IHK-Umfrage: Konjunktur kommt weiterhin nicht in Schwung

Zur Jahresmitte 2024 zeigt sich, dass die regionale Wirtschaftsentwicklung nicht vom Fleck kommt – technisch lässt sich hier von einer „Seitwärtsbewegung“ sprechen. Noch immer bleibt konjunktureller Schwung aus. Die Stagnation im Süden Sachsen-Anhalts hält – wie auch in der gesamtdeutschen Wirtschaft – an. Der Geschäftsklimaindex der Gesamtwirtschaft liegt mit 1,2 Punkten nahe der Nulllinie und damit auf dem Niveau des Vor- und auch des Vorjahresquartals. Diese Erkenntnis liefert der aktuelle Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) über die Situation regionaler Unternehmen im zweiten Quartal 2024.
„Auch wenn in einigen Branchen die Abwärtsbewegung gestoppt wurde, fehlen Impulse für einen Aufschwung“, beschreibt IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel das Bild. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung sei weiterhin groß. „Neben den konjunkturellen Risiken steigender Kosten und schwacher Umsätze werden von vielen Unternehmen vor allem grundlegende strukturelle Risiken gesehen“, erklärt er. Dauerhaft hohe Energiepreise und ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen würden hier am häufigsten genannt. „Diese stellen auch signifikante Investitionshemmnisse dar“, so Bieräugel.
Die Reaktionen der Bundespolitik bleiben dabei deutlich hinter den Erwartungen zurück. Für IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier ist es ein kleiner Lichtblick, dass die Bundespolitik aktuell offenbar zumindest Teile der Problemlage zur Kenntnis nehme: „Die so genannte Wachstumsinitiative der Bundesregierung kann aber erst ein Anfang sein – vor allem, da vieles sehr vage gefasst und eine konkrete Umsetzung noch nicht absehbar ist“, kritisiert er. Sie gleiche eher einer Salamitaktik als einem großen Wurf. „Aufgrund versäumter Reformen steckte Deutschland Anfang des Jahrtausends schon einmal in einer Dauerkrise – mit der Agenda 2010 konnte es sich jedoch daraus befreien. Eine solche Reformagenda stellt die Wachstumsinitiative dagegen nicht annähernd dar!“ Wichtiger als punktuelle finanzielle Impulse seien eine grundlegende Reformagenda, vor allem bei Energiepolitik und Bürokratieabbau sowie eine spürbare Entlastung bei Steuern und Abgaben, so Brockmeier abschließend.
Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:
In der Industrie verfestigt sich der Abwärtstrend. Das Geschäftsklima ist mit -3,5 Punkten nach den stetigen Verschlechterungen der letzten Quartale wieder unterhalb der Nulllinie. Weiterhin sind Auftragssorgen für die Eintrübungen der Lage verantwortlich. Besonders die Auftragseingänge aus dem Inland bleiben schwach – die Auslandsaufträge hellen dagegen leicht auf. Die Geschäftserwartungen verschlechtern sich im Vergleich zum Vorquartal etwas und liegen wieder auf Vorjahresniveau.
Im Baugewerbe hofft man auf Stabilisierung. Das Geschäftsklima trübt im aktuellen Quartal saisonüblich ein und liegt mit 2,0 Punkten auf dem Niveau des Vorjahres. Die Bauunternehmen melden zwar weiterhin Gewinn-, Umsatz- und Auftragsrückgänge im abgelaufenen Quartal, allerdings sind sie weniger stark ausgeprägt als im Vorquartal. Die Geschäftserwartungen sind weiterhin pessimistisch auf dem Niveau des Vorjahresquartals.
Das Dienstleistungsgewerbe findet nach der Korrektur der letzten beiden Quartale zurück in die Spur. Die Sorgen über steigende Arbeitskosten hatten zuletzt die Stimmung getrübt. Die Schwäche setzt sich aktuell nicht fort und das Geschäftsklima steigt wieder leicht auf 10,6 Punkte an. Augenscheinlich ist die Dienstleistungswirtschaft robust genug, um die Belastungen zu verkraften. Die Beschäftigungs- und Investitionsabsichten hellen wieder auf.
Im Handel hat sich die Geschäftslage saisonbereinigt verbessert, die große Skepsis bleibt aber weiter bestehen. Der Handel war von den Inflationswirkungen besonders betroffen und leidet im Bereich des Großhandels auch stark unter der Auftragsflaute im produzierenden Gewerbe. Der rasante Abwärtstrend konnte aber im Vorquartal erst einmal gestoppt werden. Das Geschäftsklima bleibt mit ‑17,8 Punkten auf seinem negativen Niveau. Die Geschäftserwartungen sind mehrheitlich pessimistisch.
Im Verkehrsgewerbe ist das Tunnelende in Sicht. Hier gibt es im aktuellen Quartal erneut eine leichte Aufhellung. Das Geschäftsklima steigt auf 2,4 Punkte an und liegt nun leicht oberhalb der Nulllinie und deutlich über dem Wert im Vorjahresquartal. Die Geschäftslage ist verbessert. Der Saldo der Auftragseingänge und des Gesamtumsatzes steigt auf ein neutrales Niveau und signalisiert somit eine stabile Entwicklung. Die Beruhigung in wichtigen Kundenbranchen wirkt sich auch hier aus. Angesichts der steigenden Kosten bleibt aber die Gewinnlage angespannt.
Zur Methodik:

Für den Konjunkturbericht befragt die IHK viermal im Jahr eine repräsentative Stichprobe ihrer Mitgliedsunternehmen. Diese geben dabei unter anderem an, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage bewerten und welche Entwicklung sie zukünftig erwarten.

Die Umfragedaten aus den verschiedenen Branchen werden um saisonale Effekte bereinigt, nach Branchen gewichtet und ausgewertet. Indexwerte zeigen jeweils den Saldo zwischen dem Anteil positiver und negativer Einschätzungen.

Lesebeispiel: Wenn 30 Prozent der befragten Unternehmer die Geschäftslage als schlecht einschätzen, 50 Prozent als neutral und 20 Prozent als gut, dann beträgt der resultierende Wert -10 Punkte. Der Gesamtindex fasst Lagebewertung und Erwartungen zusammen.

Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. Im südlichen Sachsen-Anhalt nehmen regelmäßig etwa 600 Unternehmen an der Befragung teil.