Gute Konjunktur erhält leichten Dämpfer

Die Stimmung in der Wirtschaft im südlichen Sachsen-Anhalt hat sich auf relativ hohem Niveau leicht eingetrübt. Die weiterhin gute Konjunktur erhält somit einen leichten Dämpfer.
Der Geschäftsklimaindex der IHK Halle-Dessau fällt auf 16,7 Punkte im dritten Quartal 2015 und liegt damit in etwa auf dem Niveau des gleichen Vorjahresquartals. Dennoch ist der Rückgang nicht allein durch saisonale Einflüsse bedingt, sondern es verbleibt auch nach Bereinigung um Saisoneinflüsse ein leichter Dämpfer.
Dabei schwächen sich beide Komponenten des Geschäftsklimas leicht ab. Verantwortlich für diese Entwicklung sind Rückgänge in zwei Branchen, die im Vorquartal besonders stark zugelegt hatten: der Bau und der Dienstleistungsbereich. Aus der Industrie kommen weiterhin keine Impulse – weder positive noch negative – während der Handel vom sehr guten Konsumklima profitiert und das Verkehrsgewerbe nach turbulenten, teils schwierigen Quartalen nun in ruhigeres Fahrwasser gelangt.
Der Saldo aus positiven und negativen Lageeinschätzungen fällt auf 38,5 Prozentpunkte. Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Erwartungen fällt ebenfalls leicht von 2,0 Punkten im Vorquartal auf aktuell -5,0 Prozentpunkte. Damit sind die Pessimisten gegenüber den Optimisten erstmals in diesem Jahr wieder leicht in der Überzahl.
Die Beschäftigungspläne liegen mit einem Saldo aus zu- und abnehmenden Plänen von -6,2 Prozentpunkten ebenfalls im negativen Bereich. Mehr Unternehmen wollen also ihre Beschäftigtenzahl verringern als erhöhen. Anders als die Beschäftigungspläne ziehen die Investitionspläne der Unternehmen weiter deutlich an: Der Saldo aus zu- und abnehmenden Investitionsabsichten steigt für die Gesamtwirtschaft von 15,9 auf 21,2 Prozentpunkte. Dies ist der höchste Wert seit Anfang der 1990er Jahre.

Industrie: insgesamt stabil

Das Geschäftsklima in der Industrie ist mit 18,1 Punkten im Vergleich zum Vorquartal nahezu unverändert und liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Damit ist die Stimmung in der Industrie stabil. Negative Impulse jedenfalls gehen von der Branche nicht aus.
Die Geschäftslage der Industrieunternehmen hat sich gegenüber dem Vorquartal sogar leicht verbessert: Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen steigt von 33,1 auf beachtliche 40,4 Prozentpunkte und erreicht damit fast das hohe Niveau des Vorjahresquartals.
Die Geschäftserwartungen verschlechtern sich hingegen. Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Erwartungen fällt von 1,5 auf -4,3 Prozentpunkte. Damit sind die Pessimisten wieder leicht in der Überzahl und der Pessimismus ist auch größer als vor einem Jahr (-1,1 Punkte).
Die Beschäftigungsabsichten der Industrieunternehmen bleiben stabil auf neutralem Niveau. Somit sind die Beschäftigungspläne in der Industrie deutlich stabiler als in der Gesamtwirtschaft, was unter anderem darauf zurückgeführt werden kann, dass die Branche aufgrund ihres vergleichsweise hohen Lohnniveaus von der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns kaum betroffen war.
Die Investitionspläne in der Industrie bleiben weitgehend auf dem hohen Niveau des Vorquartals. Der Saldo aus zu- und abnehmenden Plänen verringert sich nur unwesentlich von 23,3 auf 17,3 Prozentpunkten. Der Vorjahreswert wird weiter deutlich übertroffen. Dabei geben die Unternehmen allerdings den Ersatzbedarf als wichtigstes Investitionsmotiv an.

Baugewerbe: Euphorie etwas gebremst

Wie schon in den letzten Quartalen profitiert das Baugewerbe weiterhin von äußerst günstigen Rahmenbedingungen, insbesondere von niedrigen Zinsen, einer hohen und steigenden Kaufkraft und einem Mangel an renditestarken Kapitalanlagen. So liegt das Geschäftsklima im Baugewerbe mit 15,2 Punkten weiterhin auf einem beachtlichen Niveau, jedoch deutlich unter dem außergewöhnlich hohen Wert des Vorquartals (30,4 Punkte). Ein Teil dieses Rückgangs ist durch saisonale Effekte bedingt. Dennoch ist auch nach Saisonbereinigung die Euphorie zumindest des Vorquartals etwas gebremst.
15-Q3 Bau

Dienstleistungsgewerbe: deutliche Korrektur nach unten

Der Geschäftsklimaindex für das Dienstleistungsgewerbe geht auf 18,9 Punkte zurück. Diese deutliche Korrektur ist mitverantwortlich für den leichten konjunkturellen Dämpfer in der Gesamtwirtschaft. Dabei ist es vor allem die Lage, die sich verschlechtert. Zugleich bleiben die Erwartungen auf neutralem Niveau weitgehend konstant. Dennoch ist die Stimmung in der Branche nach wie vor recht gut. So steigen sowohl die Investitionspläne als auch die Beschäftigungspläne saisonbereinigt an.
15-Q3 Dienstleistungen

Handel: gutes Konsumklima treibt

Das hervorragende Konsumklima in einem Umfeld aus niedrigen Zinsen, robuster Beschäftigungsentwicklung und steigenden Reallöhnen führt zu einer fortgesetzten Aufhellung der Stimmung im Handel. Der Geschäftsklimaindikator für die Branche liegt mit 14,1 Punkten in etwa auf dem Niveau des Vorquartals und weit über dem Niveau des Vorjahresquartals. Saisonbereinigt ergibt sich zum Vorquartal ein deutlicher Anstieg. Innerhalb des Handels ist es vor allem der Einzelhandel, der vom guten Konsumklima profitieren kann. Positive Impulse kommen auch aus dem Kfz-Handel.
15-Q3 Handel

Verkehr: ruhigeres Fahrwasser

Im Verkehrsgewerbe entspannt sich die Situation weiter. Das Geschäftsklima bleibt mit 6,7 Punkten zwar etwas unter dem Niveau des Vorquartals, saisonbereinigt ergibt sich allerdings ein weiterer Anstieg. Auch das Niveau des Vorjahresquartals wird übertroffen. Die Investitionspläne ziehen mit einem Saldo von 9,8 Prozentpunkten nach -6,3 Punkten im Vorquartal deutlich an. Negativ entwickeln sich allerdings die Beschäftigungspläne, die nach 4,9 Prozentpunkten im Vorquartal nur noch bei -10,0 Prozentpunkten liegen. Dies ist kein Zufall: Das Verkehrsgewerbe hatte und hat stärker als die meisten anderen Branchen unter der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zu leiden.
15-Q3 Verkehr