standortes steigern.“ Dazu gehöre ein Fokus auf das Thema Ausbildung. „Initiativen wie ,ready4work‘, zu deren Gründungspartnern die Volkswagen AG zählt, beweisen, dass man etwas bewegen kann, um junge Menschen zu unterstützen.“ Dabei fuße die Kraft der deutschen Wirtschaft keineswegs nur auf großen Unternehmen: „Die Wirtschaft ist nur leistungsfähig, wenn sie vielgestaltig ist.“
Andreas Otto, Gifhorner Wohnungsbau Genossenschaft eG
„Ich bin ein Ehrenamtsmensch“, sagt Andreas Otto von sich. Nicht, weil es sich gut anhört, sondern einfach, weil es so ist. „Es braucht Menschen, die Probleme aus dem normalen Leben in die Institutionen tragen. Das erdet diese, und es erdet den, der sich einbringt“, so das IHK-Präsidiumsmitglied. Seit stolzen 42 Jahren arbeitet der 59-Jährige für die Gifhorner Wohnungsbau-Genossenschaft (GWG), ist außerdem in der Kommunalpolitik und als Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Gifhorn aktiv. In der IHK-Vollversammlung engagiert sich Andreas Otto bereits seit 2007.
„Man erhält die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen, da man mit Themen umgehen muss, mit denen man sonst nichts zu tun hat.“ Zudem bringe der Austausch in den IHK-Gremien auch Vorteile für das eigene Unternehmen. „Wo sonst bekommt man wichtige Informationen so früh und so detailliert?“, fragt Andreas Otto. Immer wieder gebe es Aspekte, die er als dortiger Ratsvorsitzender auch in den Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen e.V. (vdw) einbringen könne.
Rund 2400 Wohnungen unterhalte die GWG und stehe damit in unmittelbarer Verbindung mit den Menschen, aber auch mit der lokalen Wirtschaft, der Infrastruktur und der Stadtentwicklung. „Deshalb möchte ich in der IHK auch für Sichtweisen und Betroffenheiten der Wohnungswirtschaft sensibel machen.“ Vom neuen Präsidium erhofft sich Andreas Otto Impulse etwa beim Thema Bürokratieabbau: „Wir haben eine Mischung aus Persönlichkeiten mit jahrelanger Erfahrung und aus neuen Mitgliedern, die gänzlich unverbraucht sind. Dazu einen Präsidenten, der in Unternehmen und Politik hochanerkannt ist.“
Christoph Rädecke, C. Hasse & Sohn Inh. E. Rädecke GmbH & Co. KG
Vor zwei Jahren konnte das Unternehmen „C. Hasse & Sohn“ aus Uelzen, Experte für Dach- und Bauwerksabdichtung, das 150-jährige Jubiläum feiern. Bei einer derart langen Firmenhistorie ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass Christoph Rädecke von sich sagt, er habe langfristiges Denken „mit der Muttermilch“ aufgenommen. „Nicht die Quartalsergebnisse zählen, sondern dass man einen langen Atem hat“, sagt der 54-Jährige, der 1996 als Prokurist ins Familienunternehmen eingestiegen und seit 2019 alleiniger Inhaber ist. Einen langen Atem haben – das gilt auch für sein Engagement in unserer IHK Lüneburg-Wolfsburg, wo Christoph Rädecke bereits in der dritten Legislatur aktiv ist. Und so wertet er es zum Beispiel als Erfolg der IHK, dass der angestrebte Ausbau der A39 mittlerweile als „vordringlicher Bedarf“ kategorisiert wird.
Als Unternehmen mit 120 Mitarbeitenden und einer Ausbildungsquote von zehn Prozent liegen dem Unternehmer selbstverständlich die Themen Aus- und Weiterbildung am Herzen. Zudem möchte er den Bürokratieabbau vorantreiben: „Energie, Infrastruktur, Logistik – es geht nicht um die Frage, welche Regelung als erste abgeschafft gehört. Es ist die Summe an Regulierungen, Statistiken und Abfragen, die Prozesse unübersichtlich macht und verlangsamt.“ Besonders kleinere Unternehmen seien häufig überfordert. Aus diesem Grund begrüßt es Christoph Rädecke, dass man mit Andreas Kirschenmann einen Präsidenten in der Runde habe, „der für die Beschleunigung des Bürokratieabbaus brennt“. Besonderes Augenmerk verdienten auch die Herausforderungen, die sich aus dem Klimawandel ergeben. „Wo eben gefühlt noch ,alles gut‘ war, kann es plötzlich nicht schnell genug gehen. Die Politik muss erkennen, dass wir in den Unternehmen eine gewisse Verlässlichkeit in der Planung benötigen.“
Ruth Staudenmayer, Geflügelhof Schönecke GmbH
Der Drang, stetig den eigenen Horizont zu erweitern, hat Ruth Staudenmayer dazu gebracht, sich ehrenamtlich in der IHK zu engagieren. Dass die Geschäftsführerin von „Geflügelhof Schönecke“ sich nun bereits zum zweiten Mal im Präsidium einbringt, hat außerdem mit der Erkenntnis zu tun, dass sie wirklich etwas für die eigene Region erreichen kann.
„Arbeitsgruppe, Ausschuss- oder Pinnwand-Arbeit – man findet immer ein Thema, für das man sich einsetzen kann.“ Schließlich müsse sich jeder einzelne fragen, wo er wie leben möchte. „Wollen wir nur noch in den Metropolen oder im Einkaufscenter auf der grünen Wiese einkaufen? Oder ein lebenswertes Spektrum vor der Haustür haben?“ In der IHK habe sie gelernt, wirtschaftliche und politische Vernetzungen besser zu verstehen. Dass manches länger dauere als gewünscht – ein Beispiel wäre die Ertüchtigung der Strecke Hamburg-Lüneburg – müsse man hinnehmen. „Es braucht Menschen wie uns, die nicht müde werden, sich auch in schwierige Probleme reinzuhängen“, sagt die gelernte Kulturwissenschaftlerin, zu deren Familienbetrieb 134 Mitarbeitende an zehn verschiedenen Standorten gehören. Rund 30 sind in der Zentrale in Neu Wulmstorf tätig, andere auf dem niedersächsischen Geflügelhof und wieder andere in der Filiale im Ottenser Einkaufszentrum Mercado sowie auf diversen Wochenmärkten in der Region.
„Wir haben eine sehr traditionelle Perspektive: Das Umland versorgt die Stadt.“ Und weil die passionierte Jägerin und zertifizierte Wild-Sommelière in unterschiedlichen Bundesländern tätig ist, weiß sie auch, wie hilfreich eine Vereinheitlichung von Regeln wäre – etwa in der Berufsausbildung und Anerkennung von Berufsabschlüssen. „Ich bin glücklich, dass man im Rahmen der IHK-Arbeit auch die Möglichkeit bekommt, viele andere Betriebe zu besuchen.“ Dabei könne man sich von Unternehmer*in zu Unternehmer*in auch einmal zu den täglichen Herausforderungen im Betrieb austauschen. Ruth Staudenmayer ist überzeugt: „Man bekommt bei diesem Ehrenamt immer mehr zurück als man einbringt.“
Anke Tielker, Unternehmensberatung Anke Tielker
Anderthalb Stunden hin und anderthalb Stunden zurück. So viel Zeit benötigt Anke Tielker, um zwischen ihrem Resthof in Walsrode und der IHK in Lüneburg zu pendeln. „Ich würde diesen Weg nicht auf mich nehmen, wenn der Output nicht so groß wäre.“ Auch von ihrer insgesamt dritten Legislaturperiode, der ersten als Präsidiumsmitglied, erhofft sich die Beraterin viele neue „Aha-Momente“.
„Durch die Arbeit in der IHK ist man am Puls der Zeit“, sagt Anke Tielker, die als Beraterin, Speakerin und Referentin arbeitet – in den eigenen Seminarräumen, in Unternehmen und auf Firmenveranstaltungen. In 22 Jahren Selbstständigkeit hat sie gelernt, sich immer wieder auf neue Themen einzustellen. Aktuell sei Fachkräftemangel ein Problem, das sie sehr bewege. „Wie kann man sich innerbetrieblich aufstellen, damit Mitarbeitende nicht nur kommen, sondern auch bleiben?“ Anke Tielker, die selbst zwei Angestellte hat, wünscht sich insgesamt deutlich mehr Rückhalt für kleine und mittelständische Unternehmen, welche immerhin 90 Prozent der heimischen Wirtschaft ausmachten. Dazu gehöre auch die Aufklärung über Fördermöglichkeiten. „Es geht gar nicht um ein Mehr an Förderung, sondern darum, dass alle davon erfahren und Hilfen ohne große Hürden beantragen können.“ Kleinen Unternehmen fehle es häufig schlichtweg an Zeit, Personal oder juristischer Kompetenz.
„Ich finde grundsätzlich, dass man KMUs verstärkt in Entscheidungsprozesse einbeziehen sollte.“ So begrüße sie die Mischung im Präsidium – übrigens auch, was die Geschlechterverteilung angehe. „Mir geht es dabei jedoch nicht um eine Quote, sondern darum, dass Frauen mit großer Berufserfahrung vertreten sind.“ Insgesamt brauche die Wirtschaft mehr Frauen als Fachkräfte. „Es gibt zu viele, die zu Hause sind, ohne ihre Kompetenzen in einen adäquaten Job einbringen zu können.“ Dass Familie und Beruf unter bestimmten Bedingungen möglich sei, wisse sie von sich selbst: „Mein zweiter Name ist Zeitmanagement.“
Thomas Treude, Thomas Treude GmbH
„Eine Firma bekommt man nur einmal angeboten.“ Thomas Treude kann sich noch sehr gut an die Worte seines damaligen Universitätsprofessors erinnern. Tatsächlich entschied sich der gelernte Bankkaufmann und Student der Wirtschaftswissenschaften 1992, den Hörsaal gegen das väterliche Unternehmen einzutauschen. Die Treude GmbH – 1971 in Celle gegründet – gehört zu den Pionieren des System- und Containerbaus.
„Anders als zu Beginn zählen längst nicht mehr nur Bauunternehmen, sondern etwa auch Industrieunternehmen, Kommunen und Sozialeinrichtungen, die kurzfristig Arbeits- oder Lagerräume benötigen, zu unseren Kunden“, sagt der 57-Jährige. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat er den Betrieb kontinuierlich weiterentwickelt. „Unsere Firmenfläche ist auf 15.000 Quadratmeter angewachsen, schließlich haben wir mittlerweile 2000 in Deutschland gefertigte Container im Bestand, die mein Team und ich in einem Radius von rund 200 Kilometern vermieten.“
Dass er den Austausch mit anderen Unternehmer*innen als außerordentlich gewinn- und nutzbringend empfindet, hat Thomas Treude schon früh erkannt. Bei den Wirtschaftsjunior*innen gestartet und dort schließlich im Bundesvorstand, fand er den Weg zur IHK und ist bereits sei 2007 Mitglied der Vollversammlung. „Ukraine-Krieg, Lieferkettenprobleme oder andere Krisenmomente – die Arbeit in Vollversammlung und Präsidium verschafft mir eine gewisse Entspannung, da die Probleme bei allen ähnlich sind.“ Was er in den vielen Jahren Ehrenamt gelernt habe? „Auch ein Kompromiss ist ein Erfolg, denn er bedeutet, dass man sich gemeinschaftlich mit einem Problem auseinandergesetzt hat, und dass es weitergeht.“