17 ziele für Nachhaltige Entwicklung

Nachhaltig und zirkulär wirtschatfen

Kennen Sie den „Earth Overshoot Day“? Dieser „Erdüberlastungstag“ ist der Tag im Jahr, an dem der angesammelte menschliche Verbrauch von Ressourcen höher ist, als alle Ökosysteme im gesamten Jahr wieder erneuern könnten. Deutschland erreicht seinen Erdüberlastungstag in der Regel schon Ende April/Anfang Mai eines Kalenderjahres. Ab da leben wir als Gesellschaft ressourcentechnisch auf Pump. Wir verbrauchen mehr nachwachsende Rohstoffe als uns eigentlich zusteht. Um unseren Lebensstil und Wohlstand in der gewohnten Weise zu halten, brauchen wir also eigentlich mehr als eine Erde. Wenn alle Länder wie Deutschland wirtschaften und leben würden, wären aktuell drei Erden nötig.
Ob es uns in Deutschland gelingen wird, den Erdüberlastungstag in den nächsten Jahren im Kalender weiter nach hinten zu schieben? Das liegt vor allem an unserem Konsumverhalten und Lebensstil. Und am nachhaltigen Wirtschaften in allen Bereichen. Der Verzicht auf fossile Brenn- und Rohstoffe und der Einsatz entsprechender Ersatzstoffe ist dabei eines der wichtigsten Ziele auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Dieses Ziel ist Teil der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (Agenda 2030), die von den Vereinten Nationen festgelegt wurden, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten. Seit 2016 arbeiten alle Länder daran, diese gemeinsame Vision zur Bekämpfung der Armut und Reduzierung von Ungleichheiten in nationale Entwicklungspläne zu überführen.

Nachhaltiges Wirtschaften als globales Ziel

Für Unternehmen sind vor allem die SDG-Ziele 8, 9 und 12 hervorzuheben. Bei „Ziel 8 – Menschwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ geht es beispielsweise darum, bis 2030 die weltweite Ressourceneffizienz in Konsum und Produktion Schritt für Schritt zu verbessern und die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung anzustreben. „Ziel 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur“ strebt an, bis 2030 die Infrastruktur zu modernisieren und die Industrien nachzurüsten, um sie nachhaltig zu machen, mit effizienterem Ressourceneinsatz und unter vermehrter Nutzung sauberer und umweltverträglicher Technologien und Industrieprozesse. Bei Ziel 12 mit nachhaltigem Konsum und nachhaltiger Produktion geht es um die Förderung der Ressourcen- und Energieeffizienz, einer nachhaltigen Infrastruktur und die Bereitstellung des Zugangs zur Grundversorgung, grüner und menschenwürdiger Arbeitsplätze und einer besseren Lebensqualität für alle.
Eine der größten globalen Herausforderungen besteht darin, ökologische Nachhaltigkeit mit Wirtschaftswachstum und Wohlstand zu verbinden, indem die Umweltzerstörung vom Wirtschaftswachstum entkoppelt wird und mit weniger mehr erreicht wird.
Letztlich steht dabei nachhaltiges Wirtschaften bzw. die nachhaltige Produktion im Fokus. Der Begriff nachhaltiges Wirtschaften oder unternehmerische Gesellschaftsverantwortung umschreibt dabei den Beitrag von Unternehmen zur nachhaltigen Entwicklung über die gesetzlichen Vorschriften hinaus. Oftmals wird in diesem Zusammenhang auch der Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) genannt. Nachhaltiges wirtschaften  ist somit eine zukunftsorientierte Handlungsweise, die ein Gleichgewicht zwischen den ökologischen, ökonomischen und sozialen Bedürfnissen einer Gesellschaft anstrebt. In dieser „Green Economy“ bezieht sich die ökologisch Nachhaltigkeit (Umweltmanagement und Klimaschutz) dabei auf den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser und Luft. Bei der ökonomischen Nachhaltigkeit streben Unternehmen einen dauerhaften Gewinn an, indem sie z.B. erneuerbare und nicht-erneuerbare Rohstoffe rücksichtsvoll nutzen. Nachhaltiges Wirtschaften berücksichtigt auch soziale Gerechtigkeit, Arbeitsbedingungen und die Bedürfnisse heutiger und zukünftiger Generationen, ist somit auch sozial nachhaltig.
Unternehmen, die den Aspekt nachhaltiges Wirtschaften umsetzen, zeichnen sich oftmals durch einen höheren Erfolg und innovative Produkte aus. Auch der Unternehmenswert profitiert durch Verbesserung des Unternehmensimage oder der Markenbekanntheit. Umgekehrt werden Unternehmen, die in Zukunft nachhaltiges Wirtschaften vernachlässigen, zunehmend von Kunden, Mitarbeitenden oder potenziellen Fachkräften schlechter bewertet und am Ende gar gemieden. Nicht zuletzt bedeutet die Einführung von nachhaltigen Praktiken auch häufig Kosteneinsparungen durch einen geringeren Einsatz von (perspektivisch teurer werdenden) Ressourcen.

Der Weg zur Kreislaufwirtschaft

Nachhaltige Produktion und nachhaltiges Wirtschaften erfordern eine Modernisierung unserer Wirtschaft hin zu einer Wirtschaft, die Ressourcen nutzt, anstatt sie zu verbrauchen – und damit eine Transformation der bisherigen Linearwirtschaft zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Dazu gehört auch, den Wandel von einer auf fossilen und endlichen Rohstoffen basierenden Wirtschaft zu einer auf nachwachsenden Rohstoffen beruhenden nachhaltigen Wirtschaft weiter voranzubringen. Ebenso geht es darum, nachhaltige Lieferketten zu schaffen. Unternehmen sollen sich bemühen, Materialien von nachhaltigen Lieferanten zu beziehen und eine nachhaltige Lieferkette aufzubauen. Dies kann neben den positiven sozialen Folgen (z.B. durch die Vermeidung von Kinderarbeit innerhalb der Lieferkette) ebenfalls dazu beitragen, die Umweltauswirkungen zu verringern.
Die Kreislaufwirtschaft oder zirkuläre Wirtschaft steht im Gegensatz zum linearen Wirtschaftsmodell, die wir eher als „Wegwerfwirtschaft“ kennen. Die Kreislaufwirtschaft ist Teil einer ressourceneffizienten, nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise, welche die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen fördert und planetare Grenzen respektiert. Die Kreislaufwirtschaft bezieht über die klassische Abfallwirtschaft hinaus alle Phasen von Material- und Produktlebenszyklen in die Betrachtung ein. Sie dient auf diese Weise der Schonung natürlicher Ressourcen einschließlich des Klimaschutzes, dem Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit unter Berücksichtigung des Vorsorgeprinzips.
Zirkuläres Wirtschaften bedeutet also, Rohstoffe so lange und häufig wie möglich zu nutzen und natürliche Ressourcen im Idealfall in Kreisläufen zu führen, ohne neue Ressourcen zu verbrauchen. Dazu gehört auch, Geschäftsmodelle neu zu denken. Und am besten fangen Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften wollen, damit gleich heute noch an.

Nachhaltiges Wirtschaften bei Bien-Zenker

Wie nachhaltiges Wirtschaften im Main-Kinzig-Kreis in der Praxis aussehen kann, zeigt der Fertighaus-Spezialist Bien-Zenker in Schlüchtern. Über 80.000 Häuser hat das mittelständische Unternehmen inzwischen in Deutschland gebaut. Bei der Fertigung der Häuser spielt Nachhaltigkeit eine sehr große Rolle. Neben regelmäßigen Nachhaltigkeitsberichten findet das Thema vor allem in der Praxis statt: So setzt das Unternehmen als Unterstützer der Initiative der deutschen Holzwirtschaft „Holz rettet Klima“ ein Zeichen für ökologisches Bauen und fördert den Einsatz von Holz als Baustoff. Mit der Verwendung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und der Entwicklung von energieeffizienten Wohnkonzepten leistet Bien-Zenker einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen und verwendet für die Konstruktion seiner Häuser Holz aus zertifizierter, nachhaltiger Forstwirtschaft. Alle Häuser sind zudem ab Werk mit dem Nachhaltigkeitssiegel in Gold der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. ausgezeichnet. Das Unternehmen legt außerdem viel Wert auf die Zusammenarbeit mit regionalen Zulieferern. Das Netzwerk bzw. die Lieferkette umfasst lokale Holzlieferanten, Heizungs- und Sanitäranbieter, Fensterhersteller und Dachdecker.
Die IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern lässt seine Mitgliedsunternehmen beim Thema „Nachhaltiges Wirtschaften“ nicht im Stich und bietet Unterstützung an. Melden Sie sich bei Bedarf bei Sophia Wolfrat, Referentin für Nachhaltigkeit und Digitalisierung (s.wolfrat@hanau.ihk.de, 06181 9290-8810).

Autor: Dr. Jörg Wetterau
Veröffentlichung: Mai 2024