Statistik
Hamburger Kreditbarometer
An der Sonderbefragung im Rahmen der vierteljährlichen Hamburger Konjunkturumfrage zu ihren aktuellen Finanzierungskonditionen und ihrer Zufriedenheit mit dem Zugang zu Fremdkapital haben sich 541 Unternehmen beteiligt. Darüber hinaus haben Kreditinstitute Angaben zur Entwicklung ihrer Kreditvergabe für Investitionen und Betriebsmittel gemacht.
Hamburger Kreditbarometer I/2024
Relativ stabile Finanzlage in einem insgesamt schwierigen konjunkturellem Umfeld
Auch im Frühjahr 2024 ist keine umfassende Stimmungsumkehr in der Hamburger Wirtschaft erkennbar. Mit Blick auf die aktuelle Geschäftslage, die Personal- und Investitionsplanungen sowie die Exportaussichten halten sich positive und negative Beurteilungen hiesiger Unternehmen mehr oder minder die Waage. Die Geschäftserwartungen haben sich im Vergleich zum Jahreswechsel 2023/24 zwar merklich aufgehellt, verbleiben aber per saldo weiterhin pessimistisch. Auf 541 Antworten von Hamburger Unternehmen basiert das Handelskammer-Konjunkturbarometer zum Ende des ersten Quartals 2024 (Befragungszeitraum vom 21. März bis zum 8. April 2024).
Was die größten Risiken für die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten anbelangt (Mehrfachnennungen möglich), sehen zum Ende des ersten Quartals 2024 59,2 %) der teilnehmenden Hamburger Unternehmen im Fachkräftemangel eines der größten Risiken bei der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Energie- und Rohstoffpreise haben gemessen an der Anzahl der Nennungen, nicht mehr die gleiche Relevanz wie noch im Vorjahresquartal (aktueller Wert: 40,3 %). Mehr als jedes zweite Unternehmen benennt als größte Risiken ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (56,6 %), hohe Arbeitskosten (50,5 %) sowie schwache Inlandsnachfrage (54,3 %). Finanzierungsschwierigkeiten werden gleichbleibend von etwa jedem zehnten Unternehmen (9,7 %) als eines der größten Geschäftsrisiken genannt – bei der Handelskammer-Befragung im Vorjahresquartal waren es 9,4 %.
Finanzierungssituation aus Sicht Hamburger Unternehmen
Wie hiesige Unternehmen ihre Finanzierungskonditionen bewerten, fragt die Handelskammer Hamburg anlassbezogen seit 2008 im Rahmen der vierteljährlichen Konjunkturbefragungen.
Zum Ende des ersten Quartals 2024 ist die eigene aktuelle Finanzlage für 71,7 % der antwortenden Hamburger Unternehmen grundsätzlich unproblematisch. Das ist ein etwas schlechterer Wert als noch im Vorjahresquartal (74,1 %). Entsprechend sind die Werte von Unternehmen, die Finanzierungsschwierigkeiten beklagen in nahezu allen abgefragten Kategorien merkbar angestiegen. Schwindendes Eigenkapital beklagen (12,6 %). Im Vorjahresquartal waren es 9,1 %. Eins von zehn Unternehmen (10,6 %) berichtet von Liquiditätsengpässen. 8,6 % der Unternehmen benennen zunehmende Forderungsausfälle, 8,4 % ist erschwerten Zugang zu Fremdkapital und 8,2 % hohe Fremdkapitalbelastungen als Probleme. Bei 0,8 % droht Insolvenz (Mehrfachnennungen möglich). Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist die aktuelle Finanzlage in der hiesigen Wirtschaft damit erkennbar angespannter, wenn auch weitgehend stabil.
Blickend auf einzelne Branchen werden merkbare Unterschiede bei den Bewertungen der aktuellen Finanzlage deutlich. Deutlich positiver als im Gesamtdurchschnitt der Hamburger Wirtschaft wird die Finanzlage im verarbeitenden Gewerbe (79,1 % ) eingeschätzt. Im Handel (17,8 %) und im Gastgewerbe (21,2 %) klagen deutlich mehr Unternehmen über Liquiditätsengpässe als im Gesamtdurchschnitt der Hamburger Wirtschaft.
Mit Fokus auf Unternehmensgrößen wird deutlich, dass die Finanzlage bei größeren Betrieben weiter tendenziell entspannter ist als bei kleineren Betrieben, wenngleich die Unterschiede deutlich kleiner ausfallen als in der Vergangenheit. So geben zum Ende des ersten Quartals 2024 unter großen Unternehmen (mehr als 300 Beschäftigte) 75,7 % an, dass ihre aktuelle Finanzlage unproblematisch sei – bei Kleinstunternehmen mit ein bis drei Beschäftigten liegt der Anteil lediglich bei 58,5 %.
Bei der Frage, welche Aspekte die aktuelle Finanzlage in besonderem Maße beeinträchtigen, geben etwas mehr als zwei von drei der antwortenden Hamburger Unternehmen (69,5 %) an, nicht beeinträchtigt zu sein. Auch dieser Wert ist merkbar gesunken gegenüber der Vorjahreserhebung (76,6 %). Entsprechend sind die Werte der genannten Beeinträchtigungen gegenüber der Vorjahreserhebung in den meisten Fällen gestiegen. Von den übrigen Unternehmen werden folgende Aspekte genannt: Zinshöhe (Anteil von 19,1 %, bezogen auf alle auf diese Frage antwortenden Unternehmen), eigener Finanzierungsanteil (7,0 %), Dokumentationspflichten (12,6 %), Sicherheiten (7,6 %) sowie sonstige Aspekte (2,2 %). Je nach Branche und Beschäftigtengrößenklasse fallen die Einschätzungen teils unterschiedlich aus.
Entwicklung der Kreditvergabe aus Sicht Hamburger Kreditinstitute
Bei der Kreditvergabe ist eine deutliche Abschwächung und Zurückhaltung zu spüren. Zum Ende des ersten Quartals 2024 geben 37,4 % der antwortenden Kreditinstitute an, dass ihre Kreditvergabe an Unternehmen für Investitionen im Vergleich zum Vorquartal gefallen sei. Bei der Kreditvergabe an Unternehmen für Betriebsmittel berichtet jedes dritte Kreditinstitut (33,7 %) von einer Verringerung der Kreditvergabe. Auch die Kreditvergabe an Privatkunden ist im Vergleich zum Vorquartal gefallen (Saldo: -9,9).
Weitere Konjunkturdaten (inklusive aktuelle Geschäftslage, zukünftige Geschäftslage, wirtschaftspolitische Risiken und Personal- und Investitionsplanungen) sowie Statistiken der Handelskammer finden Sie unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen.