Wolfsburg baut um

Viele Städte kämpfen gegen Verödung und Leerstände an, Wolfsburg hingegen erfindet seine Innenstadt neu. Im Fokus: das Nordkopf-Quartier. Im Rathaus formuliert man das Ziel so: „Die Innenstadtentwicklung ist das zentrale Thema Wolfsburgs in den kommenden Jahren. Durch die Größe des Nordkopfes wird es unterschiedliche Projekte mit verschiedenen Investor*innen geben – die gemeinsam auf das übergeordnete Ziel ‚Mehr Menschen verbringen mehr Zeit in der Wolfsburger Innenstadt‘ einzahlen werden, mit dem Ziel, Wolfsburgs Innenstadt künftig attraktiver und lebendiger zu gestalten.“  
 
Politik und Verwaltung arbeiten seit längerem an einem Konzept, auch Bürger werden gefragt. Ende vergangenen Jahres beauftragte die Stadt das dänische Planungsbüro Henning Larsen Architect, Vorschläge für eine städtebauliche Entwicklung zu erarbeiten. Die Aspekte: „Mobilität, Freiräume, Gestaltung, Nutzungsmischung und Baustruktur“. Am Ende soll es einen Rahmen geben, in dem sich Investoren bewegen können. 
 
Wichtig, und ein Punkt des Bebauungsplanes, sei dabei unter anderem, das Designer Outlet Wolfsburg (DOW) enger mit seinen rund drei Millionen Gästen pro Jahr an die Innenstadt anzubinden. Das DOW unterstütze diese Pläne. 
 
Aus der Verwaltung heißt es, man könne Wohnen und Einkauf verknüpfen: „Wolfsburgs Innenstadt soll so ausgestattet werden, dass zum einen für jeden etwas dabei ist und zum anderen aber auch Erlebnisse für die ganze Familie möglich sind. Dazu gehören neben Einkaufsmöglichkeiten auch Freizeitangebote, eine einladende Gastronomie und nachhaltige Aufenthaltsqualität. Außerdem ergab die Bürgerbeteiligung die konkreten Nachfragen nach Angeboten, die aktuell noch nicht in Wolfsburg vertreten sind.“ 
 
Ein wesentlicher Partner auf dem Weg in die neue Welt ist Volksbank Braunschweig-Wolfsburg – kurz BRAWO. Das Unternehmen, das 2.400 Mitarbeitende in 380 Unternehmen beschäftigt, hat den Zuschlag für den Bereich Nordkopf-Ost erhalten. 
 
Die Bank stellt das Projekt unter den Namen BRAWO-City und geht zügig vor. Einen Architekturwettbewerb habe man abgeschlossen und Anfang März den Gewinner präsentiert, das Architekturbüro KSP Engel aus Braunschweig. Geplant ist ein „Mix aus Wohnen, Büro, Einzelhandel und Gastronomie. Als Erkennungsmerkmal fungiert ein 13-geschossiges Hochhaus, das mit den Hochhäusern in unmittelbarer Umgebung für die Gewerbe- und Büronutzung vorgesehen ist.“ Doch warum engagiert sich die Volksbankgruppe so in Wolfsburg? 
 
Die Leiterin der Direktion Wolfsburg, Claudia Kayser, antwortet: „Wolfsburg gehört zu einem wesentlichen Bestandteil unseres Einzugsgebiets, ist als wirtschaftlich starker, prosperierender Standort attraktiv für die Menschen der Region und dem Umland. In Wolfsburg befindet sich der Hauptsitz des Volkswagen-Konzerns und damit der größte Arbeitgeber der Region. Um die Innenstadt noch attraktiver zu machen und nachhaltig zu beleben, realisieren wir unter anderem die BRAWO City.“ Es sei nicht das einzige Engagement: So betreibe man auch die BRAWO-Arkaden, weitere Stichworte seien Vermietung, Vermarktung von Immobilien und die Projektentwicklung. 
 
Sowohl die Stadt als auch die Volksbank betonen die enge Zusammenarbeit und Abstimmung bei der Entwicklung des Quartiers. Zur Investitionssumme und dem Baustart könne man noch nichts sagen. Bis es losgehe, soll das Areal in eine „Zwischennutzung“ gehen, am Konzept werde gearbeitet, bis zum Sommer soll es stehen. 
 
Es gab für einen anderen Bereich des Nordkopfes einen anderen Interessenten, die Signa-Gruppe des insolventen Großinvestors René Benko, das habe sich aus bekannten Gründen erledigt. Der Zoll, der in dem Bereich Flächen nutzte, ziehe um. 
 
Eine bedrohliche Konkurrenz zum bestehenden Innenstadthandel sehen weder die Stadt noch die Volksbank, eher eine Ergänzung, um die Innenstadt attraktiver zu machen. Vermutlich die nötige Entwicklung, damit nicht wie anderswo Läden leer stehen. Carlo Eggeling 
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