IHK-Konjunkturumfrage
Die Konjunktur im IHK-Bezirk Hannover bleibt in der Flaute und erholt sich nur sehr langsam. Die Geschäftslage und die Erwartungen haben sich im 2. Quartal unter dem Eindruck erster Reformen in Deutschland bei gleichzeitigen Unsicherheiten im Export kaum erholt. Das niedrige Niveau der Indikatoren und die schwachen Investitionsplanungen zeigen, dass die Unternehmen unverändert auf weitreichende Reformen warten.
Die Zollankündigungen führten dazu, dass die Exporterwartungen von sehr niedrigem Niveau kommend gestiegen sind, weil die angekündigte Entwicklung nicht eintraf. Die Verunsicherung durch das Hin und Her hat auch im Großhandel (Import/Export) die Erwartungen deutlich gedämpft.
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Während die kurzfristigen Stimmungsindikatoren wie die Beurteilung der Erwartungen zulegen konnten, zeigen die konkreten Geschäftslage- und Planungsindikatoren der IHK-Umfrage die unverändert schwierige Situation.
Der Klimaindikator, der als geometrisches Mittel von Geschäftslage und Erwartungen berechnet wird, ist im 2. Quartal 2025 um drei Punkte auf 91 Punkte (Vorquartal: 88 Pkt.) gestiegen. Der langjährige Durchschnitt seit dem Jahr 2000 von 104 Punkten zeigt, dass sich die aktuelle Situation nach dem dritten Anstieg in Folge langsam einer zufriedenstellenden Geschäftsentwicklung annähert.
Die Geschäftslage hat sich im 2. Quartal in einigen Wirtschaftsgruppen verbessert. Einzelhandel und Dienstleister melden eine bessere Lage. Industrie und Baugewerbe hatten in den letzten Monaten allerdings wieder etwas schwächere Geschäfte zu verzeichnen. In der Summe über alle Branchen ist die Geschäftslage unverändert mit einem Saldo von positiven und negativen Antworten von minus sieben.
Anders verhält es sich mit den Erwartungen der Unternehmen. Nicht nur Einzelhandel und Dienstleister, sondern vor allem auch die Industrie beurteilen die künftige Entwicklung positiver als zuletzt. Die Erholungstendenzen sind damit in den letzten Monaten stärker geworden. Mit einem guten Ende bei den Zollstreitigkeiten wäre eine positive zweite Jahreshälfte wahrscheinlich.
Im 2. Quartal konnte die schon länger erwartete Belebung des privaten Konsums beobachtet werden. Damit erholt sich der Indikator von niedrigem Niveau aus. Die Dienstleister konnten eine Belebung des Geschäfts registrieren und haben auch ihre Erwartungen erhöht. Damit ist die Industrie wieder das „Schlusslicht“ in dieser Vergleichsgrafik der Wirtschaftsbereiche. Jenseits aller politischen Veränderungen bleibt festzuhalten, dass sich an den strukturellen Problemen des Industriestandortes Deutschland noch nicht viel geändert hat. Im Gegenteil: Die Probleme Bürokratie, Arbeitskosten und Fachkräftemangel bestehen unvermindert fort.
Die Investitionsschwäche hält nun seit geraumer Zeit an. Ein Politikwechsel im Sinne der Unternehmen, der Investitionen am Standort fördert, ist in Teilen erkennbar. Der sogenannte Investitionsturbo und die Einführung des Industriestrompreises sind erste positive Signale für Unternehmen, deren Wirkung aber noch aussteht.
Bei den Auftragseingängen der Industrie zeigt der Trend weiter nach oben. Auch die Auftragsbestände werden etwas besser beurteilt. Knapp jedes zweite Industrieunternehmen (44 %; Vorjahr: 53 %) hält seinen Auftragsbestand für zu klein.
Die Exporterwartungen der Industrie haben sich leicht erholt. Dabei war allerdings hauptsächlich der Anteil der Unternehmen rückläufig, die – nach den Zolldrohungen aus den USA – abnehmende Exporte erwartet hatten (25 %, Vorquartal: 35 %). Rückläufig ist gleichzeitig der Anteil der Optimisten: Nur noch 8 % (Vorq. 12 %) rechnen mit steigendem Auslandsgeschäft. Auch dies ein Hinweis auf die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland.
Die Lohnsteigerungen wirken sich allmählich auch auf den privaten Konsum aus. Das Tief beim Konsum scheint überwunden und die Indikatoren für den Binnenkonsum zeigen aufwärts.
Die Grafik zur Konsumneigung gibt die Ausgabefreude der Kundschaft aus Sicht der Einzelhändler wieder. In der aktuellen Sommerumfrage der IHK liegt die Einschätzung der regionalen Händler erstmals seit Jahren wieder über dem langjährigen Durchschnitt von minus 26. Diese positive Entwicklung spiegelt auch die bundesweit von der GfK ermittelten Werte für das Konsumklima der letzten Entwicklung wider.
Die Indikatoren für die unternehmensnahen Dienstleistungsunternehmen (Beratung, Werbung, Medien/IT, Architektur- und Ingenieurbüros, Leasing, Zeitarbeit, Facility-Management etc.) haben im 2. Quartal einen Sprung nach oben gemacht. Das wird sich deutlich auf die Beschäftigung auswirken. Die Investitionsplanungen haben sich dagegen aus oben genannten Gründen noch nicht verbessert. Bürokratie und Kostenbelastungen sind für Dienstleister genauso belastend wie für die Industrie.
Im Bezirk der IHK Hannover wird, wie in ganz Niedersachsen, unverändert das Problem der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (60 %; Vorjahr: 68 %) als Unternehmensrisiko Nummer eins wahrgenommen. Im Vorjahr hatte dieser Wert mit der Endphase der Ampel-Regierung bei maximal 69 % gelegen. Platz zwei in der Risikowahrnehmung bleibt mit der schwachen Konjunktur die Inlandsnachfrage (59 %; Vj. 60 %) auf. Risiko Nummer drei stellen die Arbeitskosten (53 %; Vj. 48 %) dar. Die Lohnabschlüsse der jüngsten Vergangenheit, die steigenden Lohnnebenkosten sowie die bevorstehenden Erhöhungen des Mindestlohns zeigen die große Bedeutung für Unternehmen. Der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel (52 %; Vj. 62 %) ist mit der Konjunkturschwäche nur noch Risiko Nummer vier. Rang fünf haben weiterhin die Risiken rund um die Energie- und Rohstoffpreise (44 %; Vj.: 40 %). Das Risiko der Auslandsnachfrage der Industrie (37 %; Vj. 38 %) liegt zwar insgesamt nur auf Rang fünf, hat für die Investitionsgüterhersteller (74 %; Vj. 82 %) wie Automotive und Maschinenbau aber eine herausragende Bedeutung. Vergleichsweise gering bleiben Risiken aus der Finanzierung (11 %) oder aus den Wechselkursen (6 %).
686 Unternehmen wurden zum II. Quartal 2025 vom 19. Juni bis 7. Juli befragt. 436 gewichtete Unternehmensantworten liegen vor. Der Rücklauf der Befragung lag bei 64 %.
Stand: 23.07.2025