Über Meerjungfrauen und Zahlenjongleure

Hier gehen Meerjungfrauen zur Schule

Als Andrea Schneider sich 2018 ihre Geschäftsidee bewusst machte, musste sie ein wenig schmunzeln. Eine Schule für Meerjungfrauen gründen? Ernsthaft jetzt? Fünf Jahre später ist Mermaids Wolfsburg zu Deutschlands Zentrum für Meerjungfrauen und zum Franchise-Modell avanciert.
Aber der Reihe nach. Andrea Schneider lernte Groß- und Einzelhandelskauffrau, studierte Betriebswirtschaftslehre und Management, legte ihren Ausbilderschein bei unserer IHKLW ab. Ihre Leidenschaft aber war das Cheerleading, sie arbeitete als Trainerin an einer Sportuniversität. Auf Reisen entdeckte die Sportlerin das Tauchen für sich, „das ist anstrengend und ruhig zugleich“. Als sie auf den Philippinen das Angebot einer Tauchschule entdeckte, mit Meerjungfrauen-Anzügen ins Wasser zu gehen, war nicht nur ihre Tochter Feuer und Flamme. Auch sie selbst.
Sie fing an, ihren eigenen und anderen Kindern Monoflossen und Meerjungfrauen-Überzüge zu besorgen, brachte ihnen das Schwimmen und Tauchen damit bei. 2017 entstand über eine Bekannte der Kontakt zum Tauchclub Wolfsburg. Es kam eins zum anderen. Andrea Schneider ließ sich bei der internationalen Akademie für Meerjungfrauenschwimmen zur Trainerin ausbilden, bot Kurse beim Tauchclub an. Die waren zügig so begehrt, dass es zu Platzproblemen kam. „Schwierig war dann die Suche nach geeignetem Wasser“, erzählt die Gründerin. Gold wert waren zu der Zeit die Tipps von IHKLW-Gründungsberaterin Meike Förster. „Wir haben alles durchgesprochen, vom Businessplan über mögliche Kooperationspartner bis zu den Zielgruppen.“
Die Meerjungfrauen sind so beliebt, dass Schneider Geburtstage und Aktionen aller Art anbietet, sie hat am Kinofilm „Rheingold“ von Fatih Akin mitgewirkt, kooperiert mit dem größten Tauchunternehmen der Welt und hat einen Onlineshop mit selbst designten, über ihre Kontakte durch einige Jahre Leben in China hergestellten Überzügen eröffnet. Und gerade übernahm eine Kollegin in der Oberpfalz ihr Konzept als Franchise.

„Aus dem Kauderwelsch eine Geschichte machen“

Sich vor eine Excel-Tabelle setzen und unzählige Daten analysieren? Das macht kaum jemandem Spaß. Das sieht auch Sebastian Homann ein. Was dem 40-Jährigen dafür umso mehr Freude bereitet: Wenn er die Daten einer Firma auf eine Weise präsentiert, dass sie dem Team das Leben leichter machen. Homann selbst formuliert es so: „Ich bereite die Daten so auf, dass sie etwas erzählen. Dann wird aus dem Kauderwelsch eine Geschichte.“
Homann hat in Lüneburg Betriebswirtschaftslehre studiert und danach fast zehn Jahre lang beim Schmierstoffhersteller BP Castrol in Hamburg gearbeitet. Dort lernte er seine Affinität zu Daten kennen: „Mir macht es Spaß, wenn ich Zahlen visualisiere. Sie verraten Stärken, Schwächen und Potenziale. Daten machen Entscheidungen einfacher.“
Ist ein internationales Team zum Beispiel für die Beschaffung und Bevorratung tausender verschiedener Artikel in unterschiedlichen Lagern zuständig, kann ein passend programmiertes Tool melden, wenn es Engpässe oder Übermengen gibt.
Als seine Stelle 2020 einer Umstrukturierung zum Opfer fiel, reiste Homann zunächst nach Namibia und Südafrika, machte dort ein Jahr lang eine Ausbildung zum Safari-Guide. Zurück in Deutschland beschloss Homann, sich selbstständig zu machen. „Wo Fachkräfte fehlen, springe ich als externer Dienstleister ein. Ich möchte kleinen und mittleren Unternehmen, gern auch Start-ups, die Analyse ihrer Daten abnehmen.“
Seit August 2022 firmiert der Diplom-Kaufmann als 3-t-s Data Solutions e.K., die Arbeit erledigt er im Büro bei sich zu Hause in Garlstorf im Landkreis Harburg. Da er sein Unternehmen aus der Arbeitslosigkeit heraus startete, finanzierte die Arbeitsagentur ein mehrwöchiges Gründungscoaching. „Das war sehr detailliert und intensiv“, erzählt Homann. „Es war hilfreich, einen Sparringspartner zu haben.“
Da er wenig mehr brauchte als einen Laptop und eine Website, reichte das Ersparte für sein Startkapital aus. Was dem Unternehmer allerdings schwerfällt, sei die Kaltakquise. „Dafür bin ich nicht der Typ. Ich setze daher auf Vernetzung und habe begonnen, einen Blog zu schreiben, um Vertrauen aufzubauen.“

Meditieren mit Tee

Erzählt Julian Stodt von einer typischen Angewohnheit unserer Zeit, muss er beinahe lachen. „Wenn wir ar­beiten, denken wir an den Strand. Wenn wir am Strand liegen, denken wir an die Arbeit.“ Doch was erst einmal lustig klingt, ist es gar nicht. Julian Stodt und Beixi Jia sind davon überzeugt: Wir müssen lernen, uns besser zu fokussieren.
„Das Meditieren und das Teetrinken gehören in Asien unmittelbar zusammen“, sagt Beixi Jia. Sie muss es wissen: Die 31-Jährige ist in China aufgewachsen. Bei der Auslandshandelskammer in Peking lernte sie 2013 Julian Stodt kennen, heute sind sie verheiratet und führen gemeinsam ihr Unternehmen. Seit Anfang 2023 vertreiben die beiden unter dem Namen Mind Vacations eine Tee-Meditations-Box mit inkludierter Meditations-App, die auf der traditionellen asiatischen Teezeremonie basiert.
Vom Aufgießen des Wassers über das Beobachten der Blätter, wie sie sich vollsaugen und aufgehen: „Unsere Meditation ist ein Achtsamkeitskurs, sie bietet etwas Haptisches, mit dem wir unseren Fokus auf das Hier und Jetzt trainieren können“, erklärt Julian Stodt. Auch der 38-Jährige steht in enger Verbindung zur Tradition des Tees: Aufgewachsen mit halb-taiwanesischen Wurzeln, hat er während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre zeitweise in Taiwan gelebt und dort später ein sechsmonatiges Praktikum auf einer indigenen Teeplantage absolviert. „Ich habe gesehen, was richtiger Tee ist.“ Der Tee für die „Mind Vacations“ stammt von einer chinesischen Bio-Plantage. Auch das Glas dazu ist eine Eigenkreation, produziert wird es ebenfalls in China.
In Lüneburg gewannen sie 2019 mit ihrer Geschäftsidee den Gründerpreis der Lünale, wurden anschließend von der Wirtschaftsförderung und deren Elevator-Programm unterstützt. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Julian Stodt. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr fördert das Start-up ebenfalls. Ihr Büro liegt im Gründerzentrum e.novum, die Logistik übernimmt Amazon. Denn eines haben sie schnell gelernt: Selbst zu verschicken ist zu zeitaufwendig. Und zu teuer.
Carolin George
IHK Lüneburg-Wolfsburg
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