Tourismus

IHKN Fokus Niedersachsen: Mobilität und Tourismus

Mobilität und Tourismus sind untrennbar miteinander verbunden. Neben einer schnellen und bequemen Anreise tragen auch gut nutzbare Mobilitätsangebote am Urlaubsort wesentlich zu einem gelingenden Urlaub bei. Andererseits leistet insbesondere der touristische Verkehr einen nicht unerheblichen Beitrag zu den anthropogen verursachten Treibhausgasemissionen.
Damit befinden sich Tourismusunternehmen und -destinationen in einem Spannungsfeld: Einerseits ermöglichen eine gute Erreichbarkeit und attraktive Verkehrsinfrastruktur einen wichtigen Wettbewerbsvorteil im Wettbewerb der Reiseregionen. Andererseits ergibt sich auch für den Tourismus die Notwendigkeit der Emissionsreduzierung. Denn die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der IHK Niedersachsen verdeutlichen, dass das Auto noch immer das wichtigste Verkehrsmittel für Urlaubsreisen in Niedersachsen ist – sowohl bei der An- und Abreise als auch vor Ort. Gleichzeitig ist das Auto mit Verbrennungsmotor nach dem Flugzeug das Verkehrsmittel mit den höchsten Emissionswerten.
Welche Verkehrsmittel werden für touristische Reisen in Niedersachsen genutzt? Welche Faktoren spielen bei ihrer Auswahl eine Rolle und wo gibt es Potenziale, den Reiseverkehr klimafreundlicher aufzustellen? Und: Sind die Touristen überhaupt bereit, ihr Verhalten anzupassen und damit den Wandel aktiv zu unterstützen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt dieses Fokus.
Einige Ergebnisse im Überblick:
1. An- und Abreise
  • Das Hauptverkehrsmittel der Gäste bei der Anreise zu einem mehrtägigen Urlaub ist das Auto. 44,2 Prozent der gastgewerblichen Betriebe gaben an, dass mehr als 90 Prozent ihrer Gäste mit dem Pkw anreisen. In Großstädten ist dies nur bei knapp 20 Prozent der Betriebe der Fall.
  • Zweithäufigstes Verkehrsmittel bei der Anreise ist die Bahn – bei deutlichem Unterschied zwischen Stadt und Land: Während insgesamt mehr als die Hälfte der gastgewerblichen Betriebe angab, dass maximal jeder zehnte Gast per Bahn anreise, sind es in der Großstadt deutlich mehr (80 % der Betriebe: 10-49 % der Gäste) und in den Gemeinden deutlich weniger (28,7 % der Betriebe: 10-49 % der Gäste).
  • Bei den ebenfalls befragten Betrieben aus der Touristik (Reiseveranstalter, Reisebüros und Omnibusunternehmen) ergab sich ein anderes Bild bei der Frage nach den meistgenutzten Verkehrsmitteln für die An- und Abreise. Hier liegt mit Abstand das Flugzeug an erster Stelle. 65,6 Prozent der Betriebe gaben an, dass 75 bis 100 Prozent ihrer Kunden damit in den Urlaub reisen. Auf Rang 2 folgt das Auto: 26,7 Prozent der Betriebe gaben an, dass mehr als 75 Prozent damit verreisen.
2. Mobilität vor Ort
  • Auch bei der Mobilität vor Ort ist das Auto das am meisten genutzte Verkehrsmittel von Gästen des Gastgewerbes bei einem mehrtägigen Aufenthalt. Knapp 81 Prozent der Betriebe geben an, dass mehr als dreiviertel ihrer Gäste das Auto nutzen, 47,6 Prozent, dass mehr als 90 Prozent das Auto nutzen.
  • An zweiter Stelle folgt der Fußverkehr. Etwa jeder fünfte Betrieb gibt an, dass mehr als drei Viertel ihrer Gäste in erster Linie vor Ort zu Fuß unterwegs sind, wobei die Fußläufigkeit in Gemeinden und Kleinstädten ausgeprägter ist als in der Großstadt.
  • In der Großstadt sind auch Mietwagen, Car-Sharing-Angebote und der ÖPNV häufiger genutzte Verkehrsmittel.
3. Trend zur umweltschonenden Mobilität?
  • Die Antwort auf die Frage, ob die Betriebe bei ihren Gästen einen Trend zur umweltschonenden Mobilität erkennen können, lautet bei 57,3 Prozent der Antwortenden „nein“ oder „eher nein“. In der Touristik fällt mit 71 Prozent die negative Antwort noch deutlicher aus
4. Erreichbarkeit mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln und Vorhandensein von Mobilitätsangeboten vor Ort
  • Die Erreichbarkeit mit dem Auto wurde am besten beurteilt: 92,6 Prozent der Betriebe gaben an, mit dem Auto gut erreichbar zu sein.
  • 88,9 Prozent bewerteten die Qualität des Radverkehrsnetzes vor Ort als positiv.
  • Nur etwas mehr als die Hälfte der Betriebe (55,1 %) bewerteten hingegen die Erreichbarkeit mit der Bahn als positiv. Auf diese Frage gab es von Betrieben in der Stadt und auf dem Land sehr unterschiedliche Antworten. Eine vergleichbare Diskrepanz ergab sich bei den Antworten auf die Frage nach der Bewertung der Anbindung des eigenen Betriebes an den ÖPNV.
„Auch wenn der Wunsch, nachhaltig zu reisen, groß ist, ist nach unseren Erkenntnissen in Niedersachsen kein Trend zu einer umweltschonenderen Mobilität sichtbar“, resümiert Monika Scherf, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen (IHKN) die Umfrageergebnisse.
„Um die durch den touristischen Verkehr erzeugten Treibhausgase in Niedersachsen künftig zu reduzieren, müssen die klimafreundlichen Verkehrsmittel mindestens so attraktiv sein wie der eigene Pkw – und es muss eine durchgehende Mobilität am Urlaubsort gewährleistet sein“, ergänzt Kerstin van der Toorn, Tourismussprecherin der IHK Niedersachsen.
Hier ist laut IHKN-Hauptgeschäftsführerin Scherf die Politik gefordert: „Schon bei der Planung von Infrastrukturen und Angeboten sollte der Tourismus stets mitgedacht werden. Touristische Verkehre sollten in der regionalen und kommunalen Verkehrsplanung berücksichtigt werden und im Idealfall eigene touristische Mobilitätskonzepte entwickelt werden“, so Scherf.
Aus Sicht der IHKN ist der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, insbesondere durch bessere Bahnanbindungen sowie den Ausbau von Straßen und Radwegen, notwendig. Eine regelmäßige Taktung, Zuverlässigkeit und einfache Ticketstruktur machten Bahn und ÖPNV attraktiver. Weitere erforderliche Maßnahmen wären aus Sicht der IHKN die Fortführung des Deutschlandtickets und Anreize wie eine kostenlose Nutzung des ÖPNV mit Gästekarten, zur Sicherung der Anschlussmobilität vor Ort die Förderung emissionsarmer Verkehrsmittel und Mobilitätszentralen sowie der Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur für E-Autos und die Förderung der Elektrifizierung weiterer Verkehrsmittel.
Schon bei der Reiseplanung sollten die Gäste umfassende Informationen zu allen am Reiseziel vorhandenen Verkehrsmitteln finden, sollten im Tourismusmarketing die klimafreundliche Anreise und Mobilität betont und umfassende Informationen zu Verkehrsmitteln am Reiseziel geboten werden.
Rund 450 Tourismusunternehmen aus ganz Niedersachsen wurden vom 10. April bis 10. Mai 2024 zum Mobilitätsverhalten ihrer Gäste befragt. Die Ergebnisse und die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen zeigt der IHKN-Fokus Niedersachsen mit dem Titel "Mobilität und Tourismus: Wie reisen Gäste in Niedersachsen?", den Sie unter diesem Link (fokus-mobilitaet-und-tourismus-data.pdf (ihk-n.de) als PDF aufrufen können.
Alle Fokus-Ausgaben finden Sie zum Nachlesen auf der IHKN-Website (Fokus Niedersachsen - IHK Niedersachsen (ihk-n.de)).
IHKN-Medieninformation: Studie der IHKN zeigt: Auto noch immer Verkehrsmittel Nr. 1 für die Gäste in Niedersachsen (Studie der IHKN zeigt: Auto noch immer Verkehrsmittel Nummer 1 für Gäste in Niedersachsen - IHK Niedersachsen (ihk-n.de))

Stand: 20.08.2024