Regionale Wirtschaft: Konjunkturelle Stagnation hält an

Halle (Saale), 30. April 2024. Auch im Frühjahr 2024 bleibt eine Belebung der regionalen Wirtschaftstätigkeit im Süden Sachsen-Anhalts aus – die konjunkturelle Stagnation hält an. Der Geschäftsklimaindex der Gesamtwirtschaft liegt mit 1,9 Punkten nahe der Nulllinie und in etwa auf dem Niveau des Vor- und auch des Vorjahresquartals. Zu dieser Einschätzung kommt der aktuelle Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) für das erste Quartal 2024. 
„Die bisherigen Probleme bleiben ungelöst“, erläutert IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel. „Die Kosten steigen weiter an und schmälern die Gewinne. Neben den anhaltend hohen Energiepreisen sorgen vor allem die steigenden Arbeitskosten für Druck bei den Unternehmen.“ Die preissensible Nachfrage komme angesichts der angespannten Kostensituation nicht in Schwung, viele Aufträge würden noch immer nicht erteilt, der Umsatz sinke in der Breite der Wirtschaft vorerst weiter. Erfreulich sei, dass die Erwartungen zumindest nicht weiter eintrübten. Sie blieben aber weiterhin sehr skeptisch, so Bieräugel.
Die aktuelle Stagnation sorge auch dafür, dass die Unternehmen ihre langfristigen Erwartungen und Planungen anpassten, ergänzt IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier. Die entsprechenden Angaben zu Personal- und Investitionsentscheidungen spiegelten dies wider – Senkungen und Steigerungen glichen sich aus. „Damit droht sich die derzeitige Wachstumsschwäche zu verfestigen. Impulse für mehr Wachstum sind nicht erkennbar. Dafür müssten die Rahmenbedingungen angebotsseitig reformiert werden – Entlastungen bei Kosten und Bürokratie stehen hier ganz oben auf der Wunschliste“, so Brockmeier.
Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:
In der Industrie sind die Aussichten leicht verbessert. Das Geschäftsklima zeigt sich mit 0,2 Punkten kaum verändert. Die Geschäftslage bleibt dabei auf dem Niveau des Vorquartals und liegt erneut unter dem Vorjahresquartal. Weiterhin sind Auftragssorgen für die verhaltene Lage verantwortlich. Die Auftragseingänge sind seit sieben Quartalen rückläufig und belasten die Umsätze und den Auslastungsgrad. Die Geschäftserwartungen entfernen sich etwas von ihrem sehr schlechten Niveau, sind aber weiterhin mehrheitlich pessimistisch.
Im Baugewerbe scheint der Abwärtstrend vorerst gestoppt. Die Eintrübung setzt sich nicht weiter fort. Das Geschäftsklima steigt zum Vorquartal deutlich auf 10,8 Punkte. Die Geschäftslage bleibt weiterhin gut. Die Bauunternehmen melden zwar aktuell Gewinn- und Umsatzrückgänge, für die weitere Entwicklung berichten sie aber von einer Beruhigung beim Rückgang der Auftragseingänge – insbesondere im Wirtschaftsbau.
Im Dienstleistungsgewerbe zeigt die bisher gute Entwicklung aktuell Risse. Die Branche war von den Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen weniger betroffen, so dass sie sich bis zuletzt der allgemeinen Abwärtsbewegung entziehen konnte. Diese Sonderentwicklung scheint jetzt zu einem Ende zu kommen. Spätestens die laufende Anpassung der Arbeitskosten an das gestiegene Preisniveau trifft die arbeitsintensive Branchengruppe. Das Geschäftsklima trübt derzeit entsprechend ein und liegt mit 3,9 Punkten unter dem Vorquartal und Vorjahresquartal.
Im Handel gibt es momentan Lichtblicke. Die Mischung aus hohen Preisen und sinkenden Umsätzen sowie deren Wechselwirkung war lange eine Zwickmühle für die Händler. Auch wenn die Situation für den Handel weiter schwierig ist, scheint sich diese Situation etwas zu entspannen. Der Geschäftsklimaindex steigt zum zweiten Mal in Folge an, aktuell liegt er mit ‑5,2 Punkten auch über dem Vorjahresquartal. Die Geschäftslage verbessert sich dabei und der Saldo der Geschäftserwartungen verlässt den krisenhaften Bereich.
Im Verkehrsgewerbe setzt sich die Talfahrt nicht fort. Das Geschäftsklima steigt auf -1,6 Punkte an. Die Geschäftslage ist dabei leicht positiv und über dem Vorjahresquartal. Die Lage bei Umsätzen, Gewinnen und Auftragseingängen bleibt aber noch angespannt. Die Mauterhöhung vom Dezember 2023 belastet die Gewinne. Die Geschäftserwartungen hellen dagegen auf. Beim Umsatz wird sogar mit Stabilität gerechnet.
Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Den Vortragsteil haben wir für Sie aufgezeichnet:
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Zur Methodik:

Für den Konjunkturbericht befragt die IHK viermal im Jahr eine repräsentative Stichprobe ihrer Mitgliedsunternehmen. Diese geben dabei unter anderem an, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage bewerten und welche Entwicklung sie zukünftig erwarten.

Die Umfragedaten aus den verschiedenen Branchen werden um saisonale Effekte bereinigt, nach Branchen gewichtet und ausgewertet. Indexwerte zeigen jeweils den Saldo zwischen dem Anteil positiver und negativer Einschätzungen.

Lesebeispiel: Wenn 30 Prozent der befragten Unternehmer die Geschäftslage als schlecht einschätzen, 50 Prozent als neutral und 20 Prozent als gut, dann beträgt der resultierende Wert -10 Punkte. Der Gesamtindex fasst Lagebewertung und Erwartungen zusammen.

Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. Im südlichen Sachsen-Anhalt nehmen regelmäßig etwa 600 Unternehmen an der Befragung teil.