Solide und wertstabil

Handwerk hat goldenen Boden. Es passt also, wenn Quirl und Teiglöffel als Motiv auf der Rückseite der Goldmünze „Deutsches Handwerk“ auftauchen. James Bond lässt dagegen auch in Silber Sammlerherzen höherschlagen: Passend zum 50. Jahrestag des Film-Klassikers „Leben und sterben lassen“ hat die australische Prägestätte Perth Mint eine Münze mit dem Konterfei von Roger Moore herausgebracht. Bond und Bäckerhandwerk zählen zu den Münzneuheiten, die die Gifhorner Gesellschaft für Münzeditionen auf ihrer Website präsentiert. Sie zeigen: Anlässe für besondere Münzprägungen gibt es nahezu grenzenlos.
„James Bond ist eine nette Geschenkidee, aber eher ein Nischenprodukt“, sagt Geschäftsführer Henry Schwarz. Zu den Bestsellern seines Münzhauses zählen dagegen Klassiker wie der kanadische Maple Leaf oder Krügerrand-Münzen aus Südafrika. „Die haben den großen Vorteil, dass sie sich überall auf der Welt handeln lassen. Damit sind sie eine sichere Bank.“ Genau darum, nämlich um eine wertstabile und krisenfeste Geldanlage, gehe es den meisten seiner Kundinnen und Kunden, sagt der Diplom-Betriebswirt. Das Unternehmen hat sich seit 25 Jahren auf den Handel mit Sammler- und Anlagemünzen spezialisiert. Der läuft fast ausschließlich über das Internet.
Die Vermutung, dass hier jemand das Hobby zum Beruf gemacht hat, liegt nahe, ist aber falsch. „Meine Mutter hat mir als Kind mal ein Münzalbum geschenkt, aber damit konnte ich gar nichts anfangen“, sagt Schwarz und lacht. Zur Münze gekommen ist er über seine Tätigkeit für das Münzhandelshaus MDM, bei dem er in den Neunziger Jahren angestellt war. Hier eignete er sich nicht nur numismatisches Wissen an, sondern knüpfte auch wertvolle Kontakte zu den nationalen Prägestellen, die weltweit Sammlermünzen in den Verkehr bringen.
Dabei machte er eine Beobachtung: „Damals wurden Münzen vorwiegend von älteren Hobbysammlern gekauft. Edelmetall als Geldanlage wurde kaum nachgefragt. Ich war aber überzeugt, dass da viel Potenzial steckt, die Menschen auch in Sachwerte wie Gold- und Silberbarren investieren würden. Dass man da physisch wirklich etwas in der Hand hat, das ist ja ein großer Vorteil.“ Schwarz entwickelte also sein eigenes Konzept für einen Edelmetallhandel, machte sich selbständig und konzentrierte sich neben Mailings und Anzeigen sehr schnell auf den Onlinehandel. „Ich war damals einer der ersten Händler, die das gemacht haben“, sagt der heute 59-Jährige, „obwohl mich viele gewarnt haben, dass sich so eine wertvolle Ware niemals übers Netz verkaufen ließe.“
Das virtuelle Münzhaus fing klein an: Ein Freund hatte für Schwarz die erste Website programmiert. „Da musste man aber täglich die Preise händisch updaten, das war sehr mühsam“, sagt der Geschäftsführer schmunzelnd. „Die ersten Päckchen habe ich noch zusammen mit meiner Frau auf dem Küchenfußboden gepackt.“
Alles heute kein Thema mehr. Das Münzhaus residiert seit 2004 in einem Bürogebäude in Gifhorn, wo 25 Angestellte für die telefonische Kundenberatung und die Abwicklung der Bestellungen zuständig sind. Hinzu kommt ein Ladengeschäft in Braunschweig und ein Zollfreilager am Frankfurter Flughafen. Schwarz lag nicht nur goldrichtig mit seinem Fokus auf das Internet, auch die Rahmenbedingungen haben das Geschäft begünstigt. „Im Zuge der Wirtschaftskrise hatten deutsche Anleger Geld verloren. Das Vertrauen in Banken sank, die Leute wollten in Sachwerte investieren“, sagt Schwarz. „Das war wie eine Initialzündung, zumal die meisten Banken den Goldhandel eingestellt hatten.“ Mit der Website www.Anlagegold24.de nutzte Schwarz die Nische: Sie ging 2008 an den Start und gehört heute zu den größten Online-Plattformen für Edelmetall.
Gold hat seinen Ruf als Krisenwährung bestätigt. Der Kurs sei in den letzten 20 Jahren um durchschnittlich 8,5 Prozent jährlich gestiegen, sagt der Unternehmer, der mittlerweile auch mit Diamanten online handelt. „Das war so nicht vorherzusehen, wobei der Wandel schon erstaunlich ist: Wir haben heute viele junge Leute als Kunden, die sich Krügerrands oder kleine Barren zur Alterssicherung beiseitelegen.“
Dass das Unternehmen regelmäßig Bestnoten in Rankings erzielt, ist dabei kein Zufall, sondern klare Strategie des Managements: „Wir wollen in allem gut sein“, sagt Schwarz. „Da wir Münzen direkt von den Prägestellen ohne Zwischenhandel beziehen, können wir zu attraktiven Preisen anbieten. Aber auch Beratung und Service müssen ja stimmen. Dafür tun wir viel.“
Ein besonderes Produkt zum Jubiläum ist da ja schon fast ein Muss. Der Gold- oder Silberbarren kommt ohne Konterfei aus und zeigt sich schlicht, aber dennoch innovativ: „Mit dem 25 Gramm-Barren bieten wir eine Zwischengröße an, die es bisher nicht gab. Das läuft richtig gut.“ Ute Klingberg