Lieferketten im Blick

Unternehmerische Verantwortung in Globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten

Nachhaltigkeit und ein verantwortliches Management von Wertschöpfungs- und Lieferketten im Ausland nehmen in der öffentlichen Debatte immer mehr an Bedeutung zu. Die  Anforderungen an Unternehmen aller Größen sowohl vonseiten der Geschäftspartner und Verbraucher als auch durch öffentliche Hand und Gesetzgebung steigen.

Nachhaltigkeit - Erwartungen an Unternehmen

Die Bundesregierung richtet mit dem Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP)die Erwartung an alle Unternehmen, Mechanismen menschenrechtlicher Sorgfalt in ihren Wertschöpfungs- und Lieferketten zu etablieren. Auch Großunternehmen machen neben Preis, Qualität und Verfügbarkeit zunehmend eine verantwortliche Unternehmensführung zum Kriterium der Lieferantenbewertung. Dabei verlangen sie nicht nur Auskunft zu Umwelt- und Sozialstandards beim deutschen Zulieferer, sondern auch in dessen vorgelagerter Wertschöpfungskette im Ausland.

Gesetzliche Regelung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten

Mit der Verabschiedung des “Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz” (LKSG) hat die Bundesregierung auf der Grundlage des 3.  Monitoringberichts zum Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP)die gesetzliche Verpflichtung von Unternehmen zur Etablierung von Prozessen menschenrechtlicher Sorgfalt in ihren Wertschöpfungs- und Lieferketten auf den Weg gebracht.
Die Handelskammer hat im Gesetztesprozess darauf hingewiesen, dass aus Sicht der Hamburger Wirtschaft der Gesetzestext zentrale Fakten und Zusammenhänge verkennt, die maßgeblichen Einfluss darauf haben, ob und wie Unternehmen ihrer menschenrechtlichen Verantwortung nachkommen können, und die Effekteüberschätzt, die ein solches Gesetz isoliert von anderen Maßnahmen auf europäischer und internationaler Ebene erzielen kann. Unsere Kommentierung und Vorschläge zum Referentenentwurf finden Sie hier.
Mit Blick auf eine EU-Richtlinie zu unternehmerischen Sorgfaltspflichten (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, CSDDD) hat die Handelskammer Hamburg bereits 2021 eine Positionierung zur gesetzlichen Verankerung unternehmerischer Sorgfaltspflichten (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 364 KB) verabschiedet.

Chancen und Grenzen des verantwortlichen Lieferkettenmanagements

Mittelständische Unternehmen sind häufig mit diesen Anforderungen überfordert. Sie stoßen selbst bei ihren Zulieferern der ersten Ebene schnell an Grenzen aufgrund 
  • fehlender Einkaufsmacht, 
  • fehlenden Kontrollmechanismen vor Ort und 
  • begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen.
Dennoch haben sich bereits viele Firmen auf den Weg gemacht, um ihrer Verantwortung insbesondere im Geschäft mit Entwicklungs- und Schwellenländern gerecht zu werden. Denn ein verantwortliches Lieferkettenmanagement ist nicht nur eine Bürde, sondern birgt viele Chancen, sowohl in den Lieferländern als auch in Deutschland, für 
  • optimierte Geschäftsprozesse, 
  • eine bessere Position am Markt und 
  • die Bindung und Motivation von Mitarbeitern.

Umfrage der Handelskammer Hamburg

Dies geht auch aus einer Umfrage der Handelskammer Hamburg zur unternehmerischen Sorgfalt in globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten hervor.

Best Practice: Worlée-Chemie GmbH - mit Pragmatismus zur nachhaltigen Lieferkette

​​​​​​​Was war der Anlass für den Einstieg in die Thematik?
Eine nachhaltige Unternehmensführung im Hinblick auf alle drei Säulen der Nachhaltigkeit, Ökonomie, Ökologie und Sozialverträglichkeit hat für Worlée-Chemie seit jeher einen hohen Stellenwert. Beispiele unseres Engagements sind die Mitgliedschaft bei den "Klimaschutz-Unternehmen e.V.", die Unterstützung der Responsible Care Initiative, unsere Teilnahme am UN Global Compact oder das betriebliche Gesundheitsmanagement für unsere Mitarbeiter.
Seit 2014 bringen wir uns aktiv in "Chemie³ – die Nachhaltigkeitsinitiative der deutschen chemischen Industrie" ein, die 2013 vom VCI, der IG BCE und des BAVC ins Leben gerufen wurde.
Verantwortung auch in der Lieferkette zu zeigen ist uns sehr wichtig. Zudem werden die Anforderungen von Kundenseite und Gesetzgebung immer komplexer. Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie haben wir deshalb nach einem pragmatischen Lösungsansatz zur Sicherung der sozialen und ökologischen Ausgestaltung unserer Lieferketten gesucht.
Welcher Lösungsansatz wurde gewählt?
Die Chemie³ Initiative hat ein Pilotprojekt zum Thema "Nachhaltigkeit in der Lieferkette" durchgeführt. Im Rahmen dieses Projekt wurde ein Leitfaden erarbeitet, der vor allem mittelständische Unternehmen beim Aufbau eines praxisgerechten Lieferketten-Managements unterstützen soll. Wir haben sehr gerne die Gelegenheit genutzt, als Pilotunternehmen in diesem Projekt mitzuarbeiten und damit selbst einen pragmatischen Einstieg in die Analyse unserer eigenen Lieferketten zu finden.
Im ersten Schritt haben wir eine unter Nachhaltigkeitsaspekten für uns wichtige Lieferkette identifiziert. Es handelt sich um nachwachsende Rohstoffe für Bindemittel, die in der Farben- und Lackproduktion verwendet werden, und die auf verschiedenen Kontinenten wachsen. Unsere Lieferanten haben wir dann gebeten, sich einem Assessment auf der Nachhaltigkeitsplattform "Ecovadis"zu unterziehen, das wir bereits selbst zweimal mit sehr gutem Erfolg durchlaufen haben.
Welchen Mehrwert generiert diese Maßnahme?
Zum Einen können wir mit der Analyse der Nachhaltigkeitsleistungen unserer Lieferanten einen Beitrag zum „Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte“ leisten und unserer unternehmerischen Sorgfaltspflicht nachkommen.
Zum Anderen freuen wir uns über die bisher so positive Resonanz unserer Lieferanten und darüber, gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern an der Erhöhung von Transparenz und Nachhaltigkeit arbeiten zu können. Wir haben in nur sechs Monaten bereits zehn Prozent unserer Lieferanten in den Assessment-Prozess einbinden können. Das freut und ermutigt uns, denn es zeigt, dass auch mittelständische Unternehmen mit vertretbarem Aufwand soziale und ökologische Risiken in ihren Lieferketten identifizieren und adressieren können.
Weitere Informationen finden Sie unter www.worlee.de undwww.worlee.de/nachhaltigkeitsbericht.
Über Worlée-Chemie
Die Worlée-Chemie GmbH zeigt mit ihrem umfangreichen Portfolio für die Farben- und Lackindustrie, wie Qualität und Nachhaltigkeit zu zukunftsweisenden Rohstoffen verschmelzen. In Deutschland werden in den Produktionsstätten in Lauenburg und Lübeck Additive und Bindemittel hergestellt, die dank modernster Produktionsanlagen und Managementsysteme  besonders umweltschonend sind und von Kunden auf der ganzen Welt eingesetzt werden. Ergänzt wird das Portfolio durch Produkte namhafter Hersteller.