Unternehmen und Azubis finden schwerer zueinander

Halle (Saale), 21. Juli 2022. Kraftakt für konstante Zahlen: Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) hat zum Stichtag 30. Juni 2022 insgesamt 1.656 neu eingetragene Ausbildungsverträge registriert und erreicht damit Vorjahresniveau. Doch die Anstrengungen der Ausbildungsbetriebe, freie Plätze besetzen zu können, werden immer größer. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Aus- und Weiterbildungsumfrage der IHK, an der sich 169 Ausbildungsunternehmen beteiligt haben. So konnten auch im Jahr 2021 fast die Hälfte der Unternehmen nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Bei 53 Prozent der Befragten fehlten geeignete Bewerbungen, jeder dritte Betrieb erhielt sogar nicht eine einzige. Bei einem Viertel der Firmen haben die Jugendlichen kurz vor dem Ausbildungsstart noch einen Rückzieher gemacht.
„Der Wettbewerb um die Nachwuchskräfte beginnt lange vor dem unterschriebenen Ausbildungsvertrag und wird für die Betriebe immer härter“, bewertet Dr. Simone Danek, IHK-Geschäftsführerin für Aus- und Weiterbildung, die Ergebnisse. Der Pandemie-Schock sei inzwischen aber überwunden und die Unternehmen wollen den Schülerinnen und Schülern nun wieder mehr praktische Einblicke bieten. So würden sie sich laut Umfrage etwa verstärkt an Veranstaltungen zur Berufsorientierung beteiligen (56 Prozent), die Anzahl an Praktikumsplätzen erhöhen (54 Prozent) und bewährte digitale Informationsangebote beibehalten (32 Prozent). „Der Wandel beim Kampf um die besten Köpfe zeigt sich aber nicht nur nach außen, sondern spiegelt sich auch intern in Veränderungen bei den Ausbildungsbetrieben wider“, erklärt Danek. So setzt mehr als die Hälfte der Unternehmen auf materielle Anreize. 48 Prozent bieten flache Hierarchien und 45 Prozent eine moderne IT‑Technik. Ein Drittel der Unternehmen setzt auf nachhaltige oder soziale Azubi-Projekte. Andere entwickeln neue Lehr- und Lernkonzepte (23 Prozent).
Für alle Jugendlichen, die aktuell noch einen Ausbildungsplatz suchen, hat die IHK also gute Nachrichten. „Die Aussichten, auch in den kommenden Wochen noch fündig zu werden, sind und bleiben sonnig“, verspricht Danek und rät, bei der Suche in alle Richtungen zu blicken, also auch links und rechts des eigentlichen Wunschberufes.