Über Saunamützen und Kreativboxen

Von Hambühren nach Afrika

Sie ist neuartig, patentiert und preisgekrönt: die Technologie der Bendforce GmbH aus Hambühren. Maschinenbauingenieur Oliver Baum hat eine Möglichkeit erfunden, isolierte Rohre von innen zu biegen. Für diese Innovation gewann das Unternehmen jetzt den Sonderpreis des Niedersächsischen Außenwirtschaftspreises des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung. Zurzeit arbeitet das Team nämlich an einem Großprojekt in Afrika.
Die Bendforce GmbH ist beim Bau der mit 1.550 Kilometern längsten beheizten Öl-Pipeline der Welt in Tansania und Uganda dabei, der Projektname lautet EACOP. „Die Pipeline wird kontrovers diskutiert, da es sich um Öl handelt“, sagt Oliver Baum. „Dennoch können wir durch unsere Technologie dafür sorgen, dass weniger Energie für den Transport aufgebracht werden muss.“
Kerngebiet der GmbH sind allerdings Rohre für Fernwärmenetze. Ein Großprojekt in Hamburg ist bereits abgeschlossen: die Verbindung der Industriegebiete südlich der Elbe mit der Innenstadt. „Das Rohr sorgt dafür, dass die Abwärme der Fabriken zum Heizen genutzt werden kann“, erklärt Baum. Der Vorteil der Technologie aus Hambühren: Es sind weniger Schweißnähte nötig, außerdem können die Biege-Radien enger sein. „Das ist besonders in Städten wichtig, denn dort ist generell wenig Platz“, so der Ingenieur.
Anfang 2021 gründete Oliver Baum die Bendforce GmbH gemeinsam mit Jonathan Hagos (40). „Geld für die Realisierung unserer Idee zu sammeln, war anfangs die größte Herausforderung“, sagt der gelernte Bankkaufmann. Rund 1,4 Millionen Euro investierte die GmbH aus privaten Darlehen und von Risikokapitalgebern aus Celle. Für das Afri­ka-Projekt ist das Unternehmen um acht Angestellte gewachsen. Mittelfristig sollen wieder Fernwärmenetze im Fokus liegen. Deren Bau geht schneller, wenn ihre Technologie zum Einsatz kommt, so Oliver Baum. Ihr Ziel: „Mit unserer Technologie wollen wir die Energiewende auf dem europäischen Markt weiter vorantreiben.“

Mit der Saunamütze fing es an

Als Florian Meyer nicht fand, was er suchte, stellte er sich sein Wunschprodukt kurzerhand selbst her: Der damals 23-Jährige nähte sich seine eigene Saunamütze. Mittlerweile ist er 24 Jahre alt, Geschäftsführer der Frihed GmbH und verkauft die selbst kreierte Kopfbedeckung aus Wollwalk im Online-Shop sowie über verschiedene Portale. 
„Frihed ist Dänisch und bedeutet Freiheit“, erklärt der Jungunternehmer. Bei seinen Reisen nach Dänemark und in andere skandinavische Länder lernte er besondere Aspekte der Saunakultur zu schätzen, unter anderem eben die Saunamütze: Beim Aufguss schützt sie Haar und Kopfhaut vor der intensiven Hitze. „Ich bin aufgrund von Kopfschmerzen nach der Sauna darauf gekommen und habe praktisch einen Problemlöser entwickelt.“
Nachdem der Lüneburger erlebte, wie gut seine Mütze aus Wollwalk hilft, verkaufte er die ersten selbstgenähten Exemplare über die Online-Plattform „Etsy“. Schnell merkte er, dass er mit seiner Idee offensichtlich einen Nerv traf und entschied sich zur Selbstständigkeit. Im März 2023 startete er als Einzelunternehmer, im Januar 2024 wandelte er die Unternehmensform in eine GmbH um.
Mittlerweile gehören auch Kissen, Socken und Aufgüsse zum Portfolio, alles für die Sauna natürlich. Genäht und verpackt werden die Stücke in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg. Meyer will sein Angebot stetig erweitern, zum Beispiel um Handtücher und Saunaponchos. Außerdem können Großkunden bei ihm Produkte mit einer individuellen Bestickung bestellen, zum Beispiel als Werbe- oder Mitarbeitendengeschenk.
Als nächstes stellt er seinen Diffusor für zu Hause vor, der den Duft des Sauna-Aufgusses auch ohne Sauna verbreitet. „Ich möchte, dass die Menschen Wellness-Momente im Alltag erleben können und Entspannung finden.“ Seit April dieses Jahres nimmt Meyer am Elevator-Programm für Start-ups der Lüneburger Wirtschaftsförderung teil. 

Kreativ abschalten

Auch wer noch niemals eine Kerze gegossen oder ein Makramee geknüpft hat, soll mit diesen Kreativboxen ein Erfolgserlebnis haben: Das ist das Ziel von Christoph Lang und Sarah Barufe. „Wir möchten Menschen den Zugang zu ihrer Kreativität erleichtern“, sagt der 28-Jährige. „Denn handwerklich kreativ zu arbeiten, ist wie eine Meditation mit den Händen. Eine Auszeit von der digitalen Welt.“
Das Basteln ist Lang in die Wiege gelegt: Sein Vater führt ein Fachgeschäft für Hobby, Kunst und Kreativbedarf in Lüneburg. Schon als Kind fuhr Christoph mit zu Messen, als Schüler und Student jobbte er an der Kasse. Während des Bachelorstudiums kam ihm die Idee, die notwendigen Materialen für bestimmte Kreativprojekte als Komplettangebot in einer Box anzubieten. Die Umsetzung brauchte einen gewissen Anstupser, und den bot der erste Lockdown im März 2020. Als sein Vater das Geschäft schließen musste, war für den Sohn klar: „Jetzt probieren wir es aus!“ Er entwickelte eine Handvoll Sets mit Oster-Themen. „Die Nachfrage war riesig, weil die Leute zu Hause etwas zu tun brauchten.“
Mittlerweile hat Lang sein Masterstudium abgeschlossen und lebt von der Selbstständigkeit. Unter dem Namen „Creacando“ entwickeln seine Lebensgefährtin und er stets neue Kreativ-Ideen, die andere zu Hause umsetzen. Der Rückenwind der Pandemie fehlt mittlerweile, „wir müssen uns sowohl beim Produktangebot als auch bei den Vertriebskanälen breiter aufstellen“.
Er ist begeistert von der Start-up-Szene in Lüneburg, trifft sich regelmäßig mit anderen E-Commerce-Unternehmen. „Wir haben sehr durch die Unterstützung der Wirtschaftsförderung, der Leuphana und der IHK profitiert“, sagt Lang. „Durch das Elevator-Programm der Wirtschaftsförderung haben wir viele weitere E-Commerce-Start-ups kennengelernt, mit denen wir uns treffen und Erfahrungen austauschen.“ Als nächstes planen Lang und Barufe Begleitmaterialien für mehr Mut zur eigenen Kreativität. Außerdem wollen sie pädagogische Kreativboxen für Kitas oder auch karitative Organisationen entwickeln.
Carolin George
IHK Lüneburg-Wolfsburg
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