Konjunkturelle Lage

Konjunkturbarometer der Hamburger Wirtschaft

Hamburger Wirtschaft insgesamt

Anhaltender Stillstand  

Im Sommer 2024 ähnelt das konjunkturelle Gesamtbild Hamburgs weitgehend jenem vor drei Monaten. Die aktuelle Geschäftslage sowie die Personal- und Investitionsplanungen sind wieder durchwachsen, die Geschäftserwartungen per saldo abermals pessimistisch. Allenfalls bei den Exportaussichten zeichnet sich nun leichter Optimismus ab. 
Grundlage für das Handelskammer-Konjunkturbarometer zum Ende des zweiten Quartals 2024 sind 796 Antworten von Hamburger Unternehmen. Der Befragungszeitraum vom 20. Juni bis zum 8. Juli 2024 ist geprägt durch eine ökonomische Schwächephase in Deutschland mit verschiedenen strukturellen Herausforderungen. 
Gemessen auf einer Skala von 0 bis 200 Punkten erreicht der Geschäftsklimaindikator für die Hamburger Wirtschaft zum Ende des zweiten Quartals 2024 94,5 Punkte – und damit lediglich 1,6 Punkte mehr als bei der Handelskammerbefragung vor drei Monaten (92,9 Punkte). Das heißt, dass bei den beiden einfließenden Indikatoren – aktuelle und künftige Geschäftslage – kaum Bewegung auszumachen ist. Der langfristige Mittelwert für das Geschäftsklima der Hamburger Wirtschaft (107 Punkte betragend seit dem Jahr 2000) wird – wie in den neun Quartalsbefragungen zuvor – erneut nicht übertroffen.
Zum Ende des zweiten Quartals 2024 wird die aktuelle Geschäftslage wie folgt bewertet: Für die Hälfte der antwortenden Hamburger Unternehmen (49,7 %) ist die eigene Lage derzeit „befriedigend bzw. saisonüblich“, für jeweils ein Viertel „gut“ (25,6 %) bzw. „schlecht“ (24,7 %). Die beiden letztgenannten Werte in Relation zueinander gesetzt, ergibt einen Lagesaldo von +0,9. Damit wird die aktuelle Geschäftslage zwar etwas besser als im Vorquartal (Saldo: -2,1) eingeschätzt, aber merklich schlechter als im Vorjahresquartal (+16,0). Uneinheitlich ist die aktuelle Geschäftslage in einzelnen Branchen: Während im Baugewerbe (Saldo: +10,5), bei überwiegend personenbezogenen Dienstleistern (+13,2), bei Public-Relations- und Unternehmensberatungen (+13,7) und insbesondere im Grundstücks- und Wohnungswesen (+26,5) sowie im Finanzsektor (+34,2) per saldo deutlich positive Lagebeurteilungen vorherrschen, gibt es vor allem im Gastgewerbe (-15,2) sowie im Groß- und Außenhandel (-35,1) jeweils mehr Unternehmen, die aktuell ihre eigene Geschäftslage als „schlecht“ denn als „gut“ einstufen.
Von den an der Handelskammer-Konjunkturumfrage zum Ende des zweiten Quartals 2024 teilnehmenden Hamburger Unternehmen geht mehr als die Hälfte (55,3 %) davon aus, dass ihre eigene Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten in etwa gleichbleibt. Eine „eher günstigere“ Geschäftslage erwarten 16,6 % der Unternehmen, während 28,1 % eine „eher ungünstigere“ Geschäftslage vorhersehen. Damit überwiegen – wie in den neun Quartalen zuvor – die pessimistischen Einschätzungen (aktueller Saldo: -11,5; Vorquartal: -11,8; Vorjahresquartal: -20,7). Grundsätzlich pessimistisch in die Zukunft blicken unter anderem der Groß- und Außenhandel (Saldo: -16,9), die Medienwirtschaft (-19,3), der Einzelhandel (-19,9), das Verkehrsgewerbe (-25,6) und vornehmlich das Gastgewerbe (-39,3) sowie das Baugewerbe (-54,2). Denen gegenüber stehen insbesondere der Finanzsektor und die IT-Wirtschaft, die ihre künftige Geschäftslage insgesamt optimistisch einschätzen (Saldo: +8,6 bzw. +15,2).
Was die größten Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung des eigenen Unternehmens in den kommenden zwölf Monaten anbelangt, gibt es zum Ende des zweiten Quartals 2024 zwei Top-Benennungen, die für jeweils sechs von zehn antwortenden Hamburger Unternehmen relevant sind (Mehrfachnennungen möglich): Fachkräftemangel und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. Während beim Fachkräftemangel (61,0 %) die Abweichungen zu den Befragungen im Vorquartal (59,2 %) und im Vorjahresquartal (65,6 %) auf hohem Niveau etwas schwanken, steigt die Bedeutung des Geschäftsrisikos „Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ seit nunmehr fünf Quartalen stetig an. Aktuell haben 61,6 % der Unternehmen dieses Risiko benannt. Bei den Quartalsbefragungen zuvor betrug der entsprechende Wert 56,6 %, 55,5 %, 52,0 % und 49,3 %, sowie zum Ende des ersten Quartals 2023 48,9 %. Auffällig ist, wie häufig überbordende Bürokratie und Regulierungen unter den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen angeführt werden. Jeweils jedes dritte Unternehmen zählt Arbeitskosten (50,7 %; Vorquartal: 50,5 %; Vorjahresquartal: 46,6 %) bzw. eine möglicherweise sinkende Inlandsnachfrage (50,3 %; 54,3 %; 50,4 %) zu den größten eigenen Geschäftsrisiken in den kommenden zwölf Monaten. Rund jedes dritte Unternehmen benennt Energie- und Rohstoffpreise (31,9 %) – im Vorquartal waren es noch 40,3 % und im Vorjahresquartal 48,6 %. In der Rangfolge der größten Geschäftsrisiken folgen die Punkte Auslandsnachfrage (aktuell: 17,4 %; Vorquartal: 20,0%; Vorjahresquartal: 22,2 %), Finanzierungsschwierigkeiten (13,8 %; 9,7 %; 11,0 %) sowie Wechselkursrisiken (1,9 %; 2,6 %; 2,8 %).
In Einklang mit Geschäftslage und Geschäftserwartungen ist auch zum Ende des zweiten Quartals 2024 keine Dynamik bei den inländischen Personal- und Investitionsplanungen erkennbar. Jeweils die Mehrheit der antwortenden Hamburger Unternehmen plant in den kommenden zwölf Monaten einen in etwa gleichbleibenden Personalbestand (66,8 %) bzw. ein in etwa gleichbleibendes Investitionsvolumen (47,0 %). Höhere Investitionsausgaben sehen 27,0 % der Antwortenden vor, geringere Ausgaben hingegen 26,0 % (Saldo: +1,0; Vorquartal: +0,8; Vorjahresquartal: -0,4). Ein ebenfalls nahezu ausgeglichenes Verhältnis zwischen Zuwachs und Abbau ergibt sich bei den inländischen Personalplanungen: Rund jedes sechste Unternehmen (17,3 % bzw. 15,9 %) strebt einen höheren bzw. einen geringeren eigenen Personalbestand an (Saldo: +1,4; Vorquartal: +0,3; Vorjahresquartal: -1,9). Bedingt durch Fachkräftemangel, Fluktuationen und Renteneintritte suchen Unternehmen in der Regel fortlaufend Personal, auch wenn der Beschäftigtenstand insgesamt zum Beispiel konstant bleibt. Beschäftigungszuwächse deuten sich derzeit insbesondere bei personenbezogenen Dienstleistern (Saldo: +9,1), in der Gesundheitswirtschaft (+27,3) und im Finanzsektor (+40,3) an.
Die Exportaussichten sind zum Ende des zweiten Quartals 2024 insgesamt von leichtem Optimismus geprägt. Von allen antwortenden Unternehmen mit internationalen Aktivitäten gehen 30,9 % von einem steigenden eigenen Exportvolumen in den kommenden zwölf Monaten aus. Hingegen erwarten 20,4 % der Unternehmen eine Schrumpfung (Saldo: +10,5; Vorquartal: -0,3; Vorjahresquartal: +12,0). Mit einem in etwa gleichbleibenden Exportvolumen rechnen 48,7 % der Unternehmen. Eine Unterscheidung zwischen dem Verarbeitenden Gewerbe (Saldo: +22,5; Vorquartal: -2,3; Vorjahresquartal: +14,2) und exportierenden Dienstleistern (-4,7; +7,7; +7,8) ist angesichts generell abweichender Exportaussichten angebracht.

Einzelne Wirtschaftszweige

Merklich günstiger als in der Hamburger Wirtschaft insgesamt (94,5 Punkte) fällt das Geschäftsklima in der Gesundheitswirtschaft (aktuell: 99,3 Punkte; Wert im Vorquartal: 87,2 Punkte), im Verarbeitenden Gewerbe (100,9 Punkte; 95,2 Punkte), bei überwiegend personenbezogenen Dienstleistern (102,5 Punkte; 85,8 Punkte), bei überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistern (106,0 Punkte; 94,3 Punkte), in der IT-Wirtschaft (107,3 Punkte; 102,1 Punkte), bei Public-Relations- und Unternehmensberatungen (108,3 Punkte; 91,8 Punkte), im Grundstücks- und Wohnungswesen (110,9 Punkte; 95,7 Punkte) sowie im Finanzsektor (120,7 Punkte; 124,0 Punkte) aus. Unterdurchschnittlich ist hingegen das Geschäftsklima in der Medienwirtschaft (aktuell: 89,1 Punkte; Vorquartal: 88,5 Punkte), im Einzelhandel (87,5 Punkte; 75,4 Punkte), Verkehrsgewerbe (83,8 Punkte; 87,4 Punkte), Groß- und Außenhandel (73,4 Punkte; 79,0 Punkte), Gastgewerbe (71,8 Punkte; 87,8 Punkte) sowie im Baugewerbe (71,1 Punkte; 80,1 Punkte).  

Aktuelle HWWI-Konjunkturprognose: Moderate Erholung der deutschen Konjunktur in Aussicht

Die deutsche Wirtschaft ist mit einem kleinen Plus ins Jahr 2024 gestartet, die Ausgangssituation hat sich dadurch aber nicht grundsätzlich verändert. Zum einen hat das Statistische Bundesamt das vierte Quartal 2023 und damit den „statistischen Überhang“ nach unten revidiert, zum anderen resultiert das Plus im ersten Quartal nicht zuletzt aus einem witterungsbegünstigten Anstieg der eigentlich krisengeschüttelten Bauwirtschaft. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) erwartet deshalb für die deutsche Wirtschaft angesichts der ungelösten strukturellen Probleme unverändert für die Jahre 2024 und 2025 nur einen moderaten Aufschwung und im Durchschnitt lediglich ein Wirtschaftswachstum von 0,25 % bzw. 1 %.
Der Anstieg der Verbraucherpreise ist mit inzwischen 2,2 % nun nahe dem Stabilitätsziel. Allerdings scheint der Rückgang Preise auf den vorgelagerten Stufen seit Beginn dieses Jahres gestoppt; dies und die merklich steigenden Löhne dürften den weiteren Disinflationsprozess bremsen. So wird für die Anstiegsrate des Lebenshaltungskostenindex in diesem wie auch im nächsten Jahr jeweils mit durchschnittlich etwas über 2 % gerechnet.
Die geopolitischen Unsicherheiten beinhalten allerdings Risiken für die Weltwirtschaft, Handelsströme und Weltmarktpreise, nicht zuletzt für Energie. Aber auch die „heimische“ Wirtschaftspolitik ist nach wie vor gefordert, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu verbessern.

50 Jahre Handelskammer-Konjunkturbefragungen     

Seit 1971 geben Mitgliedsunternehmen der Handelskammer Hamburg regelmäßig Auskunft zur wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven. Ihrem Engagement ist die Ausstellung "50 Jahre Konjunkturbefragungen" gewidmet: Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf Booms und Krisen, Aufschwung und Rezession – und auf die Stellschrauben der Politik im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Inflation: www.hk24.de/konjunkturgeschichte.
Weitere Konjunkturdaten und umfangreiche Statistiken der Handelskammer unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen. Unser 2023 aktualisiertes Standortportrait “Wirtschaftsstandort Hamburg – Metropole der Zukunft” finden Sie hier.
Das Online-Prognosetool Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg finden Sie unter www.fkm-hamburg.de.

Konjunkturbeobachtung von DIHK und Handwerkskammer  

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) führt dreimal jährlich eine Konjunkturumfrage bei den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland durch. Die aktuellen Umfragen und Prognosen sowie Auswertungen aus den letzten Jahren veröffentlicht die DIHK auf ihrer Website. Weitere Informationen zum Thema “Konjunktur und Wachstum" finden Sie ebenfalls auf der DIHK-Website.
Die Handwerkskammer befragt zweimal jährlich Handwerksbetriebe zur aktuellen wirtschaftlichen Lage. Die Ergebnisse werden in den Konjunkturberichten der Handwerkskammer Hamburg veröffentlicht. Darüber hinaus fließen die Daten in die Konjunkturberichterstattung auf Bundesebene ein, deren Ergebnis vom Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht wird.