Industrie

Innovationen mit Kooperation, Qualifizierung und Digitalisierung

Schlechte Rahmenbedingungen und Unsicherheiten hemmen derzeit die Innovationsdynamik der deutschen Wirtschaft. Ein anhaltender Krisenmodus und gleichzeitig verlaufende Transformationsprozesse bringen Langzeitpläne, Liefer- und Wertschöpfungsketten von Unternehmen aller Größen durcheinander. Dies zeigen Ergebnisse des Innovationsreports 2023 der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Dem Report liegen die Angaben von bundesweit mehr als 2.200 Betrieben zugrunde; davon 150 aus Niedersachsen. Demnach ist die Bereitschaft für Innovationsvorhaben auf dem niedrigsten Stand seit der ersten Erhebung im Jahr 2008. Wollten bei der letzten Befragung vor drei Jahren noch knapp die Hälfte der Unternehmen ihre Innovationsaktivitäten ausweiten, planen dies heute nur noch rund ein Drittel.
Zur Stärkung ihrer Innovationsfähigkeiten setzen Unternehmen vor allem auf Kooperation, Qualifizierung und digitale Entwicklungen. Bei dem Großteil der Unternehmen (86 Prozent) besteht der Wunsch zu kooperieren; zwei Drittel planen dies mit Forschungsinstituten.
Die Qualifizierung nimmt, wie bereits in der Vorumfrage von 2020, ebenso eine zentrale Rolle ein. In den kommenden zwölf Monaten möchten erneut mehr als acht von zehn Unternehmen ihre Mitarbeitenden für Innovationsvorhaben fort- oder weiterbilden. Zusätzlich setzen Unternehmen auch verstärkt auf Expertise aus dem Ausland. 54 Prozent planen ausländische Fachkräfte und Forschende einzustellen (2020: 48 Prozent). Darüber hinaus ziehen Unternehmen vermehrt auch in Erwägung, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Ausland aufzubauen. Mehr als jeder dritte Betrieb plant diesen Schritt – nach 24 Prozent in der Vorumfrage. Mit steigender Unternehmensgröße wird dieser Schritt sogar relevanter.
Die Bedeutung von Industrie 4.0, die Auswertung von Daten und Einbindung von Künstlicher Intelligenz scheint für die Industrie weiterhin von essenzieller Bedeutung und in Krisenzeiten investitionswürdig zu sein. Für 68 Prozent der Unternehmen ist der Ausbau der Fertigungstiefe eine Option, um die Kontrolle über den Produktionsprozess und Schlüsseltechnologien zu behalten – und sich auch von Schwankungen in der Lieferkette unabhängiger zu machen.
In den Unternehmensantworten werden auch der Politik erforderliche Hebel aufgezeigt, um die Innovationsdynamik wieder in Gang zu setzen. Insbesondere die zunehmende Bürokratie mit komplexen Zulassungs- und Genehmigungsverfahren ebenso wie kleinteiligen Dokumentationspflichten bremsen die Wirtschaft aus. Viele Unternehmen haben mittlerweile kaum noch Ressourcen für Neuentwicklungen und können sich vorwiegend um ihr Kerngeschäft kümmern. Sie wünschen sich wieder mehr Freiräume und Anreize, um Innovationen angehen und umsetzen zu können. Dazu gehören auch technologieoffene Förderprogramme, die Unternehmen schnell und bürokratiearm erreichen sowie niederschwellige Möglichkeiten, mit der Wissenschaft zu kooperieren und Innovationen in sogenannten Reallabore zu erproben. Zudem sollen die von der Politik angekündigte Entlastungen, wie der Pakt für Beschleunigung und vierte Bürokratieentlastungsgesetz in der betrieblichen Praxis ankommen.
Stand: 12.12.2023