Leise Hoffnung auf Ende der Flaute
Nach einer langen Seitwärtsbewegung bei der konjunkturellen Stimmung im IHK-Bezirk Halle-Dessau zeigt sich im dritten Quartal 2024 nun etwas Bewegung. Der Geschäftsklimaindex der Gesamtwirtschaft verbessert sich geringfügig, bleibt aber noch nahe der Nulllinie. Dies nährt zumindest die Hoffnung auf ein Ende der Stagnation.
In allen Branchenbereichen sehen wir saisonbereinigt eine Art „Stabilisierung“ – wenn auch meist auf niedrigem Niveau. Bei den Dienstleistungen und im Handel hellt die Stimmung etwas stärker auf – damit setzt sich dort die Entwicklung aus dem Vorquartal fort. In den produzierenden Bereichen Industrie und Baugewerbe gehen die Bewertungen immerhin nicht weiter zurück und das Geschäftsklima stabilisiert sich. Ob dies bereits eine Trendumkehr bei der Abwärtsbewegung bedeutet, lässt sich indes noch nicht abschätzen. Insbesondere die Industrie als klassischer Konjunkturmotor war in den vergangenen Quartalen gleichsam „das Sorgenkind“ der Region. Der Abwärtstrend dort ist schon länger nicht mehr nur konjunkturell, sondern auch zunehmend strukturell bedingt, da die überregionale Wettbewerbsfähigkeit sinkt. Das Schlagwort „Deindustrialisierung“ macht die Runde. Diese hat in unserer Region bereits mit der Energiepreiskrise im Herbst 2022 begonnen, als die stark steigenden Importpreise und die Lasten der deutschen Energiewende zusammenfielen und viele der ansässigen energieintensiven Produzenten von Vorleistungsgütern wie z. B. Chemische Industrie oder Metallindustrie schlicht überforderten. Die aktuell akute Krise der Produzenten von Investitionsgütern wie z. B. der Automobilindustrie und des Maschinenbaus zeigt das Ausmaß der Schwächung. Das Herz der deutschen Wirtschaft schlägt nun einmal bei den Herstellern und Produzenten von Gütern, die im internationalen Wettbewerb stehen. Große Teile der übrigen Wirtschaft sind davon abhängig. Solange die Probleme hier nicht gelöst sind, werden die so dringend benötigte Erholung und damit wirtschaftliches Wachstum ausbleiben. Auch die aktuelle Aufhellung des Geschäftsklimas ist eher von einem nachlassenden Pessimismus geprägt als von echter Zuversicht oder spürbarer Lageverbesserung. Die Salden der Geschäftserwartungen liegen weiterhin in allen Branchenbereichen unterhalb der Nulllinie. Diese Skepsis zeigt sich auch in den Planungen: Die Beschäftigungserwartungen sind rückläufig und die Investitionspläne weiterhin sehr vorsichtig.“
Industrie: Lage bleibt schwierig
In der Industrie weist der Geschäftsklimaindikator mit -5,7 Punkten einen leicht negativen Wert auf, zeigt sich aber kaum verändert gegenüber dem Vorquartal. Die Geschäftslage liegt mit 10,2 Prozentpunkten auf dem Niveau des Vorquartals und unter dem des Vorjahresquartals. Auch wenn die jeweiligen Veränderungen nur gering sind, sinkt der Indikator seit nunmehr sechs Quartalen – der leichte Abwärtstrend bei der Lage bleibt bestehen. Noch immer sind Auftragssorgen für die verhaltene Lage der Industrie verantwortlich. Die Auftragseingänge sind unvermindert rückläufig. Auch aus dem Ausland kommt noch keine Belebung. Der Auslastungsgrad liegt aktuell bei 74,7 Prozent. Gleichzeitig bleibt der Kostendruck hoch, die Gewinnlage ist per Saldo negativ und rund ein Viertel der Unternehmen plant Preiserhöhungen. Die Entwicklung der Investitionsabsichten ist ein deutlicher Beleg für die starke Verunsicherung der Industrie. Deren Saldo fiel wieder unter die Nulllinie.
Baugewerbe: stabil, aber ohne Impulse
Im Baugewerbe bleibt das Geschäftsklima im aktuellen Quartal konstant. Der Index liegt mit 1,8 Punkten auf dem Wert des Vorquartals und über dem Vorjahr. Die Geschäftslage geht im Vergleich zum Vorquartal leicht zurück. Mit 34,5 Prozentpunkten ist sie aber weiter gut. Die Bauunternehmen melden aktuell eine leichte Entspannung bei den Umsätzen und Auftragseingängen – insbesondere beim Wirtschaftsbau. Nur noch 15,2 Prozent der Befragten empfindet ihren Auftragsbestand als zu klein – zuvor war der Anteil doppelt so groß. Die Gewinnlage hingegen trübt sich aktuell wieder ein – die Kostensituation bleibt angespannt. Für rund 43 Prozent der Unternehmen sind die aktuellen Preise nach eigenen Angaben nicht kostendeckend. Die Bewertung der Geschäftserwartungen ist mit -30,9 Prozentpunkten fast unverändert im Vergleich zum Vorquartal und besser als im Vorjahresquartal.
Dienstleistungsgewerbe: Stimmung verbessert sich weiter
Nachdem das Dienstleistungsgewerbe im Vorquartal zu seiner Rolle als stabilisierend positive Komponente im Konjunkturgeschehen der Region zurückgefunden hat, hellt sich die Stimmung hier weiter auf. Trotz der spürbaren Kostensteigerungen halten sich die dämpfenden Auswirkungen auf das Geschäft in Grenzen. Insbesondere die personenbezogenen Dienstleistungen zeigen sich davon unbeeindruckt. Das Geschäftsklima verbessert sich im aktuellen Quartal leicht auf 18,4 Punkte und liegt damit wieder auf dem Wert des Vorjahresquartals. Die Geschäftslage ist dabei mit 44,9 Prozentpunkten auf einem unverändert guten Niveau. Der Gesamtumsatz stieg im abgelaufenen Quartal erneut an und es wird auch weiter mit steigenden Umsätzen gerechnet. Fast die Hälfte der Dienstleister plant dabei auch mit steigenden Preisen. Die Beschäftigungsabsichten sinken aktuell jedoch ab.
Handel: deutliche Aufhellung
Der Handel kämpft sich seit einigen Quartalen aus den im letzten Jahr noch sehr schlechten Stimmungswerten. Bereits in den vergangenen beiden Quartalen gab es Hoffnung auf eine Trendwende. Diese positive Entwicklung setzt sich aktuell fort. Der Geschäftsklimaindex steigt im Vergleich zum Vorquartal auf -5,7 Punkte und liegt damit deutlich über dem Wert des Vorjahresquartals. Die Geschäftslage hat sich mit 16,8 Prozentpunkten ebenfalls verbessert. Nach wie vor berichten Unternehmen von Umsatzrückgängen, wenn auch seltener. Die Geschäftserwartungen sind gegenüber dem Vorquartal und dem Vorjahresquartal weniger pessimistisch.
Verkehrsgewerbe: Gewöhnung an schlechte Lage
Im Verkehrsgewerbe sinkt das Geschäftsklima leicht auf ‑6,2 Punkte ab, was unter Berücksichtigung der saisonalen Muster eine leichte Aufhellung darstellt. Außerdem liegt der Index noch deutlich über dem Wert des Vorjahresquartals. Angesichts der Tiefe der vorherigen Abwärtsbewegung bleibt die Stimmung aber dennoch verhalten. Die Geschäftslage ist mit 3,6 Prozentpunkten zwar besser als im Vorjahresquartal. Die Salden der Auftragseingänge und des Gesamtumsatzes sinken im Vergleich zum Vorquartal jedoch ab und fallen wieder unter die Nulllinie. Die Gewinnlage bleibt weiter angespannt und die Verkehrsunternehmen planen dementsprechend häufiger mit Preissteigerungen – insbesondere die Entwicklung der Arbeitskosten ist ein häufig genanntes Risiko.