Konjunkturbericht Nordostniedersachsen 2. Quartal 2024

Gesamtwirtschaft Nordostniedersachsen

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Auch wenn sinkende Inflationsraten und teilweise rückläufige Energiepreise der regionalen Wirtschaft zuletzt etwas Erleichterung verschafft haben, bleiben die grundlegenden Rahmenbedingungen für die Unternehmen heikel. Die Kosten für Energie und Vorprodukte sind immer noch hoch und auch die Kosten für den Faktor Arbeit steigen spürbar an. Hinzu kommen die Zinsbelastung und der allgegenwärtige Fach- und Arbeitskräftemangel. Auf der Nachfrageseite herrscht dagegen weiter Zurückhaltung. Dies gilt zum einen für den Konsum, der bisher noch nicht nachhaltig von der robusten Arbeitsmarktlage und den jüngsten Reallohnsteigerungen profitieren konnte. Zum anderen bleibt auch die Nachfrage nach Investitionsgütern begrenzt – und zwar sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Hinsichtlich des Auslandsgeschäfts ist festzustellen, dass die anziehende Weltkonjunktur nicht bei der regionalen Exportwirtschaft ankommt. Die Exporte werden dabei keineswegs nur durch geopolitische Unsicherheiten und Handelshemmnisse ausgebremst – auch hausgemachte Ursachen wie die hohe Bürokratie- und Kostenbelastung sorgen dafür, dass die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen in zunehmendem Maße leidet.
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Auch im Inlandsgeschäft stellen Investitionsgüter derzeit keine Verkaufsschlager dar, zumal die Investitionsbereitschaft der Unternehmen durchwachsen bleibt. Sie verharrt auf dem niedrigen Niveau des Vorquartals. Derzeit geht nicht einmal jeder fünfte Betrieb von einer Ausweitung seiner inländischen Investitionen aus. 41 Prozent rechnen zumindest mit einem gleichbleibenden Volumen. 40 Prozent planen jedoch, ihre Investitionsbudgets am Heimatstandort einzukürzen. Dabei ist der Investitionsbedarf grundsätzlich ausgesprochen hoch, denn ohne umfassende Investitionen werden die Herausforderungen der Digitalisierung oder der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz kaum zu bewältigen sein. In diesem Zusammenhang stimmt es bedenklich, dass nicht wenige Unternehmen erwägen, ihre Investitionen nun vermehrt auf ausländische Standorte zu lenken.
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Industrie

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Der Konjunkturklimaindikator der Industrie hat den stärksten Rückgang aller Branchen zu verzeichnen und ist von 99 Punkten auf nunmehr 83 Punkte gefallen. Das ist auf die deutlich schlechtere Beurteilung der aktuellen Geschäftslage zurückzuführen. Es überwiegt jetzt der Pessimismus. Derzeit berichten 32 Prozent der produzierenden Unternehmen aus der Region von einem schlechten Geschäftsverlauf. Im Frühjahr hatten lediglich 14 Prozent über eine schlechte Lage geklagt. Nur noch zwölf Prozent der Industriebetriebe bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut. Im Vorquartal waren es dagegen mit 39 Prozent mehr als dreimal so viele.
Gestiegene Arbeits- sowie nach wie vor hohe Energie- und Rohstoffkosten, die letztlich zu einer Verteuerung der Produktpalette führen, wirken sich negativ auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aus. Gleichzeitig ist eine schwache Inlandsnachfrage zu verkraften. Auch die Exporterwartungen werden eher mit Skepsis als mit Zuversicht betrachtet. Mit geschäftlichen Einbußen rechnen daher in den kommenden zwölf Monaten 15 Prozent der Produktionsunternehmen. 14 Prozent der Industriebetriebe rechnen mit besseren Geschäften im weiteren Jahresverlauf. Eine wesentliche Stimmungsaufhellung ist in der regionalen Industrie also weiterhin nicht erkennbar.
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Einzelhandel

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Die Einzelhandelsunternehmen leiden unter der anhaltenden Kaufzurückhaltung in der Bevölkerung. Im Sommer haben sich die geschäftlichen Lagebeurteilungen der Händler im Vergleich zum Vorquartal nur leicht verbessert. Der Konjunkturklimaindikator stieg um vier Punkte auf 85 Punkte an. Aus einer differenzierten Analyse ist ersichtlich, dass vor allem Online-Händler steigende Umsätze erzielen konnten, während der Umsatz im stationären Handel stagnierte. Angesichts der fortwährenden Unsicherheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere der nach wie vor schlechten Konsumneigung, sind die Zukunftsaussichten der Einzelhändler von Zurückhaltung geprägt: 34 Prozent der befragten Unternehmen erwarten in den kommenden zwölf Monaten eine ungünstigere Geschäftsentwicklung, mit besseren Geschäften rechnen lediglich elf Prozent der Händler. Immerhin 55 Prozent der Einzelhändler gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Die zukünftigen Investitionsabsichten folgen den von Unsicherheit geprägten Prognosen.
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Großhandel

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Der Konjunkturklimaindikator des Großhandels ist auf 61 Punkte gefallen. Das ist der niedrigste Branchenwert. Rückmeldungen der Branche zu ihrer geschäftlichen Lage sind zwar nicht mehr so pessimistisch wie im Vorquartal, jedoch überwiegt nach wie vor die Skepsis. Aktuell berichtet nicht einmal jeder sechste Grossist über gut laufende Geschäfte. 40 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Situation als befriedigend, 45 Prozent beurteilen ihre Geschäftslage jedoch als schlecht. Natürlich kann sich auch der Großhandel der allgemeinen Konjunkturflaute nicht entziehen. Entsprechend zögerlich fällt das Bestellverhalten der seiner Kunden aus. Weite Teile des Wirtschaftszweiges sind hiervon betroffen.
So leidet der produktionsbezogene Großhandel unter der trägen Industriekonjunktur, den konsumnahen Großhandel trifft dagegen die anhaltende Kaufzurückhaltung der Verbraucher. In der Folge sind die Umsätze und Erträge der Branche unter Druck geraten. Hoffnung auf Besserung ist bei den Grossisten kaum vorhanden. Dies zeigen die Prognosen für die Geschäfte im weiteren Jahresverlauf. Demnach bewertet die Hälfte der Großhändler ihre geschäftlichen Aussichten als schlecht. Bessere Geschäfte erwartet dagegen lediglich zwei Prozent der Großhandelsunternehmen.
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Dienstleistungen

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Obwohl der sektorale Konjunkturklimaindikator um 14 Punkte zulegen konnte, tritt die Dienstleistungswirtschaft auf der Stelle und liegt mit 96 Punkten unter dem neutralen Wert von 100 Punkten. Die Unternehmensmeldungen zur aktuellen Geschäftslage fallen zwar etwas positiver aus, dennoch bleiben die Dienstleister in ihren Einschätzungen zur künftigen Geschäftsentwicklung zurückhaltend. So berichtet aktuell jedes vierte Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche von einer guten Geschäftslage und 56 Prozent von zumindest befriedigenden Geschäften. Vielen Dienstleistungsunternehmen fehlen nach wie vor Aufträge von heimischen Industriekunden.
Die zukünftige Geschäftsentwicklung schätzen die Dienstleister zwar nicht mehr so negativ ein wie im Vorquartal, dennoch überwiegt der Pessimismus. So rechnen 28 Prozent der befragten Dienstleistungsbetriebe mit einer ungünstigen Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten, wohingegen nur 13 Prozent besser laufende Geschäfte erwarten. Als Konsequenz daraus sind die Investitions- und Beschäftigungsplanungen der Dienstleister von Vorsicht und Zurückhaltung geprägt.
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