Handel

IHK-IBI-Handelsstudie: Digitalisierung bietet Chancen für Niedersachsens Einzelhandel

Der niedersächsische Einzelhandel steht im Jahr 2025 durch das Zusammentreffen von technologischen Veränderungen, gestiegenen Energiekosten, Fachkräftemangel und zunehmender Bürokratie vor erheblichen Herausforderungen. Gleichzeitig eröffnen Digitalisierung und nachhaltige Geschäftsmodelle Chancen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Handels. Das ist das zentrale Ergebnis der Niedersachsen-Auswertung der bundesweiten IHK-IBI-Handelsstudie „Der deutsche Einzelhandel 2024“, die in Zusammenarbeit des ibi research-Instituts an der Universität Regensburg mit 53 Industrie- und Handelskammern durchgeführt wurde. 2.100 Einzelhändlerinnen und Einzelhändler, darunter knapp 300 aus Niedersachsen, haben sich an der Umfrage beteiligt.
Einige ausgewählte Ergebnisse:
  • Zentrales Thema der Studie ist die Digitalisierung im Handel. Fast drei Viertel der antwortenden niedersächsischen Handelsunternehmen erwarten in den kommenden fünf Jahren steigende bzw. stark steigende Umsätze über Online-Shops, zwei Drittel über eine App sowie 64 bzw. 63 Prozent über Amazon bzw. soziale Medien.
  • Positiv stellt die IHK Niedersachsen (IHKN) heraus, dass Niedersachsens Handelsbetriebe verstärkt auf digitale Vertriebs- und Marketingkanäle (Grafik „Digitale Schaufenster“), hier insbesondere auf den Google-Unternehmenseintrag, auf Instagram und auf lokale Apps, setzen.
  • Viele Händlerinnen und Händler fühlen sich aber schlechter auf die weitere Digitalisierung vorbereitet als noch vor einigen Jahren. „Mitunter ist das auf die verstärkte Konkurrenz durch internationale Marktplätze und Drittstaatenhändler wie Shein oder Temu zurückzuführen, die sowohl im Marketing als auch in der Preisgestaltung teilweise sehr aggressive Methoden anwenden. Das verunsichert hiesige Betriebe und bereitet ihnen Sorgen, ob sie mithalten können“, weiß IHKN-Handelssprecherin Kathrin Wiellowicz.

    IHKN-Hauptgeschäftsführerin Monika Scherf fordert daher in Richtung Bund und EU: „Es wird höchste Zeit, dass Plattformen aus Drittstaaten verpflichtet werden, nach denselben Regeln wie unsere heimischen Betriebe zu agieren, um Wettbewerbsverzerrungen und ein weiteres Ausbluten unserer Innenstädte zu verhindern. Es kann nicht sein, dass unsere Händler die hohen und wichtigen europäischen Standards einhalten, während asiatische Direktvertriebsmodelle diese fast vollständig umgehen. Sie überfluten den hiesigen Markt mit Billigwaren, die den europäischen Sicherheits- und Umweltstandards kaum bis gar nicht genügen.“
  • Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie: IT-Sicherheit und Cybercrime scheinen nicht mehr eine so große Baustelle zu sein wie noch im Jahr 2020. Damals gaben 64% der Handelsbetriebe in Niedersachsen an, von IT-Sicherheitsproblemen betroffen zu sein; im Jahr 2024 sind es nur noch 31%.
  • Eine zunehmende Rolle spielt laut IHKN hingegen die das stationäre Ladengeschäft betreffende “analoge“ Kriminalität. Mehr als die Hälfte (54%) der stationären Händler gibt an, im letzten Jahr von Diebstählen betroffen gewesen zu sein. Hier könnten laut IHKN KI-gestützte Lösungen, wie intelligente Videoüberwachung und Echtzeitanalyse helfen, die Sicherheit zu erhöhen und Diebstähle zu verhindern. Allerdings sei es wichtig, dass solche Technologien datenschutzkonform und praktikabel umsetzbar seien, so die IHKN.
  • Der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Belastungen für 41% der niedersächsischen Einzelhändler. Mit 86 % stellen insbesondere größere Unternehmen diese Problematik als gravierend heraus, während kleine und mittelständische Unternehmen hier besser aufgestellt sind – auch durch das familiäre Fundament vieler Betriebe, das in Niedersachsens Einzelhandelslandschaft laut Studie rund 63% ausmacht.
  • Hohe Energiekosten und bürokratische Hürden stellen die Handelsbetriebe vor weitere Herausforderungen.
„Der niedersächsische Einzelhandel hat das Potenzial, sich den aktuellen Herausforderungen erfolgreich zu stellen. Doch dafür ist es notwendig, dass die Politik jetzt entschlossen handelt: Durch digitale Förderung, Bürokratieabbau und eine faire Wettbewerbslandschaft“, betont IHKN-Hauptgeschäftsführerin Monika Scherf. Die IHKN setzt dabei unter anderem auf gezielte Maßnahmen wie die Wiedereinführung des Förderprogramms „Digital aufgeLaden“, das bis zum Jahr 2022 die Digitalisierung im niedersächsischen Einzelhandel unterstützte.

Die gesamte Studie steht unter www.ihk-n.de/ibi25Nds zum kostenfreien Download bereit.

IHKN-Medieninformation 04/2025:

Stand: 14.02.2025