Verkehrswege – Lebensadern für Wirtschaft und Gesellschaft

Seit Jahren nimmt der Mobilitätsbedarf von Gütern und Personen in Deutschland stark zu. So wuchs von 2005 bis 2019 die Güterverkehrsleistung auf der Straße um 96 Mrd. Tonnenkilometer (+24 Prozent) und auf der Schiene um 34 Mrd. Tonnenkilometer (+35 Prozent). Auch die Personenverkehrsleistung hat in diesem Zeitraum erhebliche Zuwächse zu verzeichnen (siehe Abb.). Dies zeigt deutlich, welche Bedeutung die Mobilität für die Entwicklung unserer Wirtschaft und Gesellschaft hat. Die wirtschaftliche Prosperität der Unternehmen hängt in starkem Maße auch von den infrastrukturellen Rahmenbedingungen ab.
Dies zeigt sich in allen Unternehmensbefragungen: Die Verkehrsinfrastruktur wird immer wieder als ein zentraler Standortfaktor bewertet. Die niedersächsischen Industrie- und Handelskammern haben zuletzt Ende 2021 die Unternehmen hierzu befragt1. Über 92 Prozent der befragten niedersächsischen Unternehmen sehen die „Straßenverkehrsinfrastruktur“ als „wichtigen“ oder „sehr wichtigen“ Standortfaktor. Im krassen Gegensatz dazu steht allerdings die Einschätzung ihrer Qualität. Fast 52 Prozent der Unternehmen äußern sich als „nicht zufrieden“ oder „überhaupt nicht zufrieden“. Dass auch im Schienenverkehr Qualitätsprobleme gesehen werden, zeigt eine Analyse des Umweltbundesamtes zur Wahl des Verkehrsmittels im Güterverkehr.² Als zentrale Faktoren gegen die Wahl der Bahn werden die fehlende Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit aufgeführt. Und diese sind direkt abhängig vom Infrastrukturzustand und seiner Kapazität. Anzumerken ist, dass dies dem Ziel höherer Verkehrsanteile im Schienenverkehr klar entgegensteht.
Im Ergebnis kann man feststellen, dass die Belastung der Infrastruktur aufgrund des stetigen Verkehrswachstums in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen hat. Gleichzeitig halten der Erhalt und der Ausbau der Infrastrukturnetze damit schon lange nicht mehr Schritt. Betrachtet man die aktuellste Prognose der Verkehrsleistung (siehe Abb.) und der Fahrleistung (siehe Abb.) für das Jahr 2051 mit ihren weiteren massiven Zuwächsen, so wird deutlich, wie wichtig es ist, die Ertüchtigung der Verkehrsinfrastruktur zu beschleunigen, damit nicht mittelfristig die wirtschaftliche, aber auch die gesellschaftliche Entwicklung erheblich negativ beeinträchtigt werden.
Dabei ist festzuhalten, dass sowohl eine bedarfsgerechte Straßenals auch Schieneninfrastruktur gleichermaßen benötigt werden. Es ist richtig, dass erhebliche Anstrengungen und Maßnahmen für den Klimaschutz ergriffen werden müssen. Das ändert aber nichts daran, dass auch auf längere Perspektive ein erhebliches Verkehrsaufkommen auch auf der Straße vorhanden sein wird. Aktuell liegt der Anteil der Straße an der Güterverkehrsleistung in Deutschland bei rund 72 Prozent. Leistungsfähige Alternativen, die wesentliche Teile des Verkehrs aufnehmen könnten, fehlen gerade im Güterverkehr. Und auch der Neu- und Ausbau der Schieneninfrastruktur kommt viel zu langsam voran. Selbst wenn es gelingen sollte, den Anteil der Bahn am Güterverkehr, wie politisch beschlossen, von aktuell rund 20 Prozent auf 25 Prozent zu steigern, wird aufgrund des erwarteten Zuwachses des Güterverkehrs insgesamt auch der Straßengüterverkehr weiter wachsen. Entsprechend ist auf absehbare Zeit eine wettbewerbsfähige Wirtschaft auch auf ein leistungsfähiges und schnelles System bei der Fernstraßeninfrastruktur angewiesen.