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Das andere Möbelhaus
Sicher, Hankensbüttel ist nicht Gallien. Aber umringt von einer vermeintlichen Übermacht großer Möbelmarktketten passt ein familiengeführtes Möbelgeschäft auf dem Lande irgendwie nicht in die Zeit. Veraltet ist bei „möbelmeyer“ jedoch gar nichts: Im kleinen Hankensbüttel stemmt sich das Traditionshaus höchst erfolgreich gegen die große Konkurrenz. Deshalb sagt Prokurist David Bertram: „Wir sind wie das gallische Dorf inmitten der Römer.“ Auch seinem Chef Arnd Meyer, Nummer acht in der Generationenfolge, gefällt der Vergleich mit den unbeugsamen Galliern. Das Erfolgsrezept verrät er gern: „Wir machen die Dinge eben anders als die anderen.“
Das Führungsduo bei „möbelmeyer“ hat mehr als einen Grund, mit dem 25-köpfigen Team stolz auf ein außergewöhnliches Jubiläum zu schauen: Das Familienunternehmen verkauft seit 250 Jahren Qualitätsmöbel und es befindet sich immer noch genau dort, wo Tischlermeister Johann Friedrich Cordes im August 1774 seine Tischlerei gründete. Im Nachfolgebau von 1908 ist Meyer aufgewachsen, sein Vater Arnd Meyer senior (85) schaut immer noch gern täglich im Geschäft vorbei. Das bestand bis 1970 aus zwei Schaufensterräumen im Erdgeschoss unter dem hübschen Erker aus Fachwerk. Meyer kaufte das Nachbargrundstück und erweiterte schrittweise auf die heutige Ausstellungsfläche von 2.000 Quadratmetern. Als „Werkstätten für Wohnungskunst“ hatte der Betrieb Anfang des 20. Jahrhunderts für seine handwerklichen Produkte geworben. Arnd Meyer sen., der letzte in einer langen Reihe von Tischlermeistern, fügte die Möbel mit seinem Namen zusammen und schuf mit „möbelmeyer“ eine Marke, auf der sein Sohn, seit 1999 im Unternehmen, aufbauen konnte. Mit dem heute 56-Jährigen steht erstmals ein Betriebswirt am Ruder. Und einer, der die Weichen noch einmal neu gestellt hat: „Ich hatte immer eine Strategie, die ich verfolgt habe“, sagt Meyer. So hat er die Ausstellung von Wohn-, Schlaf- und Esszimmermöbeln um das Küchenstudio ergänzt, das heute mit rund 400 verkauften Küchen jährlich etwa die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet. Zuletzt wurde der Bürotrakt aufgestockt und das neue Schlafzimmerstudio eröffnet.
Das Team von „möbelmeyer“ schreibt die Unternehmensgeschichte von dort aus fort, wo 1774 alles mit einer Tischlerei begann: in Hankensbüttel.
© möbelmeyer
Ein sorgfältig zusammengestelltes Sortiment ist das Eine. Der Schlüssel zum Erfolg sei aber der Service, sagt der Inhaber: „Davon reden zwar alle, aber wir leben das wirklich auf allen Ebenen.“ Das beginne damit, dass die Verkäuferinnen und Verkäufer keine Provision, sondern ein Festgehalt beziehen, „damit sie sich wirklich auf die Kundenwünsche konzentrieren können.“ Der Servicegedanke kann beim Thema Küche umfassend ausgespielt werden: Beratungszeit für alle individuellen Wünsche, Montage ausschließlich durch gelernte Möbeltischler sind Bausteine. „Da müssen viele Rädchen perfekt ineinandergreifen“, sagt Meyer, der weiß: „Zufriedene Kunden sind die beste Werbung. Dass das bei uns so gut funktioniert, liegt auch an einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Wir sind einfach ein gutes Team.“
Dennoch: Wer „möbelmeyer“ nicht kennt, kommt kaum per Zufall in Hankensbüttel zum Einkauf vorbei. „Das ist die große Herausforderung“, sagt Meyer. „Deshalb stemmen wir einen ziemlich großen Werbeaufwand, streuen etwa 100.000 Prospekte monatlich.“ Interessierte würden so auch auf die Website gelockt, auf der man sich virtuell durch die Ausstellung bewegen kann. „So sehen die Leute, dass wir kein Tante-Emma-Laden auf dem Dorf sind, sondern ein modernes Möbelgeschäft, das auch sehr viel Wert auf eine schöne Präsentation legt.“
Der Einkauf über einen Möbelverbund garantiert ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, Billig-Containerware aus Asien käme Meyer niemals ins Haus. „Wir arbeiten nur mit Herstellern, die vernünftige Qualitätsware bieten. Und wir führen auch Produkte, die es nicht überall gibt. Das schätzen unsere Kunden sehr.“ Die Bilanz im 250. Jahr kann sich also sehen lassen: „Wir profitieren von den Fehlern der Großen“, sagt Meyer selbstbewusst. „Wer durch eine riesige Ausstellung gelaufen ist, aber keine gute Beratung fand, landet bei uns. Der Umsatz hat sich in 20 Jahren verzwanzigfacht.“
Die Begeisterung für das Meyer-Konzept ist auch nach Jahrzehnten ungebrochen: „Wir verkaufen ja nicht einfach Möbel. Wir helfen unseren Kunden dabei, sich in ihrem Zuhause wohlzufühlen.“ Ein Tipp für die Farbgestaltung? Oder für einen Handwerker aus der Region? Das gibt’s selbstverständlich obendrauf. „Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen, dass wir damit richtig liegen.“ Davon hat sich auch die neunte Generation bereits anstecken lassen: Laurenz Meyer (22) steht nach dem Dualen Studium zum Betriebswirt der Möbelwirtschaft in den Startlöchern bei „möbelmeyer“. Das gallische Dorf lebt also weiter.
Ute Klingberg
Ute Klingberg
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Sandra Bengsch