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Vom Online-Shop bis zur Bodenbeschichtung
Schönes speziell für Familien
Nina Kämpf hat in Lüneburgs Innenstadt ein Haus für Büros und einen Showroom gemietet.
© Philipp Schulze / phs-foto.de
Mit einem Blog für Mütter fing es an. Heute ist Nina Kämpf Geschäftsführerin einer GmbH mit drei Angestellten und betreibt nicht nur einen Instagram-Kanal mit mehr als 100.000 Followern, sondern auch einen Online-Shop für familienaffine Produkte. Und auch das ist nur ein Teil der „Pizza“, wie die Unternehmerin selbst ihr vielfältiges Geschäft nennt.
Nina Kämpf studierte in Hamburg Modejournalismus und Medienkommunikation. 2021 zog sie mit ihrer Familie nach Lüneburg und nahm ihre GmbH mit – die hatte sie Anfang 2020 gegründet. Strategisch geplant hatte die heute 31-Jährige ihr Unternehmertum nicht, „es hat sich alles organisch entwickelt“. Als sie mit 23 Jahren das erste Mal schwanger war und ihr heutiger Ehemann noch studierte, gründete sie auf Vorschlag einer Freundin einen Mama-Blog bei Instagram. Ihr Ziel damals: „Ich brauchte einen Kinderwagen“ – die jungen Eltern hatten wenig Geld. Es funktionierte, und zwar mehr als das. Als ihre erste Tochter ein Jahr alt war, konnte Nina Kämpf von ihrem Instagram-Kanal über bezahlte Werbebeiträge bereits leben. „95 Prozent meiner Inhalte produziere ich selbst, fünf Prozent sind Werbung“, erklärt sie ihr Geschäft.
Heute dient ihr Blog vor allem als Vermarktungsplattform für ihre anderen Geschäftsbereiche: Gemeinsam mit ihrem Mann Dennis Köhler und zwei Angestellten betreibt sie den Online-Shop „Wer wir wurden“. Dort gibt es Möbel und Mode, Schmuck und Kunstdrucke – und eine Reihe namens „Kinder stärken“. Die mittlerweile dreifache Mutter lässt Glitzerhaarspangen für Jungen und Poster mit stärkenden Sprüchen produzieren und gibt ihr eigenes Kinderbuch heraus: „Bo mit der rosa Erdbeerhose“.
Als das Paar 2023 eine persönliche Krise erlebte, entschieden sie sich zur Reduktion und Neuausrichtung des Unternehmens. Aus einst 16 festen externen Mitarbeitenden wurden zwei, im Shop werden ausschließlich selbst in Auftrag gegebene Produkte verkauft. Hergestellt werden sie in Deutschland, Europa und China. „Das widerspricht zwar meinem ursprünglichen Anspruch, war für Handelsprodukte aber anders nicht möglich.“
Ein Fußboden aus Lebensmitteln und Glas
Waldemar Leibhahn will mit pflanzlichen Rohstoffen arbeiten.
© WLH Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH
Schon als Kind schnupperte er die Luft von Industrie und Fertigung – und schon als Kind war er begeistert davon. Sein erstes Praktikum in einer Firma für Kunstharzböden machte Waldemar Leibhahn mit 13 Jahren in seiner Heimatstadt Aurich, jobbte anschließend im Labor und in der Produktion. Nach dem Schulabschluss lernte er dort Chemielaborant und schloss als einer der Jahrgangsbesten ab. Heute hat er seine eigene Firma.
Zwischen Ausbildung und Gründung wechselte Waldemar Leibhahn nach Hamburg, denn nach rund zehn Jahren im selben Betrieb fühlte er sich „ein wenig wie das Inventar“. Er wollte Neues kennenlernen und Rohstoffe auf pflanzlicher Basis entwickeln. Aber auch dort stieß der ideenreiche junge Mann an Grenzen. „Ich wollte nachhaltiger werden“, erzählt Leibhahn. Als viele seiner Produktideen als „nicht umsetzbar“ betitelt wurden, entschloss er sich zur Selbstständigkeit.
Mit „Organic Polymer“ ist der heute 31-Jährige seit Oktober 2023 im ISI-Zentrum für Gründung, Business und Innovation in Buchholz in der Nordheide ansässig. Leibhahn hat ein Bodenbeschichtungssystem entwickelt, das aus Abfallprodukten der Lebensmittelindustrie sowie Glasabfällen besteht. „Es hat einen sehr hohen Bio-Kohlenstoffanteil, ist CO2-reduziert, emissionsarm, BPA-frei, durch die poren- und fugenfreie Oberfläche höchst hygienisch und dabei chemisch und mechanisch stark belastbar“, beschreibt er seine Entwicklung. „So etwas gibt es noch nicht auf dem Markt.“
In die Produktion geht Leibhahn im Spätsommer. Dafür wechselt er mit seiner GmbH & Co. KG nach Hamburg. „Wir wären gern in Buchholz geblieben. Aber leider hat die niedersächsische Bürgschaftsbank nicht in unser Produkt investiert“, erklärt er. Die NBank unterstützt ihn mit einem Gründungsstipendium, außerdem nahm er teil am Lüneburger Accelerator-Programm, aber: „Es war sehr schwierig, das notwendige Fremdkapital von mehr als einer halben Million Euro zu beschaffen. In Hamburg hat es funktioniert, daher müssen wir Niedersachsen leider verlassen.“ Trotzdem freut er sich, die Luft von Industrie und Fertigung in Hamburg zu schnuppern.
Zwei Schwestern versichern Speditionen
Haben sich in einer Männerdomäne selbstständig gemacht: Sara Schlosser (r.) und Sina Schlosser.
© Joerg Schwalfenberg
Eigentlich wollten die beiden Schwestern etwas ganz anderes machen – doch dann merkten sie: Das macht ja Spaß, was unser Vater macht. Und Sinn ergibt es auch. Sara Schlosser (41) und Sina Schlosser (38) übernahmen die Firma ihres Vaters und vergrößerten sie stetig: Startete Peter Schlosser 1985 seine Selbstständigkeit mit einer einzigen Angestellten, beschäftigen die Schwestern heute 28 Mitarbeitende. Und zwar in einer Männerdomäne.
Die Schlossers führen zu gleichen Teilen die Speditions-Assekuranz Versicherungsmakler GmbH in Hollenstedt im Landkreis Harburg. Ihr Spezialgebiet: Versicherungen in der Logistik- und Speditionsbranche. 2017 gründeten sie außerdem eine eigene, zweite Gesellschaft: Seither fungiert der Betrieb nicht nur als Makler, sondern auch als Assekuradeur. „Wir sind als Agenten im Auftrag verschiedener Versicherungen tätig“, erklärt Sara Schlosser. „Als Assekuradeur besitzen wir Vollmachten, die ein Makler nicht hat. Wir dürfen zum Beispiel selbst Schäden abwickeln.“
Das nämlich untersagte ein Urteil des Bundesgerichtshofs 2016 den Versicherungsmaklern. Um auf diesen wichtigen Teil des Geschäfts nichts verzichten zu müssen, gründeten die Unternehmerinnen daher die neue Gesellschaft. Die 2020 plötzlich notwendig gewordene Einführung des Homeoffice war eine Herausforderung, außerdem sind es die stetig wachsenden gesetzlichen Anforderungen. Trotzdem wollen die Schwestern eigenständig bleiben, sich keinem Konsortium anschließen. „Uns ist es wichtig, als Familienbetrieb mit echten Menschen und persönlichem Kontakt am Markt zu sein“, sagt Sina Schlosser. Gleichzeitig liegt ihnen viel daran, Frauen und insbesondere Mütter zu fördern. Die gesamte Führungsebene ist weiblich, vom 30-köpfigen Team sind 26 Frauen – Vater Peter nicht mitgezählt, der aber auch mit 72 Jahren noch aktiv mitarbeitet.
Weiterhin wachsen will der Betrieb ebenfalls: „Osteuropa, vor allem Polen, ist ein interessanter Markt“, sagt Sara Schlosser. Das einzige „Problem“: Das vor acht Jahren erstellte Bürogebäude wird bereits demnächst zu klein, so gut läuft es bei den Schwestern.
Carolin George
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