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Der Brückenbauer
Unsere IHKLW ist eine Mitmach-IHK. Rund 3.000 Menschen bringen sich ehrenamtlich ein, um die Wirtschaft in der Region zu stärken und mitzugestalten. Klaus-Peter Stelter, Prokurist in der von Stern’schen Druckerei in Lüneburg, engagiert sich seit sieben Jahren als Schlichter in unserer IHKLW.
Bevor sich Klaus-Peter Stelter entschieden hat, im Auftrag unserer IHKLW das Amt des ehrenamtlichen Schlichters zu übernehmen, hat er ein Jahr bei seinem Vorgänger hospitiert. Schnell sei ihm klargeworden, worin für ihn der Reiz liegen würde, Vermittler zwischen Auszubildenden und deren Ausbildungsbetrieb zu sein: „Ich möchte helfen, eine Brücke für junge Menschen zu bauen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen in Schwierigkeiten geraten.“ Und das in einer Art und Weise, die die Jugendlichen auch verstehen. „Ich habe selbst zwei Söhne in einem ähnlichen Alter und bin in der Lage, mich auf mein Gegenüber einzustellen“, sagt der 58-Jährige. „Deshalb weiß ich auch, dass Ratschläge häufig besser angenommen werden, wenn sie nicht von den Eltern, sondern von einer externen Person stammen.“
Als Mitglied des Schlichtungsausschusses unserer IHKLW nimmt der Prokurist der von Stern’schen Druckerei einmal im Monat an einer mehrstündigen Sitzung teil, bei der in der Regel zwei oder drei Streitfälle verhandelt werden. Neben dem oder der Auszubildenden seien auch ein gleichberechtigtes Mitglied seitens der Arbeitnehmerseite vertreten sowie der protokollierende IHKLW-Ausbildungsberater. „Nicht selten geht es um die ,Basics‘: Unpünktlichkeit, fehlende Krankmeldungen oder fehlende Abgabe des Berichtsheftes.“ Klaus-Peter Stelter liegt es fern, aus dieser Art von Differenzen pauschal ein Generationenproblem abzuleiten. „Man muss die Auszubildenden heute nicht generell schlechter bewerten. Sie haben nur häufig andere Lebensläufe.“ Gerade deshalb sei eine sehr pragmatisch angelegte Unterstützung, wie sie etwa auch die Paten der IHK-„Ausbildungsbrücke“ bieten, so bedeutsam.
In seinem eigenen Betrieb, der mehr als 400 Jahre alten von Stern’schen Druckerei, sei er als Leiter des Finanz- und Rechnungswesens auch Personalleiter. „Ich hatte zunächst Bedenken, dass mir als Schlichter der juristische Hintergrund fehlen könnte“, sagt Stelter. Nach sieben Jahren im Ehrenamt konstatiert er: „Ich bin Laie, und das ist auch gut so. Zu 90 Prozent geht es in den Verhandlungen um Emotionen. Dafür muss man nicht das Berufsausbildungsgesetz auswendig kennen.“ Empathie und eine gewisse Lebenserfahrung seien viel eher von Nutzen.
„Nach dem Studieren der schriftlichen Stellungnahme interessiert mich immer, was gerade nicht zu lesen ist.“ Es sei ein „gutes Gefühl“, wenn man am Ende eine gütliche Einigung erreichen könne und der Fall nicht beim Arbeitsgericht lande. Selbst dann, wenn es sich um die einvernehmliche Auflösung des Ausbildungsvertrags handele, die beiden Seiten immerhin mehr Planungssicherheit geben würde. Konflikte, bei denen klar sei, dass kein Konsens erzielt werden könne, seien „No-Gos“ wie Beleidigungen mit rassistischem oder sexistischem Inhalt. Dass ein Schlichtungsfall ein zweites Mal auf dem Tisch gelandet ist, sei in den vergangenen Jahren noch nie vorgekommen.
„Ich kann andere nur ermutigen, diese Funktion zu übernehmen und einmal nicht nur durch die Arbeitgeberbrille zu schauen“, sagt Klaus-Peter Stelter, dessen eigene Amtszeit noch bis Mitte 2026 läuft. Er selbst sei jedenfalls froh darüber, dass diese Aufgabe seinen eigenen Blick geöffnet habe.
Alexandra Maschewski
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