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Genusswelt hinter historischen Mauern
Lässig lehnt der Hahn am Weinfass und lächelt. Das Logo, das auf dem Schild über dem Eingang zum „Zapfhahn“ baumelt, passt nicht nur wegen des Wortspiels. Eine gewisse Lässigkeit gehört dazu, Freundlichkeit sowieso, wenn man ein Geschäft wie dieses führt. In einem der historischen Fachwerkhäuser in der Altstadt von Celle steht der Name „Zapfhahn“ für ein Sortiment, das so individuell ist wie das fast 450 Jahre alte Gebäude, in dem es zu finden ist: Wein und Likör, Öl und Essig, Gewürze und Feinkost. Vieles davon zum „Abzapfen“. Alles abgestimmt auf den guten Geschmack.
Die Frau, die seit 25 Jahren hinter dem Konzept und an den Zapfhähnen der bauchigen Glasbehälter steht, ist Petra Kriegerowski. Mit ihrem Team kümmert sie sich darum, dass Kunden genau die Produkte finden, die zum eigenen Geschmack (oder zu dem eines Beschenkten) passen. Und da geht Probieren ja bekanntlich über alles. „Niemand kauft gern einen Likör oder ein Öl ohne zu wissen, wie es schmeckt“, sagt die 59-Jährige. „Bei uns kann man deshalb nicht nur gucken, sondern auch probieren, also riechen und schmecken. Das ist das, was uns ausmacht.“ Ein Laden für die Sinne also. Das fängt an bei den Bränden und Likören, die in den gläsernen Ballons schimmern, geht weiter in der Wein-Ecke mit einer feinen Auswahl und ist bei den Whisky- und Rumsorten noch nicht zu Ende. Als ein Gewürzhändler in der Nachbarschaft aufhörte, kamen Gewürze hinzu. Feine Delikatessen von Nudeln bis Schokolade ergänzen das Sortiment. Auch Gin aus Celle muss sich als regionale Spezialität nicht verstecken und wird gern gekauft: „Eine fruchtige Note mit Cranberries, ein bisschen Zitronen- und Feigenaroma“, beschreibt die Expertin das besondere Aroma, „der ist wirklich köstlich.“
Alle Köstlichkeiten auf gerade einmal 50 Quadratmetern unterzubringen, ist dazu eine Kunst, den die Genussexpertinnen mittlerweile perfektioniert haben. Dabei macht der einmalige Charakter der historischen Mauern das Platzproblem locker wett. „Die Leute kommen hier rein und empfinden die Atmosphäre gleich als besonders“, sagt Petra Kriegerowski: „Das Haus war der absolute Glücksgriff.“
Also erst das Haus und dann die passende Geschäftsidee? Tatsächlich war es andersherum: Gleich um die Ecke, in der Schuhstraße, hatte der „Zapfhahn“ schon fünf Jahre seinen Standort, bevor das Ehepaar Kriegerowski das leerstehende Baudenkmal in der Neuen Straße kaufte. „Wir mussten alles von Grund auf renovieren. Das war sehr viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt.“ Auch, weil hinter den alten Mauern ungeahnte Möglichkeiten schlummerten: Im urigen Keller finden heute Weinproben statt. Und weil der „Zapfhahn“ auch ein gemütlicher Ausschank ist, lässt man sich im Sommer gern bei einem Glas Wein im kleinen Innenhof nieder. Der ist gerade lang genug für die Salattafel, zu der Petra Kriegerowski für ihr beliebtes Essig- und Öl-Tasting einlädt. „Ich bereite verschiedene Gemüse und Salate vor, zu denen dann Essige und Öle vorgestellt werden. Welches Dressing wozu am besten schmeckt, das kann jeder selbst probieren.“
Ein Faible für gutes Essen und guten Wein habe sie schon immer gehabt. „Aber dass ich mal beruflich im Verkauf landen würden, das konnte ich mir früher nicht vorstellen.“ Die gelernte Biologisch-Technische Assistentin hatte nach der Kinderphase etwas ratlos vor der Frage gestanden, wie es beruflich weitergehen könnte. Mit einer Freundin fing sie an, Ideen zu entwickeln. „Ich wollte mutig sein. Wir haben Gründer-Seminare besucht, das Zapfhahn-Konzept entwickelt und jede unser eigenes Geschäft eröffnet, sie in Bad Schwartau, ich in Celle.“ Der Mut hat sich längst ausgezahlt. Und die Lust am Genuss ist unverändert: „Ich habe ein tolles Team und tolle Kunden. Es macht einfach sehr viel Spaß, den Leuten dabei zu helfen, das Richtige zu finden.“ Ute Klingberg
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Sandra Bengsch