Konjunkturbericht Braunschweig-Wolfsburg 2. Quartal 2024

Gesamtwirtschaft Region Braunschweig-Wolfsburg

2024-02-BS-Grafik 2 Linie Allg Konjulage
Auch wenn sinkende Inflationsraten und teilweise rückläufige Energiepreise der regionalen Wirtschaft zuletzt etwas Erleichterung verschafft haben, bleiben die grundlegenden Rahmenbedingungen für die Unternehmen heikel. Die Kosten für Energie und Vorprodukte sind immer noch hoch und auch die Kosten für den Faktor Arbeit steigen spürbar an. Hinzu kommen die Zinsbelastung und der allgegenwärtige Fach- und Arbeitskräftemangel. Auf der Nachfrageseite herrscht dagegen weiter Zurückhaltung. Dies gilt zum einen für den Konsum, der bisher noch nicht nachhaltig von der robusten Arbeitsmarktlage und den jüngsten Reallohnsteigerungen profitieren konnte. Zum anderen bleibt auch die Nachfrage nach Investitionsgütern begrenzt – und zwar sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Hinsichtlich des Auslandsgeschäfts ist festzustellen, dass die anziehende Weltkonjunktur nicht bei der regionalen Exportwirtschaft ankommt. Die Exporte werden dabei keineswegs nur durch geopolitische Unsicherheiten und Handelshemmnisse ausgebremst – auch hausgemachte Ursachen wie die hohe Bürokratie- und Kostenbelastung sorgen dafür, dass die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen in zunehmendem Maße leidet.
2024-02--BS-Grafik 3 Indikatoren Gesamtwirtschaft
Auch im Inlandsgeschäft stellen Investitionsgüter derzeit keine Verkaufsschlager dar, zumal die Investitionsbereitschaft der Unternehmen durchwachsen bleibt. Im Vergleich zum Vorquartal ist sie sogar wieder merklich zurückgegangen. Derzeit geht nicht einmal jeder vierte Betrieb von einer Ausweitung seiner inländischen Investitionen aus. 46 Prozent rechnen zumindest mit einem gleichbleibenden Volumen. 30 Prozent planen jedoch, ihre Investitionsbudgets am Heimatstandort einzukürzen. Dabei ist der Investitionsbedarf grundsätzlich ausgesprochen hoch, denn ohne umfassende Investitionen werden die Herausforderungen der Digitalisierung oder der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz kaum zu bewältigen sein. In diesem Zusammenhang stimmt es bedenklich, dass nicht wenige Unternehmen erwägen, ihre Investitionen nun vermehrt auf ausländische Standorte zu lenken.
2024-02--BS-Grafik 1 Ballons Branchen im Vergleich

Industrie

2024-02--BS-Grafik 4 Indikatoren Industrie
Die regionale Industriekonjunktur ist im Sommer nach wie vor durch eine unterdurchschnittliche aber immerhin stabile Auftrags- und Umsatzentwicklung gekennzeichnet. Derzeit berichten noch 27 Prozent der produzierenden Unternehmen aus der Region von einem schlechten Geschäftsverlauf; im Frühjahr hatten 38 Prozent über eine schlechte Lage geklagt. Fast unverändert zum Vorquartal haben nur 17 Prozent der Industriebetriebe eine gute Geschäftslage vorzuweisen. Der Saldo aus positiven und negativen Rückmeldungen liegt daher bei -10. Für mehr als die Hälfte der Unternehmen hat sich die Geschäftslage in der Zwischenzeit nicht verändert. Gestiegene Arbeits- sowie nach wie vor hohe Energie- und Rohstoffkosten, die letztlich zu einer Verteuerung der Produktpalette führen, wirken sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im internationalen Vergleich bei gleichzeitiger Nachfrageschwäche im Inland aus. Auch die Exporterwartungen werden eher mit Skepsis als mit Zuversicht betrachtet. Mit geschäftlichen Einbußen rechnen daher in den kommenden zwölf Monaten 27 Prozent der Produktionsunternehmen. Lediglich neun Prozent der Industriebetriebe hoffen auf bessere Geschäfte im weiteren Jahresverlauf. Eine wesentliche Stimmungsaufhellung ist in der regionalen Industrie also weiterhin nicht erkennbar.

Einzelhandel

2024-02--BS-Grafik 5 Indikatoren Einzelhandel
Die Einzelhandelsunternehmen leiden unter der anhaltenden Kaufzurückhaltung in der Bevölkerung. Im Sommer haben sich die geschäftlichen Lagebeurteilungen der Händler im Vergleich zum Vorquartal insgesamt wieder verschlechtert. Vier von zehn Befragten haben schlecht laufende Geschäfte zu verzeichnen und in etwa gleich viele Einzelhändler (44 Prozent) bezeichnen ihre Lage als unverändert. Demgegenüber hat sich der Anteil der Händler, die von gut laufenden Geschäften berichten, auf 15 Prozent erhöht (Vorquartal: acht Prozent). Aus einer differenzierten Analyse ist ersichtlich, dass vor allem Online-Händler steigende Umsätze erzielen konnten, während der Umsatz im stationären Handel stagnierte. Angesichts der fortwährenden Unsicherheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere der nach wie vor schlechten Konsumneigung, sind die Zukunftsaussichten der Einzelhändler von Zurückhaltung geprägt: 44 Prozent der befragten Unternehmen erwarten in den kommenden zwölf Monaten eine ungünstigere Geschäftsentwicklung, mit besseren Geschäften rechnen lediglich sechs Prozent der Händler. Immerhin die Hälfte der Einzelhändler geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Die zukünftigen Investitions- und Beschäftigungsabsichten folgen den von Unsicherheit geprägten Prognosen.

Großhandel

2024-02--BS-Grafik 6 Indikatoren Grosshandel
Der Konjunkturklimaindikator für den Großhandel ist auf das Niveau vom Jahresende 2023 gesunken, was auf die erneut schwächeren Rückmeldungen der Branche zu ihrer aktuellen Geschäftslage zurückzuführen ist. 45 Prozent der befragten Großhändler berichten von schlecht laufenden Geschäften, während nur noch zwei Prozent der Befragten dieser Branche eine gute Geschäftssituation verzeichnen können. Immerhin 53 Prozent der Grossisten bezeichnen ihre Lage als befriedigend. Wie sich zeigt, haben sich die Erträge und Umsätze im Großhandel zuletzt verringert. Trotz dieser Entwicklung blicken die Grossisten weniger pessimistisch auf die zukünftige Geschäftsentwicklung als noch in den Vorquartalen. Nur noch 36 Prozent der befragten Unternehmen rechnen in dem kommenden zwölf Monaten mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage; im Frühjahr hatten noch fast die Hälfte aller Großhändler ihre geschäftlichen Aussichten als schlecht vorausgesagt. Insgesamt 44 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus und sogar jedes fünfte Unternehmen vermeldet mittlerweile positive Geschäftsprognosen. Die weniger pessimistischen Erwartungen spiegeln sich allerdings nicht in den Investitions- und Beschäftigungsplanungen des Großhandels wider.

Dienstleistungen

2024-02--BS-Grafik 7 Indikatoren Dienstleistungen
Obwohl der sektorale Konjunkturklimaindikator um einige wenige Punkte zulegen konnte, tritt die Dienstleistungswirtschaft auf der Stelle. Die Unternehmensmeldungen zur aktuellen Geschäftslage fallen zwar etwas positiver aus, dennoch bleiben die Dienstleister in ihren Einschätzungen zur künftigen Geschäftsentwicklung zurückhaltend. So berichtet aktuell jedes dritte Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche von einer guten Geschäftslage und 44 Prozent von zumindest befriedigenden Geschäften. Der Anteil der Dienstleister mit einer aktuell schlechten Geschäftssituation verharrt wie im Vorquartal bei 22 Prozent. Wie sich hier zeigt, fehlen vielen Dienstleistungsunternehmen nach wie vor Aufträge von heimischen Industriekunden. Auch in der Beurteilung ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung sehen die Dienstleister keine Trendumkehr: So rechnen wie im Frühjahr 31 Prozent der befragten Dienstleistungsbetriebe mit einer ungünstigen Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten, wohingegen nur neun Prozent besser laufende Geschäfte erwarten. Keine Änderungen zum Positiven zeichnen sich in diesem Rahmen bei den Beschäftigungsplanungen der Dienstleister ab. Zudem sinkt die Investitionsbereitschaft der Branche.