Pressemeldung vom 1. März 2023
Lieferketten diversifizieren: Wirtschaft stellt sich international breiter auf
Handelskammer Hamburg bewertet Umfrage zu Auslandsinvestitionen
Nordamerika steht bei Hamburger Unternehmen hoch im Kurs, wenn es um Investitionen geht. Bei einer Umfrage zu Beginn des Jahres sagten 33 Prozent der im Ausland tätigen Betriebe, dass sie Investitionen auf dem nordamerikanischen Kontinent planen – doppelt so viele wie 2022. Auch die Investitionsbereitschaft für Staaten in Afrika sowie Mittel- und Südamerika legt deutlich zu.
Philip Koch, Geschäftsführer International: „Wir sehen seit dem vergangenen Frühjahr die Entwicklung, dass Unternehmen zunehmend Alternativen zu Russland und China als Absatz- und Produktionsmärkte finden wollen. Die USA sind aufgrund der Marktgröße, stabilen rechtlichen Rahmenbedingungen und niedrigen Energiepreisen ohnehin attraktiv. Zusätzlich lockt der Inflation Reduction Act (IRA) jetzt mit Subventionen im Bereich grüne Technologien. Wir betrachten den IRA aufgrund seiner potentiellen Sogwirkung für Investitionen aus Deutschland äußerst kritisch. Ein Subventionswettbewerb mit Investitionspaketen zwischen den USA und der EU und der Aufbau von Handelsbarrieren durch sogenannte local-content-Vorgaben ist nicht hilfreich.
Mittel- und Südamerika gelten als Zukunftsmärkte für Erneuerbare Energien, zum Beispiel grünen Wasserstoff. Aber auch Afrika sowie der Nahe und Mittlere Osten profitieren offenbar davon, dass Unternehmen ihre Lieferketten insgesamt breiter aufstellen wollen, um nicht von einer Rohstoff-Abhängigkeit in die nächste zu tappen.“
Trotz gegenüber 2022 wieder steigender Investitionsplanungen in China hat das Land als Standort im Vergleich zu anderen Regionen an Attraktivität verloren. Eine mögliche Erklärung: Viele Unternehmen bewerten infolge der jahrelangen Null-Covid-Strategie und wochenlanger Lockdowns die Verlässlichkeit des chinesischen Marktes neu und erarbeiteten Diversifizierungsstrategien. Auch ein erschwertes regulatorisches Umfeld für ausländische Unternehmen sowie die gezielte Förderung der heimischen Industrie sind mögliche Gründe.
Davon profitiert unter anderem die Asien-Pazifik-Region, die auf Platz vier der wichtigsten Zielregionen steht. Sie ist bereits seit einiger Zeit im Rahmen einer China plus X-Strategie bevorzugtes Ziel von Unternehmen bei der breiteren Aufstellung ihrer Lieferketten. Die Region weist zahlreiche Volkswirtschaften mit hohen Wachstumsraten auf sowie eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung. Viele Länder sind zudem dabei, Investitionen ausländischer Unternehmen vor Ort zu erleichtern.
Die vollständige Auswertung der Umfrage zu Auslandsinvestitionen finden Sie hier. Am Donnerstag, den 2. März veranstaltet die Handelskammer den Tag der usbekischen Wirtschaft in Hamburg. Zu diesem Anlass ist u.a. S.E. Abdulla Aripov, der usbekische Premierminister zu Gast.