Türen auf für Jugendliche

Aline Henke hat den Azubitag “Hallo Zukunft” in Hankensbüttel initiiert. Mittlerweile stellen mehr als 30 Betriebe 70 verschiedene Ausbildungsberufe vor.
Wie oft Aline Henke und ihr Team zu einer Berufsorientierungsmesse für junge Leute gefahren sind, hat sie nicht gezählt. Dass ihre Azubis, am Klapptisch mit einem Flyer in der Hand, aber nur mit Mühe ihre Arbeit in einem Industriebetrieb schildern können, ahnte die Geschäftsführerin der Hankelsbütteler Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG schon länger. 
Im Jahr 2019 drehte sie den Spieß um. Henke öffnete die Türen ihrer Hallen, und zwar an einem Samstag. Die Idee trug Früchte: Mittlerweile machen mehr als 30 Betriebe mit bei „Hallo Zukunft“.
Aline Henke steht in der Produktionshalle, im Hintergrund sind junge Menschen zu sehen, die sich unterhalten.
Sie will mehr junge Menschen für eine Ausbildung in der Region begeistern: Aline Henke. © Hans-Jürgen Wege
Zum ersten Azubitag in ihrem Betrieb kamen zwar nur 30 Jugendliche, erinnert sich die Initiatorin. „Davon war ich zunächst ein wenig enttäuscht“, gibt Henke zu. „Aber zwei von ihnen haben bei uns ihre Ausbildung begonnen. Und diese Quote ist doch wirklich super.“ Zudem belegte dies ihre These: Wer freiwillig und außerhalb der Schulzeit zu einem Infotag geht, hat wirklich Interesse. „Eine Berufsorientierungsmesse ist häufig nur die weniger schlechte Alternative zum Matheunterricht.“
Nach diesem Erfolg überzeugte Henke andere Unternehmerinnen und Unternehmer in der Samtgemeinde Hankensbüttel von ihrer Idee. „Ich sehe das als meinen Input in die Region: Ich möchte die regionale Ausbildung sichtbar machen“, erklärt die Unternehmerin ihr Engagement. „Kaum jemand weiß, wie vielfältig die ist. Selbst unsere Berufsorientierungslehrer waren überrascht.“
So hat „Hallo Zukunft“ in diesem Jahr 70 Ausbildungsberufe in 33 Betrieben gezeigt, rund 500 Gespräche fanden statt – unter anderem im Wald. „Wir wollen dahin, wo etwas passiert“, sagt Henke. „Und das ist beim Förster eben der Wald.“ Oft gehe es eben auch ums Riechen, Schmecken, Fühlen. „Unser Azubitag macht das möglich.“
Nur vor Ort können die Jugendlichen spüren, wenn etwas nicht das richtige für sie ist, ist Henke überzeugt. „Und das ist völlig in Ordnung.“ Die Geschäftsführerin selbst hatte nach ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau Betriebswirtschaftslehre studiert und gemerkt: „Das passt für mich nicht. In solchen Fällen ist es besser, etwas anderes zu machen.“
Website, Instagram-Kanal, Newsletter, Kooperationen mit dem Netzwerk Quereinstieg für Studienabbrecher, Frauenförderung und Integration von Flüchtlingen, eine Broschüre mit allen Ausbildungsberufen in der Samtgemeinde, vorgestellt von echten Meistern und Azubis: „Hallo Zukunft“ hat sich weit über den Azubitag hinaus entwickelt. „Das alles geht nur mit dem Engagement aller Beteiligten“, betont Aline Henke. Aber sie ist und bleibt der Motor. Carolin George