Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle - Risiken bremsen Investitionen aus
Wie schon im Vorquartal ändert sich die konjunkturelle Stimmung im IHK-Bezirk Halle-Dessau aktuell kaum. Der Geschäftsklimaindex der Gesamtwirtschaft liegt erneut nahe der Null-Linie. Das bedeutet: Die regionale Wirtschaft tritt weiterhin auf der Stelle. Positiv zu werten ist, dass angesichts der weiterhin bestehenden ökonomischen Herausforderungen und der geopolitischen Konflikte immerhin keine weitere Abschwungbewegung der regionalen Wirtschaft zu verzeichnen ist. Vom Tiefpunkt der Energiepreiskrise vor genau einem Jahr ist die Stimmung jedenfalls ein gutes Stück entfernt. So weit, so gut, könnte man meinen.
Eine nachhaltige Erholung oder gar Zeichen eines Aufschwungs sind allerdings nicht auszumachen. Viele Probleme haben sich verfestigt und werden mittelfristig bestehen bleiben. Insofern haben wir es mit strukturellen Schwierigkeiten zu tun. Zusätzlich droht die Gefahr eines konjunkturellen Abschwungs, wenn sich die Erwartungen nicht wieder aufhellen. Die Unternehmenslage wird nach wie vor durch eine Vielzahl von angebotsseitigen Herausforderungen beeinträchtigt. Dazu gehören hohe Energiekosten, steigende Arbeitskosten und erhebliche Zinsbelastungen. Darüber hinaus verschärft die anhaltende Inflation die Abschwächung der heimischen Nachfrage und auch die Auftragslage im internationalen Geschäft zeigt einen rückläufigen Trend.
In diesem negativen Umfeld sorgt die ohnehin hohe Bürokratie- und Abgabenlast für weitere negative Impulse. Dementsprechend fällt auch die aktuelle Risikobewertung aus: Neben Absatzrückgängen sind es vor allem die Kostenrisiken, die die wirtschaftliche Aktivität der Unternehmen stärker beeinträchtigen. Die Belastungen sind vielfach nicht mehr nur kurzfristig-konjunkturell, sondern die Unternehmen revidieren auch ihre mittel- bis langfristigen Planungen. Somit wirken sie bereits auf die strukturelle Entwicklung der Unternehmen. Sichtbar ist dies z.B. an einem kontinuierlichen Rückgang der Investitionsneigung. Wichtig wäre hier die schon lange geforderte Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes durch bessere Rahmen- und Investitionsbedingungen. Die neue „Industriestrategie“ des Bundeswirtschaftsministeriums indes lässt leider nicht auf Besserung hoffen.
Industrie: Druck bleibt hoch
Das Geschäftsklima verändert sich kaum und liegt mit -0,1 Punkten fast auf der Nulllinie. Die Geschäftslage ist zwar weiter recht stabil, wird aber von rückläufigen Auftragseingängen und Umsätzen belastet. Die Umsätze sinken dabei im Inland und im Ausland. Die Geschäftserwartungen zeigen dementsprechend keine Aussichten auf Besserung und sinken zum Vorquartal leicht ab. Darauf reagieren die Unternehmen mit deutlicher Investitionszurückhaltung.
Baugewerbe: Aussichten weiter schlecht
Das Geschäftsklima fällt im Vergleich zum Vorquartal auf -6,5 Punkte ab. Die Bauunternehmen berichten von einer weiterhin schlechten Gewinnlage und sinkenden Umsätzen. Vor allem die Auftragsentwicklung aus dem Wohnungsbau bleibt schwach. Angesichts sinkender Baugenehmigungen und den vergleichsweise hohen Kreditzinsen ist eine Trendwende vorerst auch nicht in Sicht.
Dienstleistungsgewerbe: Trotzt noch dem Abwärtstrend
Das Geschäftsklima bleibt mit 15,6 Punkten weiterhin solide. Sowohl Lage als auch Erwartungen sind im Vergleich zum Vorquartal konstant. Erneut ist es eine weitgehend stabile Umsatzentwicklung, die die Geschäftslage stützt. Maßgeblich für die Stabilität der Dienstleister ist die heterogene Struktur: Dienstleistungen wie Beratung oder IT werden auch oder gerade in Abschwungphasen nachgefragt.
Handel: derzeit keine Hoffnung auf Besserung
Das Geschäftsklima ist mit -30,4 Punkten so schlecht wie seit 2008 nicht mehr. Insbesondere die konsumnahen Bereiche des Einzel- und Kfz-Handels bewerten die Situation negativ. Die Geschäftslage fällt unter die Nulllinie – steigende Preise lassen sich kaum noch ohne Umsatzrückgänge weiterreichen. Dementsprechend rechnen rund die Hälfte der Händler mit anhaltend rückläufigen Umsätzen.
Verkehrsgewerbe: Aussicht trübe
Im Verkehrsgewerbe ist die Aussicht trübe. Das Geschäftsklima geht im Vergleich zum Vorquartal weiter zurück auf -20,7 Punkte. Die Nachfrageschwäche in wichtigen Kundenbranchen wie der Industrie, dem Baugewerbe und dem Handel belasten die Geschäftslage. Gleichzeitig wird mit weiter steigenden Preisen durch Kraftstoffe und Maut gerechnet. Die Geschäftserwartungen sinken zum Vorquartal entsprechend ab und sind sehr pessimistisch.