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Neue Ideen, neue Wege
Sie wollen Türöffner sein
Türen öffnen und andere unterstützen, eigene Wege einzuschlagen: Das will das Team der Doorways gGmbH mit Sitz im Landkreis Lüneburg. Benjamin Scharweit (40), Dr. Carina Bohlayer (34) und Jakob Weers (32) haben aus der Leuphana Universität Lüneburg heraus gegründet. Sie entwickeln, implementieren und evaluieren Trainingsprogramme, die unternehmerisches Denken und Handeln fördern.
Seit 2017 arbeiteten die drei am Institut für Management und Organisation an den wirtschaftspsychologischen Trainingsprogrammen. „Wir konnten die Effekte wissenschaftlich auswerten und zeigen, dass sie nachhaltig wirksam sind“, sagt Scharweit.
2022 gründete das Trio die gGmbH. Mittlerweile sind die Umsätze so gestiegen, dass sich alle drei ausschließlich auf ihre Arbeit bei Doorways konzentrieren können. Aktiv ist das Unternehmen durch Kontakte zur Weltbank und anderen internationalen Organisationen vor allem in Afrika und Asien, aber Doorways bietet seine Programme auch in Deutschland an. Zielgruppen sind Studierende, Auszubildende, Selbstständige und Angestellte gleichermaßen – und ihre Forschungen zeigen: Zwei Jahre nach dem Training verfügten die Teilnehmenden über signifikant mehr Einkommen, hatten mehr Unternehmen gegründet oder sich stärker diversifiziert und machten mehr Umsatz als Vergleichsgruppen.
Im Unterschied zu anderen Business-Trainings fokussiert das Konzept nicht primär Sachthemen, sondern vor allem Persönlichkeit und Psychologie: zum Beispiel proaktiv zu handeln, Neues auszuprobieren und Fehler als Chance wertzuschätzen.
Fehler haben die drei selbst auch gemacht: „Wir haben in einem Projekt zu wenig auf die Qualität der Trainer geachtet, was sich sofort in den Ergebnissen widerspiegelte“, so Scharweit. „Darauf legen wir heute besonderen Wert.“ Nächste Ziele sind weitere Veröffentlichungen von Studien zur Evidenz der Trainings, der Aufbau eines Standorts in Sambia und die Entwicklung einer digitalen Version des Trainings samt App und unter Einbeziehung von Künstlicher Intelligenz.
Musikinstrumente aus Walsrode in die Welt
Der Übergang war zwar nicht immer einfach, aber heute ist Hugo Hokema froh über den gefundenen Weg: Der 40-Jährige hat den Betrieb seines Vaters gekauft und stellt sich dem notwendigen Wandel. Hokema produziert in Walsrode Musikinstrumente und verkauft sie in die ganze Welt. Bestellungen kommen aus Israel, Kanada, Australien und den USA. Gerade lief eine Bestellung aus Shanghai auf.
Nach einer mehrjährigen Übergangszeit, begleitet durch die Nachfolgeberatung unserer IHKLW, hatte Hugo Hokema seinem Vater die Firma zum 1. Januar 2020 abgekauft und per Darlehen finanziert. „Zu einem extern geschätzten Preis“, betont er, „damit alles sauber geregelt ist.“ Seither erlebte der Betrieb mit der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg größere Krisen als in den vorherigen 35 Jahren seines Bestehens. „Wir mussten uns mehrfach neu erfinden und stark anpassen.“
Gegründet hatte Peter Hokema die Firma 1985, etwa 15 Jahre später erfand er die „Sansula“: Er verwandelte das afrikanische Zupfinstrument Kalimba, indem er es auf ein Trommelfell setzte. Das Patent ist zwar mittlerweile ausgelaufen, aber der Markenname ist noch geschützt.
Sohn Hugo lernte zunächst Heilerziehungspfleger, begann aber direkt nach seiner Ausbildung, im Betrieb zu arbeiten. „Es passte super, weil mein Vater gerne in der Werkstatt war und ich lieber im Büro“, erzählt der heutige Inhaber. Als nächste Generation baute Hugo Hokema einen Onlinehandel auf, die erste große Veränderung für die Firma. Und der Wandel geht weiter. „Anstatt wie früher an den Großhandel, wollen wir verstärkt an die Endkundschaft verkaufen“, erklärt Hokema. Die Umsätze sinken dadurch zwar, aber die Margen steigen. „Bei steigenden Kosten ist das die einzige Chance, auf dem Markt zu bestehen.“
Gerade musste er sein Team von 16 Personen auf acht verkleinern, auch das Sortiment wird er reduzieren. „Wir haben festgestellt, dass online Weniger mehr ist: Im stationären Handel ist eine große Auswahl gut, online funktioniert eine kleine Auswahl besser.“
Eine Sozialgenossenschaft für Inklusion
© Steffen Schult
Wenn viele Puzzleteile zusammenpassen, kann etwas entstehen wie hier: Nach vielen Jahren verschiedenster Tätigkeiten hat Justus Sprengel seine Ideen in einer Neugründung zusammengefügt. „Nunc“ heißt die Genossenschaft des Gifhorners.
Schon während seines Studiums hatte der Sozialarbeiter Kontakt zu Projektmanagement, beschäftigte sich intensiv damit, was auf Englisch Social Entrepreneurship heißt und was er am liebsten so übersetzt: die Lösung gesellschaftlicher Probleme mit unternehmerischen Mitteln.
„Das hat mich total gepackt“, sagt der 33-Jährige. Während seiner Masterarbeit beschäftigte er sich mit Ideen, wie ein solches Sozialunternehmen aussehen könnte. Etwa zwei Jahre später ist seine Idee fast schon Realität und heißt „Nunc“. Der Name steht einerseits für das lateinische Wort für „jetzt“, gleichzeitig für „neue Unternehmer*innen, neue Chancen“. Die Genossenschaft versteht sich als Begleiterin von Menschen, die kreativ und unternehmerisch tätig sein wollen und Kompetenzen haben, dies aber aufgrund von Beeinträchtigungen wie etwa psychischen Erkrankungen nicht alleine können. Denn: „Für diese Menschen gibt es zu wenig Angebote auf dem Arbeitsmarkt. Wir wollen ihnen eine Anlaufstelle bieten, sind aber inklusiv und offen für alle. Wir wollen weg vom Stigma sozialer Hilfsbedürftigkeit, arbeiten hybrid und sozialinnovativ.“
Schwierig war an dem Prozess, dass der Gründer ihn nebenberuflich vorantrieb. „Die größte Herausforderung war, den Überblick zu behalten“, sagt der frisch gebackene Vorstandsvorsitzende. „Außerdem hätte einiges sicher etwas schneller gehen können, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte.“ Gleichzeitig hat Sprengel auch viel Unterstützung erlebt: „Viele Menschen haben mich von Anfang an unterstützt. Zum Beispiel an der Ostfalia Hochschule und in dem Gifhorner Unternehmen Stellwerk, in dem ich seit vielen Jahren angestellt bin.“ Die nächsten Schritte sind der rechtliche Abschluss zur eingetragenen Genossenschaft und danach die eigene Website. Denn dafür war noch keine Zeit.
Carolin George
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