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ASEAN-China-Korridor bietet neue Routen für den Welthandel

Germany Trade and Invest (GTAI) stellt existierende bzw. geplante Routen zwischen der ASEAN-Region und China vor, die nicht nur den Handel innerhalb der beiden asiatischen Regionen, sondern auch die Land- und Landseeverbindungen nach Europa beleben können.
Beim klassischen Vergleich von Frachtkosten und Frachtzeiten stehen sich der Seeweg mit den günstigsten Kosten und der längsten Frachtzeit und die Flugfracht mit höheren Kosten und sehr kurzen Frachtzeiten gegenüber. Als Zwischenlösung gilt die Bahnfracht, die sowohl bei der Zeit als auch bei den Kosten zwischen den beiden anderen Frachtformen liegt.
Der Neue Internationale Land-See-Handelskorridor (New International Land-Sea Trade Corridor, ILSTC) zwischen China und dem Verband südostasiatischer Staaten (ASEAN) bietet drei Hauptrouten, die beide Regionen bereits aktuell verbinden oder die künftig ausgebaut werden sollen. Sie dienen dazu, Güter zwischen dem westchinesischen Chongqing und den Staaten Südostasiens direkt über Land oder intermodal per Schiff, Schiene und/oder Straße zu transportieren.
Von Chongqing aus, dem wichtigsten Verkehrsknotenpunkt im Südwesten Chinas, bestehen weiterführende Verbindungen über die eurasische Landbrücke nach Europa und eine gute Anbindung per Schiff, Zug oder Straße nach Shanghai und die chinesische Ostküste. Auf diese Weise können viele Zielorte in Südostasien von China aus erreicht werden, ohne die Taiwan-Straße passieren zu müssen. Transporte von und nach Europa umgehen zusätzlich die Straße von Malakka und das Rote Meer.
Die erste Route des ILSTC ist auch als Kunming-Singapur-Eisenbahn bekannt. Bisher ist hier allerdings erst ein Teilstück zwischen China und Singapur, die Laos-China-Eisenbahn (LCR, Laos-China Railway), komplett modernisiert. Der nächste Abschnitt zwischen der Metropolregion Bangkok und der laotisch-thailändischen Grenze bei Nong Khai wird noch ausgebaut: Bis 2027 soll hier eine zweispurige Güterverkehrsstrecke entstehen. Zusätzlich befindet sich eine Hochgeschwindigkeitsstrecke (High Speed Rail, HSR) von Bangkok an die Grenze nach Laos im Bau, die 2028 betriebsbereit sein soll. Weiter Richtung Malaysia und Singapur existieren bisher nur Pläne für einen möglichen Ausbau der Strecke.
Die zweite Route geht von Singapur per Schiff in die Region am Golf von Tonkin mit den chinesischen Häfen Beihai, Fanchenggang und Qinzhou und von dort über den eurasischen Korridor nach Europa.
Die dritte Route betrifft Fracht zwischen Westchina und Nordvietnam. Sie kann seit 2022 komplett per Schiene befördert werden. Güterzüge von Chongqing über Lao Cai nach Hanoi müssen dabei jedoch noch auf die alte 1.000 Millimeter-Schmalspur umgeladen werden. Daneben ist seit 2024 auch der chinesische Hafen Fanchenggang am Golf von Tonkin mit der Grenze nach Vietnam bei Dongxing per Schnellzugfrachtstrecke verbunden. Von Vietnam aus fahren bereits Testzüge über Xi'an nach Kasachstan sowie über Zhengzhou und Russland nach Belgien. Während Schiffe auf der Seeroute vom vietnamesischen Haiphong nach Antwerpen 45 Tage benötigen, schafften die Testzüge von Hanoi nach Belgien die Strecke via China und Russland in 25 bis 27 Tagen. Davon entfallen 4 bis 5 Tage auf die Strecke von Vietnam nach Chongqing, dem ersten Abschnitt der Route. Sanktionen infolge des Krieges in der Ukraine haben Transportangebote via Russland über die Pilotprojekte hinaus bisher verhindert.
Der vollständige Artikel mit einer Landkarte und ergänzenden Hinweisen zum Nutzungsumfang der Routen ist auf der Internetseite von Germany Trade and Invest abrufbar.
Stand: 21.10.2024