Die Unternehmen handeln bereits

Es mag sinnvoll sein, in eng definierten Bereichen der kritischen Infrastruktur über restriktivere Vorgaben zu diskutieren. Für die breite Masse der Unternehmen aber sind solche staatlichen Eingriffe unangemessen – und auch unnötig:
Die deutschen Unternehmen sind bereits intensiv dabei, sich zu diversifizieren. Sie bewerten das Ausfallrisiko entlang ihrer gesamten Lieferketten neu und ergreifen Maßnahmen, um ihre Resilienz zu stärken.
Industrie- und Handelskammern ebenso wie Auslandshandelskammern erleben eine sprunghaft gestiegene Nachfrage der Unternehmen nach neuen Partnerschaften, neuen Kundenbeziehungen zum Beispiel in den ASEAN-Ländern und in Indien. Unternehmen suchen dort Lieferanten für Vorprodukte, bauen neue Vertriebsnetze auf und planen Produktionsanlagen. Auch in den aktuellen Umfragen der IHK Hannover schlägt sich das nieder: 22 Prozent der auslandsaktiven Unternehmen planen derzeit Investitionen im Raum Asien/Pazifik ohne China, wohingegen in China nur 10 Prozent der Unternehmen investieren wollen. Insgesamt fällt China unter den großen Wirtschaftsblöcken als Ziel der Auslandsinvestitionen erstmals seit sehr langer Zeit auf den letzten Platz zurück.
Fakt ist aber auch: die Investitionen und sonstigen Aktivitäten außerhalb Chinas sind kein Indikator für einen Rückzug aus China – nur ein Prozent der Unternehmen plant, China zu verlassen. Vielmehr geht es um zusätzliche Aktivitäten, die der bewussten Diversifizierung dienen, um zukünftigen Lieferkettenproblemen vorzubeugen. Also: kein De-Coupling, sondern ein „De-Risking“.

Ziele Auslandsinvestitionen