Flächen verzweifelt gesucht

Geringes Interesse an Photovoltaik

Das Jammern ist groß. Die Bereitschaft zum Handeln tendiert gen Null. Die Energiepreise sind explodiert. Die Unternehmen fordern staatliche Hilfen. Preisdeckel werden garantiert. Dabei schwebt die Lösung direkt über den Köpfen der Entscheider. „Sonne und Wind sind die billigsten Möglichkeiten, Strom zu produzieren“, sagt Jürgen Staab. Doch gerade die Suche nach neuen Dächern für Photovoltaikanlagen entpuppt sich für den Gründer und Vorstand der Energiegenossenschaft Main-Kinzigtal eG als der sprichwörtliche Kampf gegen Windmühlen. „Es ist schade, traurig und ärgerlich“, sagt der gelernte Volkswirtschaftler, der unter anderem klein- und mittelständische Unternehmen im Schwerpunkt Fördermittelberatung berät.
Die Energiegenossenschaft verfügt über die Ressourcen, um Anlagen zu finanzieren, das Know-how, um PV-Anlagen zu betreiben oder Interessenten zu beraten. Doch egal, ob Autohaus, Lebensmittelmarkt oder Lagerhalle: Das Interesse ist vorhanden, der Umsetzungswille gering. „Viele gute Gespräche, aber am Ende kommt nichts bei raus“, lautete das Fazit zuletzt bei einem Unternehmerabend der städtischen Wirtschaftsförderung Nidderau. Dabei würden sich bei einem Produktionsunternehmen mit hohem Strombedarf bereits nach vier bis fünf Jahren amortisieren. Den Beweis, dass sich PV-Anlagen lohnen, machen laut Staab derzeit Zehntausende von Bürgern mit dem Erwerb von kleinen Modulen für den Balkon vor, die sich bereits nach gut zweieinhalb Jahren rechnen.
In den Gesprächen werde häufig Sorge um die Statik vorgeschoben. Die Module werden jedoch immer leichter. Moderne Anlagen belasten das Dach laut dem Energieexperten nur mit zwölf bis 15 Kilogramm pro Quadratmeter. Dabei seien die Dächer generell auf in Zukunft kaum noch erwartende Schneemassen für weitaus höhere Lasten konstruiert. Leise Hoffnung setzt Staab auf die seit Jahresbeginn geltende Privilegierung von großflächigen Photovoltaikanlagen. Auf Freiflächen entlang von Autobahnen und Bahntrassen können Solaranlagen ohne Bebauungsplan errichtet werden. Aktuell ist die Energiegenossenschaft in Gesprächen zu einem Projekt an der A66 bei Maintal.
Einfacher stellt sich das Geschäft mit Windkrafträdern dar. In den Windparkanlagen Bad Soden-Salmünster, Laubus (bei Limburg), Winterstein (bei Friedberg) und Großenlüder (bei Fulda) hat die Energiegenossenschaft zusammen mit den jeweiligen Projektierern die Ausschreibung für die Bürgerbeteiligung für insgesamt rund 30 Windräder gewonnen. Weil die Investitionskosten sich auf rund 600 Millionen € belaufen, wurden viele Partner von den Flächeneigentümern ins Boot geholt. Bewerbungen für Anlagen in Freigericht und Birstein laufen aktuell. Noch mehr Rückenwind erhofft Staab sich durch die Gründung der Hessischen Zentralenergie eG. Acht der 75 hessischen Energiegenossenschaften haben sich Mitte Juni in Neu-Isenburg verbündet, darunter die Energiegenossenschaft Main-Kinzigtal.
60 Prozent Windkraft, 40 Prozent Photovoltaik – so soll die Relation einer umweltfreundlichen Energieerzeugung laut Fraunhofer-Institut aussehen. Die Stromautarkie für den Main-Kinzig-Kreis im Bereich Windkraft ist für den 56-Jährigen schon keine ferne Vision mehr. Rotoren mit einer Gesamtleistung von rund 240 Megawatt sind bereits installiert. Zusätzlich 60 moderne Anlagen à sechs Megawatt würden die 60 Prozent abdecken. Dann müsste nur noch die Photovoltaik stärker ausgebaut werden – und das Problem mit den Speichermedien gelöst werden.
Autor: Jan Topitsch
Veröffentlichung: Juli/August 2023 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 4664 KB)
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