Wirtschaft tritt auf der Stelle

Dessau-Roßlau, 28. Mai 2024. Für die Wirtschaft der Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg wurde die Hoffnung auf konjunkturelle Erholung enttäuscht. Zum Jahresbeginn 2024 ist ein weitgehend unverändertes Geschäftsklima gegenüber dem Vorjahresquartal zu verzeichnen. Dazwischen lag ein schwieriges Jahr. Das stellt die IHK Halle-Dessau in ihrem Konjunkturbericht für die Region fest.
„Der zum Vorjahresquartal stabile Klimawert von aktuell 5,9 Punkten verdeckt den zwischenzeitlich sehr hohen Pessimismus“, kommentiert IHK-Konjunktur­experte Danny Bieräugel.
Hohe Kosten und sinkende Nachfrage hätten die Unternehmen stark belastet. Das Ausbleiben weiterer Krisen und die Beruhigung der allgemeinen Preisentwicklung gäben aber zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer für die weitere Konjunkturentwicklung. Von Zuversicht könne aber noch nicht gesprochen werden. Die Geschäftserwartungen seien noch immer mehrheitlich negativ. „Insbesondere die sehr zurückhaltenden Investitionsabsichten bereiten uns Sorgen“, so Bieräugel. Schließlich seien sie die Basis für zukünftiges Wachstum.

IHK-Geschäftsstellenleiterin Stefanie Schmidt-Pforte bestätigt die herrschende Unsicherheit: „Trotz einiger beachtlicher Großinvestitionen in der letzten Zeit ist nicht zu übersehen, dass die fehlende Verlässlichkeit wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen die Lust auf weitere Investitionen belastet.“
Die Unternehmen wünschten sich langfristige Stabilität, etwa in der Energiepolitik. Aber auch Bürokratieabbau und Reformen für mehr Arbeitsanreize zur Bekämpfung des Fachkräftemangels wären nötig, so Schmidt-Pforte.

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:

In der Industrie sorgen sinkende Umsätze weiterhin für trübe Aussichten. Das Geschäftsklima geht dadurch auf 0,3 Punkte zurück. Zwar hat sich die Preisentwicklung bei Energie- und Rohstoffen im Vergleich zu den Vorjahren inzwischen beruhigt, ein insgesamt hohes Preisniveau sorgt aber für Zurückhaltung bei den Kunden und sinkende Wettbewerbsfähigkeit im Ausland. Die Geschäftserwartungen sind stark gegenüber dem neutralen Wert vor Jahresfrist eingetrübt. Es wird mit weiter sinkenden Absätzen gerechnet – wenn auch nicht mehr so stark wie in den beiden Vorquartalen.
Im Baugewerbe bleibt der Ausblick schwach. Stark rückläufige Auftragseingänge prägten im abgelaufenen Jahr das Bild und sorgten für Frustration. Das Geschäftsklima erreicht aktuell mit 8,2 Punkten das Niveau aus dem Vorjahresquartal. Auch hier war die Situation aber schon schlechter – die Auftragseingänge beispielsweise sinken aktuell weniger stark als in den Vorquartalen. Die Geschäftslage hellt sogar wieder auf. Die Geschäftserwartungen bleiben aber noch sehr pessimistisch.
Das Dienstleistungsgewerbe trotzt weiterhin dem Abwärtstrend. Hier sorgen eine geringere Betroffenheit von den Energiepreissteigerungen, die heterogene Struktur sowie Nachholeffekte aus der Coronazeit für eine bessere Konjunkturentwicklung. Auch wenn diese langsam ausläuft und die Steigerung der Arbeitskosten den Druck erhöht, bleibt die Stimmung aktuell noch gut. Das Geschäftsklima ist mit 15,8 Punkten zum Vorjahrsquartal verbessert. Die Geschäftserwartungen sind per Saldo neutral.
Im Handel ist die Stimmung unverändert schlecht. Das Geschäftsklima im Handel ist mit -7,9 Punkten erneut negativ. Angesichts des weiter hohen Preisniveaus kommt die Kauflaune der Konsumenten nur sehr langsam wieder in Schwung. Steigende Kosten, etwa bei Löhnen, lassen sich in dieser Situation kaum noch weiterreichen. Die Hälfte der Händler in der Region Anhalt-Bitterfeld-Wolfen rechnet mit sinkenden Umsätzen.
Im Verkehrsgewerbe ist die Lage angespannt, die Unsicherheit bleibt bestehen. Die Unternehmen sind stark von der konjunkturellen Abwärtsbewegung in den Kundenbranchen Industrie, Bau und Handel betroffen. Viele Aufträge blieben aus und so entstehen Umsatzrückgänge. Gleichzeitig stiegen mit CO2-Steuer und Mauterhöhungen die Kosten weiter an. Das Geschäftsklima bleibt mit -4,7 Punkten weiterhin mehrheitlich negativ. Die Geschäftserwartungen hellen leicht zum Vorjahr auf – allerdings unterhalb der Nulllinie.