Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle – Risiken bremsen Investitionen aus
Halle (Saale), 15. November 2023. Erneut bewegt sich in der regionalen Wirtschaft kaum etwas. Die konjunkturelle Stimmung im IHK-Bezirk Halle-Dessau zeigt sich im Vergleich zum Vorquartal fast unverändert. Allerdings sorgen die unsicheren Aussichten und die vielfältigen Risiken für eine spürbar sinkende Investitionsneigung. Zu dieser Einschätzung kommt der aktuelle Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer
Halle-Dessau (IHK) für das dritte Quartal 2023.
Halle-Dessau (IHK) für das dritte Quartal 2023.
Trotz zahlreicher Belastungen bleibt die Stimmung unter den Unternehmen noch recht stabil – eine Erholung ist jedoch auch nicht in Sicht. „Die Unternehmen sind neben angebotsseitigen Problemen wie Preissteigerungen und Zinsbelastung zunehmend durch Nachfrageprobleme belastet“, erläutert IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel. So vermelden nahezu alle Branchenbereiche sinkende Auftragseingänge und Umsätze. „Das sorgt – zusammen mit weiteren Risiken – für sehr pessimistische Erwartungen und führt dazu, dass nun auch die Pläne für Beschäftigung und Investitionen angepasst werden“, so Bieräugel.
Dies verstärke die vorhandenen strukturellen Probleme in der deutschen Wirtschaft weiter, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier den Befund: „Hohe Energiekosten, Fachkräftemangel, steigende Arbeitskosten, hohe Steuerbelastung sowie ausufernde Bürokratie sind aktuell sehr ungünstige Rahmenbedingungen.“ Wichtig wären hier Reformen für mehr Investitionsanreize. Denn: Angesichts der demografischen Entwicklung im IHK-Bezirk könne das Wachstum von morgen nur über die Investitionen von heute entstehen. Blieben diese aus, habe dies langfristig negative Folgen für den Wohlstand der Region.
Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:
In der Industrie bleibt der Druck hoch. Das Geschäftsklima verändert sich kaum und liegt mit -0,1 Punkten fast auf der Nulllinie. Die Geschäftslage ist zwar weiter recht stabil, wird aber von rückläufigen Auftragseingängen und Umsätzen belastet. Die Umsätze sinken dabei im Inland und im Ausland. Die Geschäftserwartungen zeigen dementsprechend keine Aussichten auf Besserung und sinken zum Vorquartal leicht ab. Darauf reagieren die Unternehmen mit deutlicher Investitionszurückhaltung.
Das Dienstleistungsgewerbe trotzt dem Abwärtstrend aktuell noch. Das Geschäftsklima bleibt mit 15,6 Punkten weiterhin solide. Sowohl Lage als auch Erwartungen sind im Vergleich zum Vorquartal konstant. Erneut ist es eine weitgehend stabile Umsatzentwicklung, die die Geschäftslage stützt. Maßgeblich für die Stabilität der Dienstleister ist die heterogene Struktur: Dienstleistungen wie Beratung oder IT werden auch oder gerade in Abschwungphasen nachgefragt.
Im Handel gibt es derzeit keine Hoffnung auf Besserung. Das Geschäftsklima ist mit -30,4 Punkten so schlecht wie seit 2008 nicht mehr. Insbesondere die konsumnahen Bereiche des Einzel- und Kfz-Handels bewerten die Situation negativ. Die Geschäftslage fällt unter die Nulllinie – steigende Preise lassen sich kaum noch ohne Umsatzrückgänge weiterreichen. Dementsprechend rechnen rund die Hälfte der Händler mit anhaltend rückläufigen Umsätzen.
Im Verkehrsgewerbe ist die Aussicht trübe. Das Geschäftsklima geht im Vergleich zum Vorquartal weiter zurück auf -20,7 Punkte. Die Nachfrageschwäche in wichtigen Kundenbranchen wie der Industrie, dem Baugewerbe und dem Handel belasten die Geschäftslage. Gleichzeitig wird mit weiter steigenden Preisen durch Kraftstoffe und Maut gerechnet. Die Geschäftserwartungen sinken zum Vorquartal entsprechend ab und sind sehr pessimistisch.
Zur Methodik:
Für den Konjunkturbericht befragt die IHK viermal im Jahr eine repräsentative Stichprobe ihrer Mitgliedsunternehmen. Diese geben dabei unter anderem an, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage bewerten und welche Entwicklung sie zukünftig erwarten.
Die Umfragedaten aus den verschiedenen Branchen werden um saisonale Effekte bereinigt, nach Branchen gewichtet und ausgewertet. Indexwerte zeigen jeweils den Saldo zwischen dem Anteil positiver und negativer Einschätzungen.
Lesebeispiel:
Wenn 30 Prozent der befragten Unternehmer die Geschäftslage als schlecht einschätzen, 50 Prozent als neutral und 20 Prozent als gut, dann beträgt der resultierende Wert -10 Punkte. Der Gesamtindex fasst Lagebewertung und Erwartungen zusammen.
Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. Im südlichen Sachsen-Anhalt nehmen regelmäßig etwa 600 Unternehmen an der Befragung teil.