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Azubis sind gefragt
Wenn Malte Bruns donnerstags nach der Arbeit noch zur Uni geht, schaltet er seinen Computer morgens gern ein wenig früher an als üblich: Damit er die Pause zwischen Betrieb und Hochschule sinnvoll nutzen kann. Dass der duale Student an diesen Tagen auch außerhalb der Kernarbeitszeit ins Büro kommen kann, hat er sich selbst zu verdanken – und der Offenheit seines Ausbildungsbetriebs. Denn die Stadtwerke Uelzen ermutigen ihren Nachwuchs ganz bewusst, bestehende Prozesse infrage zu stellen und mit eigenen Anregungen den Arbeitsalltag zu verändern. Malte Bruns hat das getan.
„Es war immer stressig zwischen Arbeit und Uni“, erzählt Malte Bruns. „Auf meinen Vorschlag hin können wir jetzt schon um 7 Uhr kommen und uns mittags sogar noch auf die Vorlesungen vorbereiten.“ Dass dieses Modell tatsächlich umgesetzt wurde, macht den 21-Jährigen „ein wenig stolz“. Genau solche Anregungen seien es, die zur Unternehmenskultur von mycity passen, sagt Personalleiterin Fenja Käbein. „Wir möchten, dass unsere Auszubildenden eigene Ideen entwickeln und gern auch Prozesse kritisch hinterfragen. Der Satz der Lehrjahre, die keine Herrenjahre seien, gilt heute nicht mehr. Jedenfalls nicht bei uns.“ Auch wenn es anfangs gewöhnungsbedürftig sein mag, von Jüngeren hinterfragt zu werden.
Die 29-Jährige ist ebenfalls jung in die Führungsrolle eingestiegen: Mitte 20 war die gelernte Handelsfachwirtin, als sie nach ihrem dualen Studium bei den Stadtwerken Uelzen die Personalabteilung übernahm und parallel dazu ihren Master-Abschluss in Personalmanagement absolvierte. Sie selbst hat bereits häufiger eigene Arbeitsabläufe geändert – zum Beispiel, wenn Auszubildende alternative Ideen hatten oder sich durch Nachfragen der Neuen herausstellte, dass es bessere Lösungen gibt.
Die Offenheit des etwa 100-köpfigen Teams für solche Impulse entspricht nach Käbeins Einschätzung auch der Haltung vieler junger Leute aus der Generation Z, also der 1997 bis 2012 Geborenen. „Sie wollen etwas verändern, bewegen.“ Da bei ihnen auch das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt, kann mycity punkten: Die Stadtwerke arbeiten unter anderem seit vielen Jahren mit 100 Prozent Ökostrom.
Das gibt auch Rica Bauck ein „gutes Gefühl“. Die 21-Jährige macht eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei mycity und trägt das auch gern nach außen. Sie geht als IHKLW-Ausbildungsbotschafterin in Schulen. „Mein Beruf macht mir viel Spaß. Das möchte ich gern anderen vermitteln.“ Und sie wirbt mit ihrem Gesicht bei der aktuellen Kampagne der Stadtwerke um neue Auszubildende. „Wir möchten zeigen, dass wir ein ganz normales Team sind und jeder bei uns willkommen ist“, sagt Bauck.
Denkt Tom-Lukas List an den Anfang seiner Zeit im Betrieb, ist dem zukünftigen Anlagenmechaniker besonders sein Pate positiv in Erinnerung. „Er hat mir alles gezeigt. Das hat mir den Einstieg sehr erleichtert.“ Auch der 22-Jährige bildete sich zum IHKLW-Ausbildungsbotschafter fort, denn er ist überzeugt: „Von der Ausbildung erzählen können wir selbst am besten.“
Tom-Lukas List macht eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker. Über seinen Beruf und die Ausbildung bei mycity berichtet er auch als IHKLW-Ausbildungsbotschafter in Schulen.
© tonwert21
Trotz aller Anstrengungen hat auch mycity in den technischen Berufen wie dem von Tom-Lukas List Schwierigkeiten, Nachwuchs zu finden. Bewerbungen nimmt der Betrieb daher an jedem Tag des Jahres an, Stichtage gibt es nicht mehr. „Es reicht sogar, wenn uns jemand über das Kontaktformular anschreibt“, sagt die Personalleiterin. „Ein formelles Anschreiben ist nicht zwingend erforderlich.“ Das Hochladen von Dateien wie etwa Zeugnissen ist sogar vom Smartphone aus machbar. Käbein: „Wir wollen die Hemmschwelle so niedrig wie möglich halten.“ Schwierig sei für die Betriebe die weniger starke Verbindlichkeit der jungen Leute: Wer bereits einen Ausbildungsplatz in der Tasche hat, sieht sich durchaus weiter nach Alternativen um und sagt gegebenenfalls die Stelle kurzfristig wieder ab, beobachtet Fenja Käbein. „Für uns bedeutet das, dass wir unsere Azubis frühzeitig möglichst eng an uns binden.“ So halten die Stadtwerke schon in den Monaten vor Beginn der Ausbildung regelmäßig Kontakt zu ihren Mitarbeitenden in spe – sie bekommen zum Beispiel eine Aufmerksamkeit zum Geburtstag und werden zu Betriebsfesten eingeladen.
In ihrem Blog auf der eigens eingerichteten Homepage erzählen Azubis einmal im Monat von ihrer täglichen Arbeit. Weitere Angebote für junge Leute sind Praktika, der Zukunftstag, Vorträge in Schulen, Finanzierung von Schulveranstaltungen, Berufsbildungsmessen und Bewerbertrainings. Um die Zeit zwischen Schulabschluss und Ausbildungsbeginn zu überbrücken, bietet mycity Praktika an, vergütet wie im ersten Lehrjahr. Und wenn die Zeit im Betrieb offiziell beginnt, bekommen die Neuen eigene Tablets, die sie auch für die Schule und privat nutzen dürfen.
All diese Maßnahmen überzeugen nicht nur intern, sondern auch extern: Die Stadtwerke Uelzen tragen seit vorigem Jahr das Qualitätssiegel TOP Ausbildung, das die Industrie- und Handelskammern in Niedersachsen landesweit an besonders gute Ausbildungsbetriebe vergeben.
Carolin George
Siegel für Top-Ausbildungsbetriebe
Die Ausbildung im Unternehmen verbessern und exzellente Ausbildungsleistungen sichtbar machen – das geht mit dem niedersachsenweiten IHK-Siegel „TOP AUSBILDUNG“. Ein dreistufiges Verfahren bietet einen Qualitäts-Check auf Basis einer Selbsteinschätzung des Unternehmens, eine Beratung von IHKLW-Ausbildungsberatern und im dritten Schritt ein Audit durch eine unabhängige Jury.
Die Ausbildung im Unternehmen verbessern und exzellente Ausbildungsleistungen sichtbar machen – das geht mit dem niedersachsenweiten IHK-Siegel „TOP AUSBILDUNG“. Ein dreistufiges Verfahren bietet einen Qualitäts-Check auf Basis einer Selbsteinschätzung des Unternehmens, eine Beratung von IHKLW-Ausbildungsberatern und im dritten Schritt ein Audit durch eine unabhängige Jury.
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