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Handlungsfelder aus Sicht der IHK Hannover
Wo besteht Handlungsbedarf?
- 1. Informationskampagne starten
Auch mehr als ein Jahr nach Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes ist es noch zu wenig bekannt. Vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen wissen noch zu wenig von den neuen Möglichkeiten, die das Gesetz bietet. Die Kommunikation muss daher auf den Mittelstand ausgerichtet werden.
- 2. Zentrale Ausländerbehörde schaffen
In Niedersachsen sind die knapp 60 regionalen Ausländerbehörden für das beschleunigte Fachkräfteverfahren zuständig. In vielen anderen Bundesländern kümmert sich eine zentrale Ausländerbehörde darum, die Unternehmen bei allen Fragen der Fachkräfteeinwanderung spezialisiert zu beraten. Das kann auch für Niedersachsen ein Weg sein. Auf jeden Fall muss für jedes Unternehmen die zügige Abwicklung eines Verfahrens gesichert sein.
- 3. Auslandsvertretungen fit machen
Wenn ausländische Fachkräfte in deutschen Unternehmen arbeiten wollen, darf es keine monatelangen Wartezeiten geben, bis ein Visum erteilt ist. Außerdem strecken Informations- und Marketingaktivitäten zugunsten des Arbeitsortes Deutschland bei den Botschaften noch in den Kinderschuhen. Es gilt, Kapazitäten zur Bearbeitung der Visa bei den Auslandsvertretungen aufzustocken, Verfahren zu digitalisieren und für Deutschland als Arbeitsort zu werben.
- 4. Internationale Netzwerke bilden
Um die Attraktivität der IHK-Region als Ziel für ausländische Fachkräfte zu steigern, sollten Netzwerke in Drittstaaten mit ausreichend Fachkräftepotenzial zur beruflichen Anerkennung aufgebaut werden. Insbesondere Lateinamerika, Nordafrika, Indien, Südostasien sowie der Westbalkan bieten solche Potenziale. Hier sollte Niedersachsen als attraktive Zuwanderungsregion platziert werden. Dazu gehört eine zielgruppenspezifische und aktive Ansprache der Fachkräfte im Ausland und eine gelebte Willkommenskultur vor Ort. Die Auslandshandelskammern (AHK) könnten bei der Gewinnung von Fachkräften helfen. Abkommen mit wichtigen Ländern und Regionen sind ebenfalls sinnvoll.
- 5. Sich regional konzentrieren
Unternehmen und weitere Akteure bei der Fachkräfteeinwanderung sollten sich regional in Netzwerken organisieren, die sich jeweils auf bestimmte Berufe und Partnerländer konzentrieren. Dabei sollten auch bereits Zugewanderte und ihre Gemeinschaften einbezogen und deren Kontakten in die Heimat genutzt werden. Das gilt insbesondere für Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund.
- 6. Anpassungsqualifizierungen fördern
Bei zahlreichen ausländische Berufsausbildungen muss Berufspraxis nachgeholt werden, damit sie einem deutschen Ausbildungsberuf gleichgestellt werden können. Die Möglichkeiten dazu sollten ausgebaut werden. Dabei könnte das Know-how kleiner und mittlerer Unternehmen genutzt werden, die oft große Erfahrung mit der Vermittlung von beruflicher Praxis haben (Training-on-the-job).
- 7. Integration sichern
Bei der Integration ausländischer Fachkräfte sind die ersten Wochen oft entscheidend. Wirksame Onboarding-Prozesse können helfen, Fachkräfte dauerhaft an Bord zu holen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sollten hierbei unterstützt und Hilfeangebote, wie sie beispielsweise das IQ-Netzwerk für ausländische Fachkräfte und Unternehmen bietet, weiter ausgebaut werden.
- 8. Sprachförderung im In- und Ausland weiterentwickeln
Im Idealfall beginnt das Deutschlernen bereits im Ausland, etwa durch die Sprachkurse des Goethe-Instituts. Vor Ort am neuen Arbeitsplatz wird dann aber auch ein Angebot an berufsbezogenen Deutschkursen benötigt, das inhaltlich und zeitlich mit den Interessen der Unternehmen vereinbar ist.
- 9. Fachkräfteeinwanderung ausdehnen
Unternehmen suchen heute nicht nur Fachleute, sondern auch Hilfskräfte – vor allem im Baugewerbe, im Einzelhandel, im Verkehrsgewerbe und im Gastgewerbe. Hier gibt es aber für Menschen aus Drittstaaten kaum Möglichkeiten, nach Deutschland zu kommen. Ausnahme ist die sogenannte Westbalkanregelung, mit der Unternehmen laut Ergebnissen einer IAB-Untersuchung gute Erfahrungen gemacht haben. Wenn sich solche Verfahren bewähren, sollten sie bedarfsorientiert auf andere Länder ausgedehnt werden.
- 10. Ausländische Studierende umwerben
Über 80 Prozent aller ausländischen Studierenden aus Drittstaaten in Niedersachsen haben ihre Hochschulzugangsberechtigung außerhalb Deutschlands erworben. Sie sollten mit attraktiven Angeboten zum Leben und Arbeiten umworben werden, damit sie mit einem erfolgreichen Studienabschluss in der IHK-Region bleiben.
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Arne Hirschner