Mehr regionale Jungunternehmen am Markt erfolgreich

Halle (Saale), 16. September 2022. Sachsen-Anhalts junge Unternehmen sind wirtschaftlich robuster geworden. Das ist ein Ergebnis des 5. Gründerreports der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK), der die Neugründungen der Jahre 2017 bis 2021 beleuchtet. Dabei zeigt sich: Sieben von zehn Unternehmensgründungen im Süden des Landes schaffen es, mindestens fünf Jahre erfolgreich auf dem Markt zu bleiben. Bei der letzten Auswertung vor fünf Jahren lag diese Quote gerade bei 51 Prozent. „Diesen Aufwärtstrend beobachten wir über alle Branchen hinweg“, berichtet Antje Bauer, IHK-Geschäftsführerin für Starthilfe und Unternehmensförderung. Bei den Anbietern persönlicher Dienstleistungen etwa sei die Erfolgsquote nach fünf Jahren von 40 Prozent (2017) auf jetzt 74 Prozent gestiegen. „Junge Firmen hatten und haben es in den aktuellen Krisenjahren bestimmt nicht leicht“, bemerkt Bauer. „Wenn sie sich trotzdem behaupten konnten, spricht das für die unternehmerische Kompetenz!“ Am schwersten sei es laut IHK-Analyse für Betriebe aus dem Gastgewerbe, dort gibt derzeit jeder dritte Neubetrieb schon nach drei Jahren wieder auf. Besonders erfolgreich seien neu gegründete Unternehmen in der Industrie und im Finanzsektor. Jeweils 80 Prozent sind in diesen Branchen auch nach fünf Jahren noch präsent.
„Erfolgreiche Gründungen sind wichtig für die sachsen-anhaltische Wirtschaft“, stellt IHK-Geschäftsführerin Bauer fest. Denn insgesamt ist deren Zahl rückläufig. 2021 wurden exakt 5.515 neue Betriebe bei der IHK registriert, das sind knapp sechs Prozent weniger als 2017. „Im Corona-Jahr 2020 lag dieser Wert sogar unter der 5.000er Marke, nämlich bei 4.925“, sagt Bauer. Weniger Unternehmensgründungen seien vor allem ein Spiegel der demografischen Entwicklung und der aktuellen Arbeitsmarktsituation, erklärt die IHK-Geschäftsführerin. Wenn die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt hoch ist, sinke die Neigung zur beruflichen Selbstständigkeit. „Auch das mag widerstandsfähige Jungunternehmen erklären: Wer trotzdem gründet, will unbedingt selbstständig sein, kennt seine Branche und hat sowohl ein besonderes Angebot definiert als auch die kaufmännischen Hausaufgaben gemacht.“ Bauer weist zudem auf eine besondere aktuelle Entwicklung hin: „Die Corona-Pandemie mit Unsicherheit und Kurzarbeit hat zu einem kräftigen Schub bei den Nebenerwerbsgründungen geführt.“ 42 Prozent aller bei der IHK neu gemeldeten Betriebe führten Personen, die im Hauptberuf einer anderen Tätigkeit nachgehen. Zum Vergleich: 2017 lag dieser Wert noch bei 30 Prozent.
Trotz widerstandsfähiger neuer Unternehmen und dem zweiten Standbein mancher Gründer warnt Bauer vor den aktuellen Risiken. „Wir wissen aus den Gesprächen beispielsweise an unseren ‚Gründerstammtischen‘: Inflation, hohe Energiekosten und fehlende Fachkräfte belasten gerade junge Unternehmen stark. Und oftmals fehlen ihnen die finanziellen Reserven …“ Von daher mache sich die IHK unter anderem dafür stark, dass sie einfacheren Zugang etwa zu Fördermitteln der KfW-Bank bekommen. „Weniger Bürokratie und mehr digitalisierte und vereinfachte Prozesse, ein kürzeres Förderverfahren, ein vereinfachtes Steuersystem und ein besseres Verständnis für Unternehmertum in der Gesellschaft würden ebenfalls helfen, dass sich Gründer stärker auf ihr Geschäft konzentrieren, erfolgreich sein und bleiben können.“
Hintergrund:
Die IHK unterstützt Gründer auf ihrem Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit. Sie vermittelt Erstinformation, führt Gründungsgespräche und gibt individuell Auskunft zu Fördermitteln und Branchenwissen. Der IHK-Gründungsreport gibt einen kompakten Überblick über junge Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts. Grundlage sind die IHK-Geschäfts- und Mitgliederstatistik sowie Daten des Statistischen Landesamtes. Der aktuelle IHK-Gründerreport ist unter www.ihk.de/halle einsehbar.