IHK-Report zu Unternehmensgründungen im Nebenerwerb

Halle (Saale), 24. November 2022. Die Zahl der „Teilzeit-Unternehmerinnen und -Unternehmer“ im Süden Sachsen-Anhalts nimmt zu. Das geht aus einem Bericht der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) über sogenannte Nebenerwerbsgründungen für die Jahre 2017 bis 2021 hervor. Während die Gewerbeanmeldungen im IHK-Bezirk insgesamt rückläufig sind, steigen die Gründungen im Nebenerwerb seit Jahren stetig an. Von 2017 bis 2021 nahm deren Zahl um 29 Prozent auf knapp 1.800 zu. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum ging die Zahl der Gründungen insgesamt um acht Prozent auf knapp 4.200 zurück. Im vergangenen Jahr erfolgte fast jede zweite Neugründung (42 Prozent) in Teilzeit.
„Gerade in Krisenzeiten erwägen immer mehr Menschen, sich ein zweites finanzielles Standbein aufzubauen. Hier ist die selbstständige Tätigkeit im Nebenerwerb eine gute Option“, erklärt Sibylle Lohmann, die das IHK ServiceCenter leitet und junge Unternehmen unter anderem beim „IHK-Gründerstammtisch“ auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet. Wer nebenberuflich selbstständig ist, könne sich bei vertretbarem Risiko unternehmerisch austesten, so die IHK-Expertin. Insbesondere in der Handelsbranche – und hier speziell online – ist die Gründung in Teilzeit verbreitet.
„Nebenerwerbsgründungen sind keine ‚Unternehmen zweiter Klasse‘ und brauchen Unterstützung – trotz der vermeintlichen Absicherung im Hauptberuf“, betont Lohmann. Sie warnt vor aktuellen Risiken: „Inflation, hohe Energiekosten und schwierige Materialbeschaffung belasten gerade junge Unternehmen stark, egal ob im Neben- oder Haupterwerb.“ Von daher setzt sich die IHK unter anderem dafür ein, dass junge Unternehmen einfacheren Zugang etwa zu Fördermitteln der KfW-Bank bekommen. Außerdem fordert sie weniger Bürokratie, so etwa ein einfacheres Förderverfahren auch für Nebenerwerbsgründungen.
Weitere Ergebnisse aus dem IHK-Report:
• Besonders erfreulich aus IHK-Sicht: Sieben von zehn der Nebenerwerbsgründungen im Süden Sachsen-Anhalts schaffen es, mindestens fünf Jahre am Markt zu bestehen. Die Erfolgschancen liegen damit geringfügig höher als bei Selbstständigen im Haupterwerb. Und:
• Auch immer mehr Frauen wagen über diese Gründungsform den Schritt in die Selbstständigkeit. So waren von knapp 1.800 Personen, die im Jahr 2021 im Nebenerwerb gründeten, 36 Prozent weiblich. Im Haupterwerb lag der Anteil 2021 lediglich bei 14 Prozent. Hier spielt besonders der Vereinbarkeitsaspekt von unternehmerischer Selbstständigkeit und Familie eine entscheidende Rolle.
Hintergrund: Der erstmals erschienene IHK-Report zu Nebenerwerbsgründungen gibt einen kompakten Überblick über die spezielle Gründungsgruppe im Süden Sachsen-Anhalts. Grundlage sind die IHK-Geschäfts- und Mitgliederstatistik. Den aktuellen IHK-Report können Sie rechts unter “Weitere Informationen” abrufen.