Interview mit Jörg Hoffmann

Interview mit Jörg Hoffmann
Wilkhahn Wilkening + Hahne GmbH + Co. KG

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen?
Nachhaltigkeit ist schon seit über drei Jahrzehnten explizit in der Unternehmensausrichtung verankert. Es war der Unternehmer und Gründersohn Fritz Hahne, der mit dem Verwaltungsrat beschloss, dass im Zweifelsfall das ökologische Anliegen Vorrang vor schnellem Gewinn habe. Es folgte unter der Überschrift „Wilkhahn grün“ eine umfassende ökologische Transformation des gesamten Unternehmens: von den Neubauten auf dem Campus, über Material- und Abfallkonzept, den Einsatz neuer Energieträger und Wassersparmaßnahmen bis hin zu ökologisch orientierten Designrichtlinien, Mehrwegverpackungen und Reparatur- und Serviceangeboten. Wilkhahn wurde für den ganzheitlichen ökoloschen Wandel und dessen Verankerung in der Mitarbeiterschaft bereits 1996 mit dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ausgezeichnet.
Gibt es in Ihrem Unternehmen schon betriebliche Nachhaltigkeitsstrategien, -richtlinien oder -kennzahlen oder eine  Nachhaltigkeitsberichterstattung? Wenn ja, wie wirken sich diese aus?
Bereits zur EXPO 2000 veröffentlichten wir als eines der ersten mittelständischen Unternehmen und als erstes Unternehmen unserer Branche weltweit mit „Wilkhahn Mehrwerte“ einen Nachhaltigkeitsbericht, der sich bereits an wesentlichen, bei uns relevanten Elementen der damals ganz neuen Global Reporting Initiative anlehnte. Seit 2001 lassen wir uns jährlich nach EMAS European Eco-Management and Audit Scheme validieren und gemäß ISO 14001 zertifizieren. Wir veröffentlichen dazu einen Nachhaltigkeitsbericht mit Unternehmensrichtlinien, betrieblichen Nachhaltigkeitsstrategien, wesentlichen Kennzahlen und Umweltprogramm zur kontinuierlichen Verbesserung unserer Umweltleistungen. Auf diese Weise konnten wir beispielsweise im Bereich Heizung und Strom den Anteil der erneuerbaren Energie auf inzwischen 70 Prozent steigern. Das systematische Nachhaltigkeitsmanagement sorgt dafür, dass sich alle Mitarbeitenden im Unternehmen und insbesondere die Führungskräfte ganz selbstverständlich mit  Nachhaltigkeitskriterien auseinandersetzen.
Welche Nachhaltigkeitsaspekte sind besonders wichtig und welche gesellschaftliche Verantwortung sehen Sie für Ihr Unternehmen?
Unser Geschäft ist weder besonders energieintensiv, noch arbeiten wir in nennenswertem Umfang mit kritischen Substanzen. Dennoch lohnt es sich, in den Bereichen Energie, Emissionen und Materialeffizienz kontinuierlich Verbesserungen zu erzielen.
Für uns spielen dabei insbesondere die ökologische und soziale Fairness entlang der gesamten Lieferkette eine große Rolle. Das als Mittelständler umzusetzen, ist nicht trivial. Wir bei Wilkhahn investieren in Nachhaltigkeit schlicht deshalb, weil wir es als unsere Verantwortung sehen – und nicht nur aufgrund ökonomischer Rechenmodelle, die ohnehin Makulatur sein können, wenn sich  Rahmenbedingungen deutlich verändern. Wer hätte vor drei Jahren gedacht, dass es nach überstandener Pandemie durch geopolitische Verwerfungen erneut fast über Nacht zu dramatischen Veränderungen kommen kann? Besonders wichtig ist uns die Nachhaltigkeit unserer Produkte. Sinnhaftigkeit und Langlebigkeit an erster, Reparaturfähigkeit an zweiter und Eignung für die Kreislaufwirtschaft an dritter Stelle sehen wir als wichtigsten Beitrag gegen die Wegwerfgesellschaft. Ziel ist es, langlebige Produkte zu entwickeln, den Gebrauchswert zu erhöhen und die Verschwendung zu reduzieren. Das ist heute 70 Jahre später aktueller als je zuvor.