Lage weiter grundsolide, Risiken bestehen fort

Nachdem sich die Stimmung in der regionalen Wirtschaft im Herbst deutlich eingetrübt hatte, konnte sich das Konjunkturklima im vierten Quartal 2011 wieder stabilisieren. Der Konjunkturklimaindex, in den die Einschätzungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Lage und zu ihren Geschäftserwartungen eingehen, liegt mit 11,8 Punkten nahezu unverändert weiter deutlich im positiven Bereich. Damit zeigt sich die Wirtschaft im Süden Sachsen-Anhalts in robuster Verfassung.
Allerdings klaffen Lage und Erwartungen immer weiter auseinander. Dies kann als Indiz für erhebliche konjunkturelle Risiken gesehen werden. Hier spielt sicher auch die ungelöste Staatsschuldenkrise im Euroraum eine Rolle. Der Saldo aus positiven und negativen Lagebewertungen steigt gegenüber dem Vorquartal um gut zwei Prozentpunkte auf beachtliche 41,6 Punkte. Zugleich trüben sich die Geschäftserwartungen zum dritten Mal in Folge ein: Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Erwartungen fällt auf aktuell -18,0 Punkte. Hier kommt eine wachsende Verunsicherung zum Ausdruck.
Anders als die rückläufigen Geschäftserwartungen liegen die Beschäftigungspläne der Unternehmen recht stabil auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau, was auf eine weiterhin günstige Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes mit positiven Folgen für das Konsumklima hoffen lässt. Die Investitionspläne der Unternehmen ziehen saisonunüblich sogar an.
Im Branchenvergleich verbessert sich die Stimmung besonders in der Industrie und im Baugewerbe, das stark vom milden Winter profitiert. Zugleich ist die milde Witterung für ein schlechtes Wintergeschäft im Einzelhandel verantwortlich. Das gute Konsumklima macht sich vor allem im Großhandel und bei den personenbezogenen Dienstleistern positiv bemerkbar. Das Verkehrsgewerbe ist die einzige Branche, in der sich die Stimmung gegen den Trend deutlich verschlechtert.

Industrie: Pessimismus geht zurück, Unternehmen investieren weiter

Das Geschäftsklima in der Industrie, das sich noch im dritten Quartal spürbar eingetrübt hat, hellt sich wieder auf. Der Geschäftsklimaindex für die Branche steigt von 15,5 auf 22,7 Punkte und erreicht ein deutlich überdurchschnittliches Niveau. Zudem wollen die Industriebetriebe wieder mehr investieren. Die verbesserte Stimmung geht einher mit wieder anziehenden Auftragseingängen aus dem Ausland und entsprechend verbesserten Exporterwartungen.
Die Geschäftslage bewegt sich stabil auf sehr hohem Niveau – der Saldo liegt bei 46,3 Punkten. Dies entspricht einem minimalen Rückgang zum Vorquartal. Der Spitzenwert aus dem Vorjahr (55,1 Punkte) wird hingegen verfehlt.
Die Geschäftserwartungen verbessern sich deutlich. Der Saldo ist mit -1,0 Punkten aktuell nahezu wieder ausgeglichen, nachdem er im Vorquartal mit -16,5 Prozentpunkten noch weit im negativen Bereich gelegen hat. Anders als in anderen Branchen ist die verbesserte Stimmung in der Industrie also nicht auf verbesserte Lageeinschätzungen, sondern ausschließlich auf weniger pessimistische Erwartungen zurückzuführen.
Zwischen den Industriegruppen gibt es einige Unterschiede. Bei den für den IHK-Bezirk Halle-Dessau besonders wichtigen Vorleistungsgüterproduzenten liegt der Geschäftsklimaindex bei 17,5 Punkten. Dabei gehen die Lageeinschätzungen leicht zurück, die Erwartungen verbessern sich hingegen deutlich. Der Geschäftsklimaindikator für die Investitionsgüterproduzenten steigt auf 31,4 Punkte deutlich an und liegt damit sogar über dem sehr guten Wert des Vorjahresquartals. Die Dynamik in der Industrie geht wesentlich von dieser Untergruppe aus. Die Produzenten von Ver- und Gebrauchsgütern profitieren vom guten Konsumklima. Das Branchenklima erreicht mit 23,4 Punkten einen leicht überdurchschnittlichen Wert.

Baugewerbe: Höhenflug durch Sondereffekte

Das Baugewerbe profitiert vom milden Winter. Das Geschäftsklima steigt auf 9,4 Punkte. Die Geschäftslage steigt von 36,9 Punkten im Vorquartal auf für ein viertes Quartal bemerkenswert hohe 50,7 Punkte. Zugleich trüben sich die Geschäftserwartungen stark ein, da viele Arbeiten lediglich vorgezogen wurden und die Auftragseingänge besonders aus dem öffentlichen Bereich stark rückläufig sind. So sind auch die Beschäftigungs- und Investitionspläne – trotz der bemerkenswert guten Lage – gegenüber dem Vorquartal und gegenüber dem vierten Quartal 2010 nur unwesentlich besser und per Saldo weiterhin deutlich negativ.

Dienstleistungsgewerbe: Konsumklima stützt persönliche Dienstleister

Das Geschäftsklima im Dienstleistungsgewerbe geht in einem saisonüblichen Umfang leicht auf 8,9 Punkte zurück. Der Rückgang geht sowohl von der Geschäftslage als auch von den Geschäftserwartungen aus. Im Vergleich zum vierten Quartal 2010 sind die Lagebeurteilungen im vierten Quartal 2011 etwas besser, die Erwartungen hingegen pessimistischer. Die Beschäftigungspläne entwickeln sich schwächer, das Investitionsklima bleibt überdurchschnittlich. Die personenbezogenen Dienstleister können vom guten Konsumklima profitieren. Auf höherem Niveau etwas ungünstiger entwickelt sich die Stimmung bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern.

Handel: Großhandel sorgt für gute Stimmung

Die Stimmung im Handel ist uneinheitlich. Das Geschäftsklima steigt leicht auf 8,2 Punkte an. Die Geschäftslage verbessert sich im Vergleich zum Vorquartal, während die Erwartungen pessimistischer werden. Insgesamt nützt der Branche das gute Konsumklima. Die Stimmung hellt sich auf. Die Verbesserung des Geschäftsklimas drückt sich im Wesentlichen in einer deutlich verbesserten Lage im Großhandel aus, der auch mit steigenden Verkaufspreisen rechnet. Der Einzelhandel hat hingegen unter einem schlechten Geschäft mit Winterartikeln zu leiden.

Verkehr: Kostendruck und Verunsicherung nehmen zu

Das Verkehrsgewerbe ist die einzige Branche, in der sich die Stimmung gegen den Trend in der Gesamtwirtschaft deutlich verschlechtert. Der Geschäftsklimaindex für die Branche fällt auf -4,6 Punkte. Dabei geht der Saldo aus positiven und negativen Lagebeurteilungen nur moderat auf 28,2 Prozentpunkte zurück. Der Stimmungseinbruch ist folglich in erster Linie auf ungünstigere Geschäftserwartungen für die kommenden Monate zurückzuführen. Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Erwartungen fällt auf -37,4 Prozentpunkte und liegt damit weit im Minus. Besonders ungünstig ist die Stimmung im Güterverkehr. Hier machen sich hohe Dieselpreise, Verzögerungen beim Ausbau wichtiger Land- und Wasserwege und ein allgemein steigender Kostendruck bemerkbar.