Celle wartet auf bessere Luft

Celle möchte aufatmen. Darauf wartet die Stadt seit einem Vierteljahrhundert. Und es wird noch länger dauern, denn ob der mittlere Teil der Umgehungsstraße wie geplant in zwei Jahren fertig wird ist fraglich. In Celle treffen drei Bundes- und drei Landesstraßen aufeinander. Über die zentrale Allerbrücke rollen laut Stadt täglich durchschnittlich rund 30.000 Fahrzeuge. Die Umgehungsstraße soll Entlastung bringen. Konkret: 28.000 Autos und Lastwagen weniger. Für Ortsteile wie Altenhagen und Altencelle verspreche man sich 70 Prozent weniger Verkehr.
„Wir brauchen die Entlastung“, sagt Johannes Knauf. Der Leiter der Celler Geschäftsstelle unserer IHK Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) umreißt das Dilemma: Arbeitnehmer ständen im Stau, Anwohner hätten Lärm und Abgase vor der Tür, Lkw-Verkehr brauche länger. Die Infrastrukturmaßnahme für den 5,2 Kilometer langen Mittelteil wird seit dem Jahr 2000 geplant, Naturschutzverbände klagten gegen Entwürfe. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg gab ihnen Recht. Es folgten Nacharbeiten, 2019 der erste Spatenstich. Voran geht es nur zäh. In der zuständigen Landesbehörde für Straßenbau in Verden beschleichen selbst Sprecherin Sheila Schönbeck Zweifel, ob ihre Kollegen bis 2026 alles umsetzen können. Die Trasse läuft durch das Naturschutzgebiet Allerniederung. Bislang hatten Fledermäuse da freie Bahn. Durch die Straße seien die Tiere in Gefahr. Also müssten vier Fledermausbrücken gebaut werden. Zwei von ihnen dienen auch als Radwegbrücke. „Die Wirksamkeit dieser Brücken muss überprüft werden“, sagt die Sprecherin. Ob die Flieger den angebotenen Kurs halten? Ein Teil des Verfahrens.
Arbeiter müssten 14 Brücken und Unterführungen errichten, sagt die Sprecherin. Ein Teil sei fertig, für andere liefen Ausschreibungen oder würden noch geplant. Ob man den Zeitplan halte, hänge von eingehenden Angeboten ab. Erst wenn die Bauten fertig seien, folgten die Straßen.
Das Projekt war mit 151 Millionen Euro kalkuliert, 84 Millionen für den Mittelteil. Stadt und Kreis Celle haben jeweils vier Millionen Euro beigesteuert. Den Löwenanteil zahlt der Bund. Reicht das? Die Antwort aus Verden: „Eine Anpassung der Kosten ist aufgrund der allgemein gestiegenen Baukosten notwendig. Dies ist bisher nicht erfolgt.“
Der Celler Spediteur Armin Klein beschreibt, wie sich seine Mitarbeitenden durch den Verkehr quälen: „Wir fahren täglich mit unseren Lkw vom südlichen Stadtrand zum Kunden am nordwestlichen Standrand. Morgens im Berufsverkehr verlieren wir mindestens 15 bis 20 Minuten. Zudem erhöht es den Verbrauch schnell um drei bis vier Liter Diesel, und diese Transporte lassen sich nicht über die Schiene abwickeln.“ Er wartet auf die Umgehung, wie viele in Celle. 
Carlo Eggeling
IHK Lüneburg-Wolfsburg
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