Aufwärtsbewegung gewinnt an Breite - Industrie bleibt zurück
Die konjunkturelle Stimmung der Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts bleibt im dritten Quartal 2016 auf hohem Niveau weitgehend stabil. Bereinigt um saisonale Einflüsse zeigt sich sogar eine weitere Verbesserung von Geschäftslage und Geschäftserwartungen zum Vorquartal. Beide Indikatoren liegen damit auf dem Niveau bisheriger konjunktureller Höhepunkte.
Für die aktuell weitere Verbesserung gegenüber dem Vorquartal sind erneut die binnenwirtschaftlich orientierten Bereiche verantwortlich, insbesondere das Baugewerbe und die Dienstleister schätzen die Entwicklung besser ein. Erfreulich ist auch, dass das Verkehrsgewerbe im aktuellen Quartal den bisherigen Rückstand etwas aufholt.
So bleiben die günstigen konjunkturellen Einflüsse aus stabiler Beschäftigung, niedrigem Preisniveau und niedrigen Zinsen auch im Herbst 2016 erhalten. In Teilbereichen wie dem Baugewerbe schraubt sich die Bewertung in teils schwindelerregende Höhen. Davon kann die Industrie im IHK-Bezirk Halle-Dessau weiterhin nur teilweise profitieren. Die zuletzt moderate Aufhellung des Industrieklimas der Region setzt sich aktuell nicht fort.
Der Geschäftsklimaindex ist im Vergleich zum Vorquartal kaum verändert. Er liegt mit 21,7 Punkten aber über dem Niveau des Vorjahresquartals. Auch die Geschäftslage mit 42,8 Prozentpunkten und die Geschäftserwartungen mit 0,7 Prozentpunkten sind fast unverändert.
Der rasante Anstieg der Beschäftigungsplanungen in den letzten eineinhalb Jahren ist dagegen beendet. Auf vergleichsweise hohem Niveau geht der Index etwas zurück, bleibt aber mit 3,9 Prozentpunkten im Saldo positiv und deutlich über dem Wert des Vorjahresquartals. Die Investitionsabsichten halten mit 18,1 Prozentpunkten ihr gutes Niveau bei.
Industrie: Erwartungen weiter optimistisch, Lage schwächer
Das Geschäftsklima in der Industrie ist mit 18,0 Punkten zum Vorquartal leicht verschlechtert und liegt auf Vorjahresniveau. Die Einschätzung der Geschäftslage sinkt dabei auf 28,3 Prozentpunkte ab, was zudem saisonal unüblich ist. Von der guten allgemeinen Konjunkturentwicklung kann die Industrie im IHK-Bezirk Halle-Dessau weiterhin nur teilweise profitieren. Während die Hersteller von Konsumgütern erneut Umsatzsteigerungen vermelden, gehen Vorleistungs- und besonders Investitionsgüterproduzenten (noch) leer aus.
Die Aufhellung des Industrieklimas setzt sich aktuell nicht fort, vor allem der Export stockt, die Aufträge gehen zurück. Das liegt auch an steigender Skepsis gegenüber Freihandel und Globalisierung, welche zunehmend in protektionistischen Tönen zum Ausdruck kommen. Dies erhöht schon heute viele Risiken auf den Auslandsmärkten und sorgt auch für zukünftig abnehmendes Engagement. Aber auch im Inland gibt es negative Einflüsse für die Exportindustrie: Angesichts steigenden Preisdrucks durch Überkapazitäten und sinkender Rohstoffpreise verlieren die deutschen Unternehmen aufgrund hoher Energie- und Arbeitskosten zunehmend an internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Dementsprechend sind die Salden bei der Gewinnlage und den Auftragseingängen aus dem Ausland aktuell deutlich verschlechtert.
Baugewerbe: Himmelwärts!?
Das Geschäftsklima im Baugewerbe sinkt zum Vorquartal leicht auf 32,0 Punkte. Das ist beachtlich angesichts eines bevorstehenden Winterquartals. Entsprechend ist der Klimawert saisonbereinigt erneut der höchste im Baugewerbe seit 1991. Das gilt auch für die Geschäftslage, die mit 72,9 Prozentpunkten im Saldo kaum noch schlechte Lagebewertungen enthält. Nur noch 6,3 Prozent der Bauunternehmen empfinden ihren Auftragsbestand als zu klein, während 27,6 Prozent diesen als verhältnismäßig groß einschätzen. Die Auftragsreichweite steigt auf 15,3 Wochen. Entsprechend positiv fallen auch die Erwartungen aus.
© IHK Halle-Dessau
Dienstleistungen: Schrittweise weiter aufwärts
Der Geschäftsklimaindex für das Dienstleistungsgewerbe bleibt gegenüber dem Vorquartal mit 26,6 Punkten fast konstant. Er liegt damit deutlich über dem Vorjahresquartalswert und markiert in saisonbereinigter Betrachtung einen weiteren Anstieg. Die Lage ist mit 49,5 Prozentpunkten weiter gut, und die per Saldo ausgeglichenen Erwartungen (3,6 Prozentpunkte) lassen keine baldige Änderung erkennen. Die in den vergangenen Quartalen stark angestiegenen Beschäftigungsplanungen werden etwas zurückgenommen, sind aber mit 12,6 Prozentpunkten weiter expansiv. Auch die Investitionspläne bleiben expansiv. Der Saldo steigt auf hohem Niveau noch einmal an und ist mit 28,9 Prozentpunkten auf Vorjahresniveau.
Handel: Lage weiterhin sehr gut
Der Geschäftsklimaindikator im Handel trübt sich zum Vorquartal insgesamt ein. Mit 11,9 Punkten liegt er nur noch auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Allerdings bleibt dabei die Geschäftslageeinschätzung mit 36,3 Prozentpunkten gegenüber Vor- und Vorjahresquartal konstant. Umsätze und Gewinne im abgelaufenen Quartal werden als unverändert angegeben. In saisonbereinigter Betrachtung erreicht die Lage im Handel damit sogar erneut einen Rekordwert. Die Geschäftserwartungen dagegen sinken gegenüber dem Vorquartal deutlich, der Saldo signalisiert mit -12,6 Prozentpunkten ein Übergewicht der Pessimisten. Die Unternehmen erwarten keine weiteren Umsatzzuwächse in den nächsten Monaten. Entsprechend sind die Planungen zu Beschäftigung und Investitionen eher zurückhaltend.
Verkehrsgewerbe: Holt auf
Das Verkehrsgewerbe konnte in den vergangenen Quartalen nicht von der guten Situation in den anderen Branchen profitieren und blieb zurück. Dies hat sich im aktuellen Quartal geändert. Das Geschäftsklima steigt auf 15,6 Punkte und liegt damit über dem Vor- und Vorjahresquartal. Die Geschäftslage verbessert sich ebenfalls auf gute 35,9 Prozentpunkte im Saldo. Dabei hat sich offenbar die Gewinnlage etwas entspannt, und die Umsätze und Auftragseingänge sind gestiegen. Für die kommenden Monate werden hier konstante Umsätze erwartet.