Stolpersteine für Mitglieder der Handelskammer
Vizepräses der Handelskammer 1927 - 1929
Mitglied des Plenums der Handelskammer 1922 - 1933
Gegen das Vergessen
Die Broschüre "Gegen das Vergessen" wurde herausgegeben anlässlich der Verlegungszeremonie der Stolperstein, am 24. September 2018 vor dem Haupteingang der Handelskammer Hamburg. Die Stolpersteine stehen für Mitglieder des Ehrenamtes der Handelskammer, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in den Jahren 1933 bis 1945 wurden.
Reden, anlässlich der Stolpersteinverlegung
Tobias Bergmann, Präses der Handelskammer Hamburg (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 67 KB)
Carola Veit, Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft
Carola Veit, Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft
Biografien
Nachfolgend finden Sie Auszüge aus den einzelnen Biografien. Lesen Sie gern auch die vollständigen Biografien.
Ernst Valentin Burchard
Mitglied der Industriekommission der Handelskammer 1931 - 1934
Jahrgang 1891
deportiert 1941
ermordet in Minsk
Ernst Valentin Burchard kam am 26. Januar 1891 in Hamburg Harvestehude, Klosterallee 9, als Sohn des ehrenamtlichen japanischen Konsuls Martin Burchard und dessen Frau Bertha zur Welt. Martin Burchard (1845-1901) stammte aus Neubuckow und war das Kind des dortigen jüdischen Kaufmannes Valentin Burchard und dessen Ehefrau Rahel geb. Simon. Martin Burchard war vermutlich um 1884 nach Hamburg gekommen und 1885 als Inhaber seines gleichnamigen Importgeschäfts, Colonnaden 104, im Hamburger Börsen-Adressbuch verzeichnet. 1887 hatte er die Jüdin Bertha Goldzieher (1854-1931) geheiratet, Tochter des verstorbenen Kaufmannes Ephraim Abraham Goldzieher und dessen Ehefrau Mariane, geb. Meyer.
Leopold Cohn
Mitglied des Vorstands der Getreidebörse 1928 - 1933
Jahrgang 1873
deportiert 1941
ermordet in Riga
Leopold Cohn entstammte väterlicherseits einer jüdischen Händlerfamilie aus Altona. Sein um 1801 geborener Großvater Ruben Joseph Cohn, verheiratet mit Adelaide geb. Meyer (Meier), war als Sohn des Altonaer Handelsmanns Joseph Lazarus Cohn und seiner Ehefrau Rosa, geb. Meier, dort unter wechselnden Adressen als Produktenhändler ansässig gewesen. Am 25. Januar 1834 kam Leopolds Vater Marcus Ruben Cohn zur Welt.
Otto Friedeberg
Vizepräses der Handelskammer 1927 - 1929
Mitglied des Plenums der Handelskammer 1911 - 1933
Mitglied des Vorstands der Getreidebörse spätestens 1928 - 1933
Jahrgang 1855
unfreiwillig verzogen
1943 Cottbus
tot 7. Juli 1945
Otto Friedeberg, geboren am 15. Mai 1855, kam ursprünglich aus Magdeburg. Sein Vater war der jüdische Kaufmann Carl Friedeberg (ca. 1806–1876), seine Mutter Julie, geb. Arndt. Otto hatte noch drei Geschwister: Eduard (1838–1918), Paul (1845–1898) und Emma. Vater Carl und Bruder Paul, beide Kaufleute, besaßen in Magdeburg an der Spiegelbrücke 16/19 eine Sprit- und Rumfabrik. Carl Friedeberg war über Jahrzehnte hinweg Vorsitzender der Repräsentanten-Versammlung der Synagogengemeinde in Magdeburg.
John Hausmann
Mitglied des Vorstands der Getreidebörse spätestens 1928 - 1933
Jahrgang 1884
Flucht 1941 Frankreich
interniert Drancy
deportiert 1942
Auschwitz
ermordet 26. August 1942
Sein Vater Louis Hausmann war im damaligen Ratibor in der preußischen Provinz Schlesien am 15. April 1835 geboren. Im Jahr 1868 war er nach Hamburg gezogen. Zunächst war er als Handlungsgehilfe gemeldet, doch schon 1872 mit einem Bank- und Geldwechselgeschäft an der Ellernthorsbrücke 11 verzeichnet. John Hausmanns Mutter Friederike, geb. Schönberg, war am 15. Dezember 1834 im damals ostpreußischen Stallupönen zur Welt gekommen. Ihr erstes Kind, die Tochter Gertrud, wurde 1881 noch auf St. Pauli in der Karolinenstraße 2 geboren. Im Geburtsjahr von John Hausmann, 1884, lebte die Familie bereits in einer Etagenwohnung in den Colonnaden 36. Bruder Walther wurde 1887 geboren, verstarb jedoch bereits im Alter von 4 Jahren. Zwischen 1887 und 1890 zog die Familie nach Harvestehude in eine Parterrewohnung in der Hansastraße 18.
Ludwig Moritz Mainz
Mitglied des Vorstands der Wertpapierbörse, Abteilung Banken/Wertpapiere 1929 - 1933
Jahrgang 1867
Flucht 1934 Holland
Herzinfarkt nach Hausdurchsuchung
tot 17. August 1942
Ludwig Moritz Mainz kam als drittes Kind und erster Sohn des Kaufmanns Moses Michael Mainz (1838–1915) und seiner Ehefrau Dorothea, geb. Oppenheimer (1839–1870), in Frankfurt/Main zur Welt. Beide stammten aus seit langem in der Stadt ansässigen, jüdischen Händler- und Kaufmannsfamilien und hatten 1862 geheiratet. Moses Michael führte gemeinsam mit einem Verwandten das vom Großvater errichtete Manufaktur- und Modewarengeschäft Mainz & Comp. in der Fahrgasse 96, einer belebten Einkaufsstraße. Anfang der 1880er Jahre handelte die gleichnamige Firma auch mit Rohwaren und Borsten. Kurz darauf schied Moses Michael um 1884 aus dem Betrieb aus.
Heinrich Mayer
Mitglied des Vorstands der Kaffeebörse 1922 - 1933
Jahrgang 1866
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 2. Dezember 1942
Heinrich Mayer kam in Worms als jüngster Sohn einer jüdischen Händlerfamilie zur Welt. Sein Vater Wilhelm stammte aus Leutershausen (Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße) und wurde am 4. August 1823 geboren. Wie bereits dessen aus Rohrbach bei Heidelberg zugezogener Vater Samuel (gestorben 1836), verheiratet mit Rosine Hirsch (gestorben 1850), betätigte er sich zunächst in seinem Geburtsort als Händler von Manufakturwaren.
Ivan Philip
Mitglied des Vorstands der Metallbörse 1926 - 1934
Jahrgang 1875
Flucht 1939
England
tot 10. Januar 1944
Ivan Philip kam am 21. Oktober 1875 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Rosalie, geb. Heine (1842 oder 1844–1932) stammte aus Altona. Sein Vater Adolph Philip (1843–1926) war Kaufmann in der Hansestadt. Die Eltern hatten am 27. Dezember 1874 die Ehe geschlossen. 1877 wurde Ivans erster Bruder, Julius, geboren und 1879 der zweite Bruder, Ernst. Die Familie Philip wohnte in der Altstadt im Speersort, Nr. 16 bzw. 14. Dort betrieb Vater Adolph über lange Jahre zusammen mit einem Verwandten eine Handlung für Gummi- und Strumpfwaren, Garne und Wäsche. Um 1910 zog die Familie nach Eppendorf zum Hegestieg 14.
Franz Max Rappolt
Mitglied des Plenums der Handelskammer 1921 - 1933
Jahrgang 1870
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 25. November 1943
Franz Max Rappolt entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie aus dem hessischen Friedberg. Sein Großvater Joseph (Isaac) Rappolt (1807–1873) betrieb dort als Bürger seit 1837/38 sein Geschäft J. L. Rappolt (Früchte, Ölsamen und Mehl). … In Bruchenbrücken bei Friedberg waren [dessen] Söhne Jofey (Joseph) und Luj (Louis) sowie die Tochter Berta geboren worden. Der jüngere Sohn Louis Rappolt (1837–1913) führte die väterliche Firma weiter. Der ältere Sohn Joseph Rappolt (1835–1907) verließ Ende 1861 … Friedberg … und zog in die Großstadt Hamburg.
Paul Salomon
Mitglied des Vorstands der Wertpapierbörse, Abteilung Banken/Wertpapiere 1927 - 1933
Jahrgang 1865
gedemütigt / entrechtet
Flucht in den Tod
22. September 1941
Paul Salomon wurde als Sohn von David Salomon (1825–1901) und Mathilde, geb. Frank (1839–1926), in Halle an der Saale geboren. Der aus Stralsund stammende Vater war der älteste Sohn des jüdischen Händlers Isaac Salomon. Er war schon mit 13 Jahren in die Lehre gegangen, hatte danach einige Jahre als Handlungsgehilfe gearbeitet und dann mit seinem Bruder Jacob in Halle die Seiden- und Modewarenhandlung Gebr. Salomon in der Großen Ulrichstraße 4 eröffnet, einer der Hauptgeschäftsstraßen der Stadt. Die Mutter kam aus einer Kaufmannsfamilie in Harzgerode. Ab 1881 zeichnete … David Salomon als Alleininhaber der Firma …, die mittlerweile in die Leipziger Straße … umgezogen war. Doch das Geschäft florierte nur wenige Jahre und ging später in Konkurs. 1901 starb David Salomon, seine Ehefrau lebte weiter mit ihren drei unverheirateten Töchtern in der Henriettenstraße 4 (heute Georg-Cantor-Straße), 1926 starb auch sie.
Max Stein
Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Harburg-Wilhelmsburg 1927 - 1933
Jahrgang 1870
eingewiesen 22. Dezember 1936
Krankenanstalt Harburg
"verlegt" 24. Dezember 1936
Heilanstalt Lüneburg
tot 17. April 1937
Der Harburger Textilkaufmann Max Stein stammte aus einer jüdischen Händler- und Kaufmannsfamilie in der preußischen Provinz Brandenburg. Seine Eltern waren der Handschuhmacher und Kaufmann Liepmann (Liebmann) Stein (ca. 1828–1897) und seine Frau Taube (Täubchen), geborene Berliner (ca. 1835–1912). Liepmann Stein kam in der Kleinstadt Havelberg als Sohn des Handelsmanns Abraham (Levin) Stein und der Hanna (Johanna) Heydemann (Lewin) zur Welt. In den 1860er Jahren kam er nach Pritzwalk im Kreis Ostprignitz, wo damals wenige jüdische Familien lebten. Er verband sich mit der Tochter des Handelsmanns Feibel Moses Berliner und der Ceres (Zerel) geb. Samuel (Löwenthal).
Dr. Heinrich Wohlwill
Mitglied des Plenums der Handelskammer 1922 - 1933
Mitglied der Industriekommission der Handelskammer 1919 - 1933
Jahrgang 1874
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 31. Januar 1943
Heinrich Wohlwill stammte väterlicherseits aus einer Familie des aufgeklärten Judentums in Hamburg, die geprägt war durch eine große weltanschauliche Liberalität und durch eindrucksvolle Selbstbestimmung in Bezug auf Religion und Weltanschauung. Sein Großvater Joel Wolf (1799–1847) hatte 1822 seinen Namen als Zeichen religiöser Liberalität … in Immanuel Wohlwill geändert. Zugleich war es eine Familie des Bildungsbürgertums, in der viele Mitglieder eine akademische Ausbildung absolvierten oder künstlerischen Berufen nachgingen.
Sally Cäsar Wolf
Mitglied des Vorstands der Wertpapierbörse, Abteilung Banken/Wertpapiere 1925 - 1933
Jahrgang 1874
gedemütigt / entrechtet
Flucht in den Tod
13. Mai 1933
Cäsar Wolf, geboren als Sally Wolf, entstammte einer alteingesessenen Hamburger Kaufmannsfamilie. Seine Eltern Abraham Wolf und Auguste, geborene Salomon, hatten im November 1861 geheiratet. Der Vater kam höchstwahrscheinlich im Dezember 1830 zur Welt, als Sohn des Wolf Abraham und seiner Frau Jette, geb. Walzerode (1804–1877). Die Mutter wurde am 19. Oktober 1832 in Altona als Tochter des Handelsmannes Salomon Moses Salomon und seiner Frau Jette, geb. Cohn, geboren. Cäsar Wolf wuchs mit zwei älteren Brüdern auf – Max (1865–1925) und Leopold (1866–1931).
Leo Wolfsohn
Mitglied des Vorstands der Zuckerbörse Dezember 1932 - Juli 1933
Jahrgang 1868
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 16. September 1942
Leo Wolfsohn stammte aus der Provinz Westpreußen. Am 30. März 1868 wurde er dort in Graudenz, der Kreisstadt im Regierungsbezirk Marienwerder, geboren. Seine Eltern waren Moritz Magnus Wolfsohn (1842–1932) und Johanna, geb. Stein (1839–1909). Leo war der zweite in der Reihe von insgesamt sieben Geschwistern. Um die Jahrhundertwende heiratete er in Posen die dort 1879 geborene Jüdin Helene Krombach, genannt Hella (1879–1931), Tochter von Simon Krombach und seiner Frau Eugenia, geb. Badt (1853–1943).
Hinweis: Alle kursiv gedruckten Textteile in dieser Publikation entstammen den Biografien aus der Stolpersteindatenbank. 2019 hat die Handelskammer außerdem die Dokumentation “Gegen das Vergessen” herausgegeben, in der neben diesen 13 Biographien auch 25 weitere von Persönlichkeiten enthalten sind, die während der NS-Zeit aus den Ämtern gedrängt, entrechtet und verfolgt wurden, aber überlebten. Diese ist hier erhältlich.