Viel mehr als Kinderkram

Wer ein Geschäft gründet, braucht Mut, Ideen und ein Konzept. Und dann gilt: machen. Genau das hat die gelernte Arzthelferin Sylvia Kunert getan, als sie vor mehr als 25 Jahren den Grundstein legte für ein Geschäft, das es ohne die Macherqualitäten der Inhaberin womöglich heute gar nicht mehr gäbe. Fachgeschäfte auf dem Lande sind rar.
Kinderkram“ ist noch dazu alles andere als ein Kramladen, nämlich ein gut sortiertes Spielwarengeschäft, das außerdem Bücher, Schreibwaren, Schulbedarf und Dekoartikel im Sortiment führt. Und dessen Inhaberin sagt: „Es läuft nicht von allein, man muss was dafür tun. Aber es macht ja auch Spaß: Kinder als Kunden zu begleiten, ist einfach toll.“
Kunert war gerade Mutter von Zwillingen geworden, als sie sich mit anderen Müttern zum Austausch im Mütterzentrum Lachendorf traf. „Die Idee kam auf: Wir müssten mal einen Secondhandshop machen“, erinnert sie sich. „Dann hieß es: Mach doch! Und ich habe in einem Raum losgelegt.“ Als das Mütterzentrum dicht machte, mieteten Sylvia und Jürgen Kunert kurzerhand den ganzen Komplex, um an verschiedene Gruppen unterzuvermieten. Das Laden-Baby „Mützchen“ wuchs und entwickelte sich zum „Kinderkram“ mit Neuware rund ums Kind. Doch der Platz reichte nicht für einen ausgewachsenen Laden. Als sie nahe des Schulzentrums Lachendorf das ideale Grundstück entdeckten, nahmen Kunerts wieder allen Mut zusammen: „Ich habe den Eigentümer angesprochen, ob er uns hier nicht ein Haus bauen könne, weil wir einen Laden aufmachen wollen.“ Im Rückblick muss die 59-Jährige über ihre Hartnäckigkeit lachen: „Er hat dreimal geschluckt und ein paar Tage später ja gesagt.“
2002 zog „Kinderkram“ ins Südfeld, wo das Ehepaar Kunert und drei Angestellte zehn Stunden täglich für ihre Kundschaft da sind. „Es funktioniert, weil wir uns voll auf unsere Mitarbeiter verlassen können“, sagt die Chefin, „dafür bin ich sehr dankbar.“
„Kinderkram“ umfasst alles, was Kinder mögen, vom ersten Kuscheltier bis zum Lego-Set für Große. Dazu alles, was sie von Stift bis Buch für die Schule brauchen. Oft stünden ja Paten oder Großeltern ratlos da, wenn es darum gehe, ein Geschenk zu finden. „Die Schwierigkeit ist tatsächlich, dass manche Kinder schon alles haben.“
Beim Weg durch den Spielzeugdschungel hilft das Team mit Überblick und Erfahrung: Was passt zum Alter, macht Spaß und fesselt nicht nur für den Moment? Umgekehrt lässt sich Kunert gern von ihrer jungen Kundschaft inspirieren: „Wenn die Kinder mich auf etwas Neues hinweisen und ich merke, das ist ein Trend, dann nehme ich das gerne auf.“ Die Nähe zu Kindergarten und Schule, die Auswahl, Beratung, Parkplätze und der Service mit Übernachtbestellung sind für Kunert der Schlüssel zum Geschäftserfolg, der sich über Lachendorf hinaus erstreckt. „Wir haben auch Kunden aus Celle, die sagen: Hier weiß ich, was ich bekomme.“
Die Inhaberin wird dabei nicht müde, das Sortiment umzustellen und neue Wege zu gehen. „Wer aufhört, sich zu verändern, der hat verloren“, sagt sie. Der Online-Shop entstand mit Unterstützung ihres Sohns, Neuheiten werden per Videoclip in den sozialen Netzwerken präsentiert, also da, wo die junge Kundschaft unterwegs ist. Zugleich gilt: Ins Sortiment schafft es nur, was die Expertin überzeugt. „Früher waren Spielsachen knallbunt, heute sind gedeckte Farben angesagt“, nennt sie ein Beispiel. Die führt sie natürlich, das schwarze Kuscheltuch muss aber draußen bleiben. Und was läuft gut? „Alles mit Dinosauriern oder Meerjungfrauen. Und Einhörner – die gehen immer.“
Ute Klingberg
IHK Lüneburg-Wolfsburg
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