Rundgang über Freiflächen-PV-Anlage

Warum sind Solarparks ein Must-have?

Photovoltaik-Anlagen halten, Stand heute, gut und gerne 30 bis 35 Jahre. Wenn der Wechselrichter Made in Germany ist, wird dieses Verschleißteil während der gesamten Laufzeit – im statistischen Mittel – nur einmal ausgetauscht.
Da die Anlagen keinem mechanischen Abrieb unterworfen sind und weder Dichtungen noch neue Flüssigkeiten benötigen, arbeiten sie im Großen und Ganzen, ohne Folgekosten zu verursachen. Sie benötigen im Regelfall keine Reinigung und sind selbst bei diffusem Licht aktiv. Sogar am Ende des Lebenszyklus produzieren die Zellen noch immer Strom. Aber das Glas ist nach drei Jahrzehnten oder mehr Nutzungsdauer nicht mehr so klar wie zu Beginn, und die Aluminium-Rahmen sind erneuerungsbedürftig. Dann ist es Zeit für ein hundertprozentiges Recycling der Anlagen.
Wer diese Fakten kennt, weiß, warum hierzulande die Solarparks eine unbefristete Genehmigung erhalten. Ihre Errichtung rechnet sich auch ohne Subventionen – für die Betreiber und für die Landbesitzer, die in den allermeisten Fällen Landwirte sind. Im Klartext: Photovoltaik-Anlagen eröffnen große den Grundeigentümern, den Betreibern und ihren Kunden große Chancen, ohne der Natur groß zu schaden.
Die in Brachttal-Neuenschmidten ansässige „nexxt energy GmbH“ ist der führende regionale Projektentwickler und zugleich Betreiber von fünf Solarparks im Main-Kinzig-Kreis. Das 50 Mitarbeiter beschäftigende Unternehmen bedient – das ist sein zweites Standbein – auch private Kunden. Aktuell werden Woche für Woche rund 20 bis 30 Dächer mit Photovoltaik-Anlagen ertüchtigt. Über 5.000 Kunden hat das Unternehmen seit seiner Gründung vor 26 Jahren bereits bedient.
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Geschäftsführer Torsten Eurich von nexxt energy unternahm mit IHK-Mitarbeiter Dr. Achim Knips einen Rundgang über den Solarpark „Zum Wartturm“ in Gelnhausen. Seit 2009 produziert die älteste Freiflächen-PV-Anlage im Landkreis Strom– täglich, zuverlässig, nahezu wartungsfrei. © IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern
Laut Geschäftsführer Torsten Eurich ist der Markt vor allem bei den Freiflächen-Anlagen noch lange nicht gesättigt: „Die Geschichte nimmt gerade massiv Fahrt auf. Im Jahr 2020 hatten wir Freifeldanlagen mit 2,5 Megawatt errichtet, also stolze 2,5 Millionen Watt maximaler Leistung. 2023 sind es am Jahresende schon 27 MW und Ende kommenden Jahres sollen es laut unseren Plänen schon 50 MW werden.“
Eurich bedauert, dass voraussichtlich die Netz-Infrastruktur einem noch schnelleren Wachstum derzeit im Wege steht. Auf der einen Seite liefert sein Unternehmen Strom an regionale Versorger, die zugleich auch Strom aus anderen Quellen verkaufen – hier entstehen zwangsläufig Engpässe. Andererseits findet das Unternehmen zunehmend privatwirtschaftliche Kunden, die große Strommengen ordern.

Umweltverträglich Strom erzeugen

Der gelernte Energie-Elektroniker mit langjähriger Berufserfahrung in seinem Lehrbetrieb Leybold Heraeus bei Siemens setzt voll und ganz auf die Erneuerbaren Energien. „Würden wir neben allen geeigneten Dächern nur ein Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland mit PV-Anlagen bestücken und zusätzlich 15.000 Windkraftanlagen errichten, dann stünde genug Energie zur Befriedigung unserer Bedürfnisse zur Verfügung.“
Um die hohen Transportkosten zu verringern und um ein regionales Klumpenrisiko erst gar nicht entstehen zu lassen, wäre eine regionale Gleichverteilung der dann nur mittelständisch zu betreibenden Anlagen laut Eurich optimal. Mit zusätzlichen Investitionen in Speicher und bei Ausnutzung der Strombörse, an der „nexxt energy“ als Stromanbieter zu finden ist, ist der parallele, sehr teure Unterhalt einer konventionellen Kraftwerks- und Stromreserve schon bald nicht mehr erforderlich.
In den über 25 Jahren als Solarunternehmer hat Torsten Eurich schon viele Argumente gegen diese neue Form der Energieerzeugung in sich zusammenfallen sehen. Unter anderem betreibt er schon seit fast 15 Jahren einen Solarpark in Gelnhausen – dort wird weder ein Wildkraut totgespritzt noch die Landschaft durch Vernachlässigung dem Verbuschen überlassen. Stattdessen weiden auf der – dank Beschattung – auch in trockenen Sommern feuchten Wiese Dammhirsche in extensiver Landwirtschaft. „Das geht auch mit Schafen“, weiß Eurich. Unsere aufgelockerten Blühwiesen mit speziell eingerichteten Biotopen erhöhen dank der guten Verschattung die Biodiversität. „Gemäht werden darf dort. Nur eine intensive Landwirtschaft ist unter den PV-Anlagen nicht darstellbar.“ Interessant: Die kleinen Lücken zwischen den einzelnen Solarmodulen sorgen für eine gleichmäßige Befeuchtung – in etwa so, wie in einem Mischwald die Blätter.
Solche Flächen verlangen nach amtlichen Genehmigungen. Die peniblen Verfahren und die Umweltprüfung sorgen dafür, dass „nicht leichtfertig hochwertige Ackerflächen verschwendet werden“, ergänzt Eurich auf Nachfrage.

Solarparkstrom kann günstig sein

Das Preisniveau für Strom aus Solarparks ist zuletzt deutlich gesunken. Lediglich die Netzentgelte bleiben ein Problem – für alle Energieträger. Wird Strom aus Wind und Solar genutzt, entsteht, so Eurich, „eine WIN-WIN-WIN-Situation für die Verbraucher, die Erzeuger und die Netzbetreiber“.
Die immer wieder in öffentlichen Diskussionen angeführte Gefahr einer Dunkelflaute mit Blackout bei wenig Wind und Sonne in der dunklen Jahreszeit ist für Thorsten Eurich mittlerweile nicht mehr nachvollziehbar: „Im Jahr 2030 soll laut den aktuellen Planungen 80 Prozent des Stroms aus den Erneuerbaren Energien kommen.“
Es ist davon auszugehen, dass solche politischen Vorgaben nur gestellt werden, weil sie technisch und wirtschaftlich zwar ambitioniert sind, aber auch machbar erscheinen.
Autor: Dr. Achim Knips
Veröffentlichung: Juli 2023 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 4664 KB)