„Unternehmen sind für uns zentrale Partner“

Die Leuphana-Fakultät Management und Technologie will gemeinsame Forschungsprojekte mit der Wirtschaft vorantreiben. Ein Interview mit Dekan Prof. Dr. Paul Drews. Er ist Professor für Wirtschaftsinformatik und Dekan der Fakultät Management und Technologie.
Herr Prof. Drews, Forschung um der Forschung willen: Sind Sie Freund oder Feind dieser Haltung?
Prof. Dr. Paul Drews: Auf jeden Fall Feind. Wir an der Leuphana Universität wollen uns sehr stark mit gesellschaftlichen Akteuren von außerhalb vernetzen. Wir wollen nicht nur im Elfenbeinturm an theoretischen Fragestellungen forschen, im Gegenteil: Wir sind sehr interessiert daran, Ideen und Problemstellungen der Gesellschaft aufzugreifen und uns damit auseinanderzusetzen. Wir möchten, ausgehend von unserer Forschung und unseren Kompetenzen, die Transformation in der Gesellschaft begleiten und mitgestalten. Wir nennen das Impactorientierung: Wir messen unsere Leistung nicht nur an Publikationen, sondern vor allem auch daran, ob wir etwas Positives bewirken können mit unserer Forschung. Wir möchten eine Wirkung im Alltag der Menschen erzielen.
Soll dieser Impact auch auf die Wirtschaft wirken?
Prof. Dr. Drews: Natürlich. Die Wirtschaft befindet sich in vielfältigen Transformationsprozessen (Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Sicherheit). Unternehmen sind für unsere Fakultät zentrale Kooperationspartner. Wir möchten unsere Forschung, unser Wissen, unsere Angebote und unsere Absolventinnen und Absolventen einbringen, um die besten Lösungen für Fragestellungen und Problemkomplexe unserer Gegenwart und Zukunft zu finden. Wir vereinen in unserer Fakultät vier verschiedene Disziplinen und sind dadurch in der Lage, typische unternehmerische Fragestellungen aus allen notwendigen Blickwinkeln zu betrachten. Die vier Disziplinen sind: Betriebswirtschaft, Wirtschaftspsychologie, Ingenieurwissenschaften und Wirtschaftsinformatik. Wir betreten damit einen neuen Weg in Deutschland.
In welchen Bereichen können Ihre Forschungen Unternehmen konkret unterstützen?

Prof. Dr. Drews: Wir forschen zum Beispiel intensiv im Bereich nachhaltige und energieeffiziente Produktion, digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und Data Science, Strategie und Organisation, Start-Ups sowie zu neuen Arbeitswelten und -formen. Das Zusammenspiel von Individuen, Organisationen und Technologien hat viele Dimensionen. Durch unsere integrierte Ausrichtung können wir besonders gut die Schnittstellen dieser Dimensionen betrachten, die einzelne Themen und Herausforderungen mit sich bringen. Bestes Beispiel ist die digitale Transformation: Der digitale Wandel hat natürlich in erster Linie technologische Aspekte, aber auch organisatorische und individuelle, zum Beispiel bei der Etablierung neuer Arbeitsweisen durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz.
Wie funktionieren die Kooperationen ganz praktisch?
Prof. Dr. Drews: Das kann ein Gastvortrag sein, die Abschlussarbeit eines Studierenden oder eine Doktorandenstelle bis hin zu gemeinsam entwickelten Forschungsprojekten und Anträgen für öffentliche Fördermittel, zum Beispiel von Europäischer Union oder Bundesministerien. Da gibt es viele, von den meisten Unternehmen bisher ungenutzte Möglichkeiten. In der Lehre bieten wir auch regelmäßig Projekte an, die in Zusammenarbeit mit Unternehmen stattfinden. Natürlich sprechen wir auch über Career and Recruiting, viele Unternehmen sind sehr an unseren Absolventinnen und Absolventen als zukünftige Mitarbeitende interessiert. Anders herum suchen auch wir für bestimmte Projekte Kooperationspartner und gehen damit initiativ auf die Unternehmen zu. Eine längerfristige Zusammenarbeit kann auch über eine Stiftungsprofessur etabliert werden. Aktuell besetzen wir eine von Edeka gestiftete Professur für nachhaltiges Kauf- und Konsumverhalten.
Wo sind die Grenzen der Zusammenarbeit?
Prof. Dr. Drews: Wenn Unternehmen erwarten, dass wir Dienstleister für etwas sind, für das es auf dem Markt Firmen gibt, die diese Leistung anbieten.
Wie können sich Unternehmen mit ihren Fragen an Sie wenden?
Prof. Dr. Drews: Wir verfügen über einen sehr guten Kooperationsservice. Wir möchten Unternehmen explizit dazu ermutigen, an uns heranzutreten. Auch, wenn sie noch kein klares Bild von einer Fragestellung oder einem Projekt haben. Falls wir nicht die Richtigen sein sollten, können wir auf weitere wissenschaftliche Kooperationspartner in Hannover und der Metropolregion Hamburg verweisen. Wenn man genau weiß, was man sucht, kann man sich auch direkt an die jeweilige Professur wenden.
In der regionalen Wirtschaft gab es die Befürchtung, der Studiengang Betriebswirtschaftslehre würde an der Leuphana abgeschafft.
Prof. Dr. Drews: Das ist nicht richtig. BWL wird heute auf Englisch angeboten und heißt jetzt im Bachelor International Business Administration and Entrepreneurship. Im Master bieten wir zwei BWL-Programme an: Management & Entrepreneurship und Sustainable Accounting & Finance. An der Professional School gibt es auch weiterhin einen berufsbegleitenden deutschsprachigen Bachelorstudiengang BWL.
Über Ihre Fakultät hinaus: Was kann die Leuphana Universität der regionalen Wirtschaft anbieten?
Prof. Dr. Drews: Mit unserer Professional School sind wir einer der größten universitären Weiterbildungsanbieter in Norddeutschland und können die Mitarbeitenden von Unternehmen in der Region umfangreich berufsbegleitend fortbilden, von einzelnen Modulen bis zu Bachelor- und Masterabschlüssen.
Carolin George
Kontakt zum Kooperationsservice erhalten Unternehmen bei der Leiterin Andrea Japsen, Telefon 04131-677-2971 oder E-Mail andrea.japsen@leuphana.de.