Azubi-Mangel macht erfinderisch

Zuerst die positive Nachricht: 1.767 neu eingetragene Ausbildungsverträge hat die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) zum 30. Juni 2024 registriert. Das sind drei Prozent mehr als im Vorjahr. Die Besetzung freier Ausbildungsplätze wird jedoch immer häufiger zum Kraftakt. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen IHK-Ausbildungsumfrage. Dieser zufolge beklagt jedes dritte Unternehmen, keine geeigneten Bewerbungen zu erhalten. Bei gut 40 Prozent der Befragten ist sogar gar keine Bewerbung eingegangen. 
„Auch wenn es Unternehmen aus allen Branchen mittlerweile immer schwerer fällt, Auszubildende für sich zu gewinnen, ist deren Ausbildungsbereitschaft ungebrochen hoch“, betont Dr. Simone Danek, IHK-Geschäftsführerin für Aus- und Weiterbildung. Hierbei setzen sie vor allem auf eine attraktive Unternehmenshomepage, die Werbung durch eigene Mitarbeiter oder das Angebot von Schüler- und Schnupperpraktika.
„Unternehmen, die heute ein attraktives Ausbildungsmarketing betreiben, schaffen die besten Voraussetzungen, um langfristig Fachkräfte zu gewinnen und an sich zu binden“. 
Bei der Frage, was eine Ausbildung bei der jungen Generation attraktiv machen könnte, werden am häufigsten flache Hierarchien, finanzielle und materielle Anreize sowie moderne IT-Technik genannt. 
Eine kostenfreie Möglichkeit, Auszubildende auf sich aufmerksam zu machen, bietet die Azubi-Bundeskampagne der IHKn unter dem Motto „Jetzt#könnenlernen“. „Unser Ziel ist es, noch mehr Unternehmen für die Ausbildungskampagne zu begeistern und zum Mitmachen zu bewegen“, bekräftigt Danek. Interessierte Unternehmen können sich gern an die IHK Halle-Dessau wenden (jkrueper@halle.ihk.de; 0345 2126330). 

Hintergrund 

Zentrale Ergebnisse aus der Aus- und Weiterbildungsumfrage 2024 
Bundesweit haben die Industrie- und Handelskammern (IHKn) im Jahr 2024 ihre Mitgliedsunternehmen erneut zu ihren Aus- und Weiterbildungsmotiven und -erfahrungen befragt. Hierzu führte die IHK Halle-Dessau vom 13. Mai bis zum 31. Mai 2024 eine Online-Befragung durch. 81 Unternehmen haben sich beteiligt. Nachfolgend zusammengefasst die zentralen Ergebnisse: 
Warum konnte der Platz / konnten die Plätze nicht besetzt werden? 
Im Jahr 2023 konnten 51 Prozent der Unternehmen nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen – vier Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahr. Die Gründe waren sehr verschieden. Eine Auswahl:
  • Es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor (70 Prozent) oder gar keine Bewerbungen (42 Prozent).
  • Der Ausbildungsvertrag wurde durch das Unternehmen nach Beginn der Ausbildung aufgelöst (15 Prozent).
  • Die Ausbildungsverträge wurden von den Auszubildenden nach Beginn der Ausbildung aufgelöst (12 Prozent). 
Welche Kanäle und Aktivitäten nutzen Unternehmen, um auf sich als Ausbildungsbetrieb aufmerksam zu machen? 
  • Die eigene Website/Karriereseite (84 Prozent)
  • Die Werbung durch eigene Mitarbeiter (80 Prozent)
  • Das Angebot von Schüler- und Schnupperpraktika (72 Prozent) 
Wie haben Unternehmen ihre Ausbildung verändert, um als Ausbildungsbetrieb attraktiv für zukünftige Azubis zu sein? 
  • Flache Hierarchien (63 Prozent)
  • Finanzielle/ materielle Anreize (60 Prozent)
  • Ausstattung mit moderner IT-Technik (43 Prozent) 
Wie reagieren Unternehmen auf die mangelnde Ausbildungsreife von Schulabgängern? 
  • Unternehmen gibt auch ohne öffentliche Förderung leistungsschwächeren Jugendlichen eine Chance (38 Prozent).
  • Unternehmen bietet eigene Nachhilfeprogramme an (36 Prozent).
  • Unternehmen nutzt Angebote der Einstiegsqualifizierung (19 Prozent).