„Denkt an uns!“

Man darf nicht erwarten, dass die Transportgasnetzbetreiber bei den Wirtschaftsförderern an der Tür klingeln, um nach dem regionalen Wasserstoff-Bedarf zu fragen.“ Dies hat sich Michael Krohn gedacht, als er davon hörte, dass die Bundesregierung die Errichtung eines Kernnetzes plant, um im Rahmen der Energiewende bis 2032 eine leistungsfähige Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland aufzubauen.
„Hellhörig“ sei er geworden, als er mitbekommen habe, dass das rund 9.700 Kilometer umfassende Netz, das den grünen Energieträger von Nordwesteuropa in den Osten und den Süden transportieren soll, auch durch seine Heimatregion führen soll. Als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Deltaland ist der 50-Jährige zuständig für den Raum Walsrode und Bad Fallingbostel sowie die Samtgemeinden Ahlden und Rethem (Aller) im Heidekreis. Abgesehen von einer bestehenden Erdgasleitung, die umgewandelt werden soll, sei für den Industriepark Walsrode vor allem der Neubau der Leitung „443-Luttum-Edesbüttel“ interessant. „Eine Leitung, die – wie ich eher zufällig vom Netzbetreiber GasUnie erfahren habe – noch nicht im Detail trassiert ist“, sagt Michael Krohn. „Es wäre wünschenswert, wenn diese auch die hiesige Industrie erreicht.“
Ganz genau geht es dem Wirtschaftsförderer um die großindustriellen Abnehmer im Industriepark Walsrode (Ortsteil Bomlitz) und im Idealfall auch um die Lebensmittelindustrie in Bad Fallingbostel, die zusammen rund 2.500 Mitarbeitende zählen und jährlich 650.000 MW/h Erdgas verbrauchen. Im Rahmen einer Stellungnahme, die das Deltaland gemeinsam mit Industrieunternehmen aus der Region sowie der Stadt Walsrode formuliert hat, werden die Gastransportnetzbetreiber, darunter GasUnie, eindringlich um eine genaue Prüfung ersucht. „Das Substitutionspotenzial von rund 650.000 MW/h Erdgas im Jahr macht den Gesamtstandort zu einem der fünf größten Verbraucher im ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg“, heißt es.
Michael Krohn ist sich bewusst, dass man damit im Vergleich etwa zur Stahlindustrie in Salzgitter ein vergleichsweise kleiner Player sei. „Gerade deshalb ist es wichtig, sich gemeinsam auf die Hinterbeine zu stellen und proaktiv zu sagen: Denkt an uns!“ In der Region seien viele konzernabhängige Werke angesiedelt: „Deren Mutterunternehmen sitzen in den USA oder Finnland. Da schaut niemand auf das norddeutsche Kernnetz.“
Auch er selbst habe sich erst in das Thema einarbeiten, Pläne studieren und Fristen beachten müssen. „Man muss sich kümmern, wenn man nicht abgehängt werden will.“ Denn abgesehen vom Erreichen der CO2-Neutralität und dem Streben nach energiepolitischer Unabhängigkeit, ginge es auch um das Thema Neuansiedlungen. „Immer mehr Unternehmen fragen nach Wasserstoff. Es ist wichtig, ihnen diese Perspektive bieten zu können.“ Nun gelte es abzuwarten, ob und wann das gemeinschaftliche Engagement sich auszahle.
Alexandra Maschewski
IHKLW-Forderung
Unsere IHKLW setzt sich für eine zukunftsfähige Infrastruktur samt eines zeitnahen Anschlusses der industriellen Großverbraucher in der Region an das Wasserstoffkernnetz ein. Denn Wasserstoff hat das Potenzial, branchenübergreifend Wertschöpfung im Norden entstehen zu lassen sowie signifikant auszubauen. Erst im September haben auf Einladung unserer IHKLW und der IHK Elbe-Weser mehr als 60 Vertreter*innen von Unternehmen, Kommunen, Verbänden und Politik über die notwendigen Schritte für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft diskutiert. Mehr Informationen: IHK-Positionierung zu den Eckpunkten einer norddeutschen Wasserstoff-Strategie vom 2. Mai 2019 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 213 KB)
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