Wirtschaft stagniert

Die aktuelle wirtschaftliche Lage im IHK-Bezirk ist von einer anhaltenden Stagnation geprägt. Wie schon im Vorquartal ändert sich die konjunkturelle Stimmung im IHK-Bezirk Halle-Dessau aktuell kaum. Noch immer ist keine Belebung zu sehen, weder bei der Stimmung in der regionalen Wirtschaft noch beim gesamtwirtschaftlichen Wachstum. Der Geschäftsklimaindex der Gesamtwirtschaft liegt leicht unter der Null-Linie und in etwa auf dem Niveau des Vor- und auch des Vorjahresquartals.
Dabei sind die Probleme vielfältig: Die Inflation treibt trotz Rückgang die Kosten weiter an und belastet die Gewinne. Insbesondere das anhaltend hohe Niveau der Energiepreise und die steigenden Arbeitskosten sorgen für Druck. Die preissensible Nachfrage reagiert zunehmend stärker darauf, viele Aufträge werden nicht erteilt, der Umsatz sinkt in der Breite der Wirtschaft. Zusätzlich sorgen höhere Zinsen für Belastung bei der Finanzierung z.B. von Investitionen.
Diese Probleme treffen auf eine ohnehin wenig dynamische Wirtschaftsentwicklung, die gekennzeichnet ist von externen Krisen und allerlei staatlichen Eingriffen. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden aktuell von 65 Prozent der Unternehmen als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens genannt – fast die Hälfte nennt hier explizit die Bürokratiebelastung als Ursache.
Aufgrund der anhaltend pessimistischen Aussichten findet die zu Jahresbeginn noch erhoffte Erholung weiterhin nicht statt. Vielmehr sorgt die aktuelle Stagnation für eine zunehmende Anpassung der langfristigen Erwartungen und Planungen. Ausdruck dessen ist die erneut verschlechterte Investitionsneigung – so melden inzwischen alle Branchengruppen per Saldo sinkende Investitionsabsichten.
Damit verfestigt sich die konjunkturelle Stagnation zur anhaltenden strukturellen Wachstumsschwäche. Das Bruttoinlands-produkt für Deutschland entwickelte sich preisbereinigt in den vergangenen drei Quartalen negativ, für das Gesamtjahr ist ein Minus von 0,3 Prozent zu konstatieren.
Aus akuten krisenbedingten Einbrüchen wird somit zunehmend eine chronische Dauerkrise, die vor allem durch mangelndes Vertrauen in die Rahmenbedingungen des Standortes genährt wird. Dieser kann nur durch entsprechende angebotsseitige Reformen begegnet werden. Neben verbesserten Investitionsbedingungen wäre insbesondere der Bürokratieabbau dringend geboten.
IHK-Geschäftsklimaindikator_2023_Q4

Industrie: vor allem Inlandsaufträge fallen aus
Der Geschäftsklimaindikator in der Industrie liegt – wie für die Gesamtwirtschaft – aktuell nahe der Nulllinie. Mit -3,2 Punkten zeigt er sich im Vergleich zum Vorquartal kaum verändert, aber merklich schlechter als im Vorjahresquartal. Die Geschäftslage trübt dabei auf 14,9 Prozentpunkte ein. Damit liegt sie auf einem deutlich schlechteren Niveau als im Vorjahr. Die saisonal übliche Lageaufhellung zum Jahresende fällt dieses Mal aus. Die Geschäftserwartungen entfernen sich nicht von ihrem pessimistischen Niveau, mit -21,3 Prozentpunkten bleiben die Aussichten schlecht.
Industrie_2023_Q4

Baugewerbe: Ausblick schwach
Im Baugewerbe sorgt die Nachfrageschwäche weiterhin für eine getrübte Stimmung. Das Geschäftsklima hat sich im Vergleich zum Vorquartal mit -5,8 Punkten kaum verändert und liegt unter dem Wert des Vorjahresquartals. Noch immer gibt es eine starke Spreizung zwischen Lage und Erwartungen. Die unsicheren Aussichten sorgen für das insgesamt negative Klima. Weiterhin belasten die gestiegenen Kreditzinsen und die allgemeine Investitionsschwäche.
Baugewerbe_2023_Q4

Dienstleistungsgewerbe: weiter robust
Im Dienstleistungsgewerbe verändert sich die konjunkturelle Stimmung aktuell kaum. Das Geschäftsklima bleibt mit 11,4 Punkten auf solidem Niveau. Damit ist das Dienstleistungsgewerbe weiterhin die einzige Branchengruppe, die sich der anhaltenden Abwärtsbewegung noch entziehen kann. Die Geschäftslage erreicht beachtliche 49,3 Prozentpunkte und bleibt damit auf dem guten Vorquartalsniveau. Gegenüber dem Vorjahr zeigt sich die Lage damit erneut deutlich verbessert. Dahinter steht vor allem eine noch weitgehend stabile Umsatzentwicklung.
Dienstleistungsgewerbe_2023_Q4

Handel: Jahresendgeschäft enttäuscht
Im Handel steigt die Stimmung – ausgehend von einem sehr schlechten Niveau – aktuell etwas an. Der Geschäftsklimaindex ist mit ‑22,8 Punkten etwas besser als im Vorquartal, was aber in erster Linie auf den saisonalen Effekt des üblicherweise starken vierten Quartals im Handel zurückzuführen ist. Bedenklich – und für die aktuelle Situation des Handels bezeichnend – ist jedoch das nur geringe Ausmaß der diesjährigen saisonalen Erholung. So zeigt sich das Geschäftsklima denn auch gegenüber dem Wert des Vorjahresquartal deutlich verschlechtert.
Handel_2023_Q4

Verkehrsgewerbe: steht im Stau
Das Geschäftsklima im Verkehrsgewerbe bleibt stabil auf dem schlechten Niveau der letzten Quartale. Mit -17,9 Punkten ist die Stimmung insgesamt sehr getrübt – eine Erholung ist nicht in Sicht. Die Geschäftslage ist mit 1,8 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorquartal zwar leicht aufgehellt, die Entwicklung der Umsätze, Gewinne und Auftragseingänge zeigt aber keine substanziellen Verbesserungen. Über ein Drittel der Verkehrsunternehmen schätzt ihren Auftragsbestand als zu klein ein. Die Geschäftserwartungen bleiben weitgehend konstant im Vergleich zum Vorquartal. Mit ‑37,5 Prozentpunkten bleibt der Ausblick weiter sehr pessimistisch. Rund ein Drittel der Verkehrsunternehmen geht zudem von weiteren Umsatzrückgängen aus.
Verkehrsgewerbe_2023_Q4