Konjunkturbericht 4. Quartal 2018
Nachdem die Konjunkturentwicklung seit Jahresbeginn 2018 eher rückläufig war, entwickelt sich der Geschäftsklimaindikator aktuell seitwärts. Die Abkühlung setzt sich somit zwar nicht weiter fort, eine Umkehr der grundsätzlichen Abwärtsbewegung ist aber auch nicht festzustellen. Das Geschäftsklima im südlichen Sachsen-Anhalt ist mit aktuell 25,1 Punkten gegenüber dem Vorquartal unverändert, liegt aber unter dem Wert von vor einem Jahr. Rückblickend befand sich der aktuelle Konjunkturzyklus damals auf seinem Höhepunkt.
Insgesamt spricht das konjunkturelle Bild in der Region Halle-Dessau für den Beginn eines normalen zyklischen Konjunkturabschwunges, nachdem der Höhepunkt zur Jahreswende 2017/2018 erreicht wurde. Dabei befindet sich - wie in einem Abschwung üblich - die Zufriedenheit der Unternehmen mit ihrer aktuellen Lage noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Weitere Steigerungen werden aber nicht erwartet und die Unternehmen richten auch ihre Planungen darauf aus.
Die Gründe für diese Erwartungen sind - für Nichtfachleute paradox anmutend - zunächst in jenen Kräften zu sehen, die in den vergangenen Jahren den Aufschwung selbst vorangetrieben haben: Die hohe Auslastung der Kapazitäten hat neben steigenden Preisen für Produktionsfaktoren (wie z.B. Löhne und Grundstückspreise) auch für substanziellen Mangel gesorgt, der ganz real begrenzt. Der Mangel an Fachkräften bildet hier den größten Engpass. Das ist insofern für deutsche Konjunkturzyklen ein eher ungewöhnlicher Verlauf, als in unserer kapitalintensiven Wirtschaft sonst eher der Produktionsfaktor Kapital in Form von Krediten knapp und damit teuer wird. Die historisch besondere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank mit einer außergewöhnlichen Geldmengenausweitung hat diese Beschränkung nahezu aufgehoben. Zu vermuten ist daher, dass der Konjunkturzyklus länger und stärker war, als er es ansonsten (gewesen) wäre.
Industrie: Weiterhin stabil
Das Geschäftsklima in der Industrie ist mit 26,7 Punkten gegenüber Vor- und Vorjahresquartal etwas verschlechtert. Die aktuelle Entwicklung mit steigender Lage und sinkenden Erwartungen ist aber saisonal üblich. Saisonbereinigt ergibt sich damit eine Seitwärtsbewegung und weitgehende Stabilität zum Vorquartal.
Die Geschäftslage (58,0 Prozentpunkte) ist weiterhin auf einem sehr hohen Niveau und gegenüber dem Spitzenwert des Vorjahresquartals nur leicht verschlechtert. Dahinter stehen noch immer solide steigende Umsätze und eine sehr hohe Auslastung von durchschnittlich 93,2 Prozent. Die Gewinnlage dagegen trübt aktuell etwas ein und ist nur noch knapp positiv. Weiterhin sorgen steigende Energie- und Rohstoffpreise für Belastungen - für 52 Prozent der Industrieunternehmen stellt dies ein großes Risiko dar. Die Geschäftserwartungen gehen in saisonüblichem Umfang zurück. Sie liegen mit -4,6 Prozentpunkten allerdings auch unter dem Vorjahresquartal. Dabei sind die Absatzerwartungen aktuell deutlich pessimistischer als vor einem Jahr - in der Region wird sogar mit einem per Saldo rückläufigem Absatz gerechnet.
In der Industrie gibt es einige Unterschiede: Bei den Vorleistungsgüterproduzenten, die den größten Anteil der regionalen Industrie ausmachen, verschlechtert sich das Geschäftsklima gegenüber dem Vor- und Vorjahresquartal leicht. Ebenso bei den Produzenten von Ver- und Gebrauchsgütern, bei denen sich das Geschäftsklima nur in saisonal üblichem Umfang verschlechtert. Bei den Investitionsgüterproduzenten dagegen trübt das Klima aktuell spürbar ein. Dahinter stehen eine weniger euphorische Lagebewertung und signifikant negative Erwartungen, die hier sogar auf die Planungen für Beschäftigung und Investitionen durchschlagen.
Baugewerbe: Euphorie lässt spürbar nach
Das Geschäftsklima im Baugewerbe fällt aktuell deutlich zurück. Mit 27,0 Punkten wird der niedrigste Wert seit zwei Jahren markiert. Die Geschäftslage sinkt dabei leicht, was angesichts des noch immer hohen Niveaus kein Grund zur Sorge ist. Die Umsatz- und Gewinnlage sind unverändert gut. Bei den Geschäftserwartungen indes setzt sich der Abwärtstrend aus dem Vorquartal fort und verstärkt sich sogar: Es wird ein mehrheitlich negativer Ausblick gegeben. Nicht zuletzt sind es die zunehmend erkennbaren Grenzen des Wachstums in den Bauunternehmen, die trotz vieler Aufträge eine weitere Expansion verhindern. Am stärksten zeigt sich dies bei der Suche nach Arbeitskräften - 72 Prozent der Unternehmen nennen den Fachkräftemangel als Risiko für ihre Entwicklung.
Dienstleistungen: Atempause
Der Geschäftsklimaindex im Dienstleistungsgewerbe erholt sich nach der deutlichen Eintrübung im Vorquartal aktuell wieder. Das Klima steigt auf 34,1 Punkte an und erreicht damit wieder das Niveau des Vorjahresquartals. Die Geschäftslage steigt dabei wieder an. Die Rückgänge bei Umsatz und Gewinnen im Vorquartal haben sich nicht weiter fortgesetzt. Die Geschäftserwartungen sind ebenfalls verbessert und liegen wieder solide im positiven Bereich. Es werden leichte Umsatzzuwächse für das kommende Quartal erwartet. Ein Drittel der Unternehmen rechnet aber auch mit steigenden Preisen vor allem aufgrund steigender Arbeitskosten. Dementsprechend stellen die hohen Arbeitskosten denn auch das nach dem Fachkräftemangel am häufigsten genannte Risiko der Dienstleister für die weitere Entwicklung dar.
Handel: Weiter abwärts
Das Geschäftsklima im Handel geht im aktuellen Quartal weiter zurück. Mit -3,4 Punkten wird es aktuell sogar negativ. Gegenüber der Situation vor einem Jahr stellt dies eine deutliche Eintrübung dar. Die Geschäftslage sinkt dabei erneut ab und landet deutlich unter dem Spitzenwert vor Jahresfrist. Insbesondere die Gewinnlage ist per Saldo anhaltend negativ. Offensichtlich gibt es hier einen anhaltenden Druck auf die Margen. Dementsprechend steigt die Zahl der Händler, die mit steigenden Preisen in den nächsten Monaten planen - über 45 Prozent geben dies an. Als Gründe dafür werden von fast 70 Prozent steigende Materialkosten (Einkaufspreise) und von über der Hälfte steigende Arbeitskosten genannt. Die Geschäftserwartungen gehen ebenfalls zurück und sind pessimistisch.
Verkehrsgewerbe: Verliert weiter an Fahrt
Das Geschäftsklima im Verkehrsgewerbe ist mit 18,8 Punkten gegenüber dem Vorquartal zwar fast unverändert. Damit bleibt es allerdings erneut deutlich hinter dem Vorjahreswert zurück. Zur Jahresmitte hatte sich die bis dahin außerordentlich gute Stimmung in der Branche deutlich eingetrübt. Der Saldo der Geschäftslage indes kann weiterhin das sehr gute Niveau halten. Allerdings melden die Unternehmen eine verschlechterte Gewinnlage und sinkende Auftragseingänge. Folgerichtig fallen die Geschäftserwartungen skeptischer aus - hier setzt sich der Abwärtstrend aus dem Vorquartal fort. Dabei rechnen über 60 Prozent der Unternehmen mit steigenden Preisen, vor allem durch steigende Arbeitskosten. Aber auch die gestiegenen Mautkosten setzen die Margen unter Druck.